Rückkehr nach Sel Tac'Zil, Grenzposten, 20. Februar 10-2

Wir hatten zwei Nächte im "Kupferkessel" nah der Sel Tac'Ziler Grenze verbracht. Ich hatte mit Tha'Risha ein treffen in der Taverne am Grenzposten für den 20. vereinbart.
Als wir den langen Abstieg vom Grenzposten ins Tal hinunterkamen, war es sonderabr still. Nicht ein einziges Pferd war zu sehen und die Stille lastete fast auf dem völlig verschneiten Tal.
Es gab zwar Spuren im Schnee, aber sie waren allesamt älter als zwei Tage.
Allister, Amira, Viktor und ich gingen langsam den kleinen Hang zur Hütte hoch, wo ich einer Gruppe von Fremden gewahr wurde, die zwei der Ilythirien bedrohten. Ich er kannte Myr'uit, den jungen Mann an ihrer Seite hatte ich aber noch nie gesehen.

Wie es meine Pflicht ist, trat ich zwischen die Menschen und die Drow und fragte, was geschehen sei.
Die Fremden sagten, sie hätten die Drow gefunden, welche die Hütte völlig verwüstet hatten.
Meiner Meinung nach unvorstellbar!
Sie, die Fremden, würden Gericht über die Drow halten, weil sonst keine Gerichtsbarkeit vorhanden wäre.
Ich stellte richtig, dass genau diese Beiden die Gerichtsbarkeit darstellten, so lange keine anderen den dunklen Volkes anwesend wären... und dies Drowland sei.
Lange Rede kurzer Sinn: ich stand vor ihnen, um die Ilythirien mit meinem Leib und Leben zu schützen, sie niemals auszuhändigen und sie vor Schaden zu bewahren, als die Fremden ohne Vorwarnung angriffen und mich mit wenigen Streichen niedermachten.
Ich konnte nichts tun. Brach in die Knie und musste mit schwindenden Sinnen den anderen den Kampf überlassen.

Wieder einmal - so erfuhr ich später - hatte Allister Worte benutzt, die mich noch im Nachhinein schwer trafen. Er hatte sich entscheiden sollen - für die Fremden oder die Drow... und er hatte gesagt: "...für die Legendenweberin."
Habe ich wieder jemanden an mich gebunden, auf dass er sich in Schwierigkeiten bringt, so lange ich in der Nähe bin? Ich hatte mir geschworen, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Was mich mit Aly'Triss verband, war schwer genug zu tragen. Doch nun scheint es auch Allister zu sein.

Als sie den Angriff zurückgeschlagen hatten, und die Fremden sich erst sammeln und neu formieren mussten, haben sich wohl Allister und Myr'Uit meiner angenommen.



Sie brachten mich in die Hütte, in der es bei unserer Ankunft sonderbar gerochen hatte, nun aber nichts mehr davon zu spüren war.
Ich fand mich auf Felle begettet und kaum einer Regung fähig viel später auf den Tischen wieder.



Amira und Myr'uit hatten sich dem tiefen Hieb in meine linke Flanke und meinem rechten Knie angenommen, die sogar den Gambeson durchschlagen hatten... den rechten Arm mussten sie zunächst unversorgt lassen, weil ein neuerlicher Angriff kam. So wie mein Ärmel aussah, und sich der lange Lederhandschuh anfühlt, muss der Handschuh mit Blut vollgelaufen sein. Allister war es, der ihn mir später auszog und dem das Blut über die Hand lief. Er war es auch, dem ich meine jetzige "Kunststickerei" zu verdanken habe. Auf meinem Arm finden sich die Buchstaben E A C, die ich Allister zu verdanken habe. Ob er wirklich "Eigentum von Allister Caine" damit meint?

Es passierten mehrere Dinge gleichzeitig.
Myr'uit ging es zusehends schlechter - ihre Hände wurden taub, die Füße versagten ihren Dienst. Auch der junge Alchemist konnte sich zunehmend weniger bewegen.
Lysander, der Magus aus Kahazul'Mar, mit dem wir angereist waren, erklärte sich aber bereit, sich an einem gegengift zu versuchen. Dass es sich um ein Gift handelte, was schnell klar.
Draußen spielten sich immer wieder Kämpfe ab - und irgendwann brachten sie Allister hinein - blutüberströmt und mit zwei Schußverletzungen.
Ich hatte mich grade mühevoll aufgesetzt und war eigentlich gar nicht in der Lage, irgend etwas zu tun, als er aufschrie, als Amira sich seiner annahm.
Jetzt, wo ich hier sitze und schreibe, habe ich noch seine Stimme im Ohr und es ist wie eine kalte Hand, die mein Herz umspannt, wenn ich daran denke.
Lange schon ist es her, dass mich etwas so tief getroffen hat.
Gegen alle guten Ratschläge stand ich auf ung ging hinüber, als er mich ansah und mir ohne Bewußtsein in die Arme sank.
Ich fing Allister auf, half Amira so gut es ging, die ihm zwei Kugeln entfernte, die Schulter und Leib getroffen hatten. Ich war erschrocken, weil er gar nicht wieder richtig zu sich kam, sondern immer wieder wegsackte und das Bewußtsein verlor.



Wir legten ihn auf den Tisch, wo er ruhen konnte.
Ich stand noch lange bei ihm, die Hand auf der verbundenen Bauchwunde und hatte einfach nur angst um ihn.



Das, was in Xant passiert war, hatte ihn schwerer verletzt, doch hier reagierte er völlig anders! Es muß wohl an der Kugel des Geistes gelegen haben. Hier war der Schaden viel schwerer und sein Leid immens.
Ich versuchte haltung zu bewahren und war froh, dass die anderen in meinem Rücken standen, so dass mir keiner ins Gesicht sehen konnte.

Wenig später kam die kleine Hexe in die Hütte und forderte erneut die beiden Ilythirien. Ich ließ mir von Amira einen Dolch geben und es gelang mir, sie mit einem Streich zumindest zu verletzen - einer ihrer Wachmänner schnitt mir dabei wieder quer über den Leib, ritzte aber nur die Haut. Er hatte kaum Bewegungsfreiraum.
Sie flüchteten nach Draußen.