Es waren nun fast sechs Monate vergangen, seit Tha'Risha das letzte Mal mit Yaru ein Wort gewechselt hatte. Sie hatte es verstanden, wieso ihre An'kin nicht viel Zeit hatte und was sie so beschäftigte. Dennoch sah sich in dem Fall die Schülerin - und so sah sich Tha'Risha durchaus noch - verpflichtet ihre Meisterin über die geschehenen Dinge aufzuklären.
Dazu hatte sich der junge Champion des Tzeentch in ihren Ritualzirkel in Tal'Ankir zurückgezogen, alle Türen verschlossen um allein zu sein. So saß sie nun in einem Wirrwarr aus buntschillernden Gebilden, leuchtenden Runen und Energien des Chaos.
IHr Geist suchte die Verbindung, suchte die andere. Tha'Risha war hochkonzentriert und völlig fern für das, was in der realen Welt um sie herum war.
'Lass mich dir berichten, An'kin Yaru. Ich hoffe, deine Geschäfte in der Chaoswüste gehen entsprechend deinen Wünschen.' MIt Tha'Rishas Worten schwang eine große Portion ehrlichen Respektes mit, der ihr gebühren sollte. Keine Spur von Zwist. 'Es existiert ein neuer Zugang von der Wüste aus in diese Welt nach Lefuni. Sie wird sich dahin ergießen, zusammen mit dem Warp. Dieser Zugang ist mittels eines Rituals mit Beteiligung aller Götter geschehen, aber unter der Vorherschaft Tzeentchs. Wie ich es dir versprochen habe, An'kin. Ich lege dir Lefuni zu Füßen. Und es war nur der Anfang. Lefuni ist bereit. Es wird nicht mehr lange dauern und wir werden reiche Ernte halten können. Es wird mich in diesem Jahr erneut dahin verschlagen. Meiner und vor allem dein Einfluß dort ist unverrückbar. Ich habe erfahren, dass Tichondrius ebenso in diese Lande reisen wird. Du erinnerst dich an ihn? Wäre das nicht eine nette Gelegenheit, alte Bekannte wieder zu treffen?'
Tha'Risha machte eine bewusste Pause, sammelte innerlich noch ein wenig mehr Kraft. In der realen Welt vergingen Stunden, während sie hier saß.
'Ich war auch wieder in Weltenwacht, An'Kin. Auch wenn das Chaos dort nur wenig vorhanden ist, so sind diese Wenige doch stets bemüht, mehr Einfluß zu bekommen. Die Schar derer, dich sich mir anschließen wird größer und sie gehören den unterschiedlichsten Göttern an.'
Sie stockte einen Moment. 'An'Kin, ich träume in letzter Zeit nicht mehr nur von Tzeentch. Ich höre... ab und an... das Gebrüll von Khorne. Warum?'
Tha'Risha schwieg. Sie hoffte nicht auf eine Antwort, wollte Yaru lediglich so etwas wie einen Statusbericht schicken. Dennoch blieb sie in Trance in ihrem Ritualzirkel. Hier schöpfte sie Kraft. Hier vergaß sie auch, dass sie schwanger war.
'Es gibt Zeiten da steht die Eiserne faust gegen den Feind... manch einer missversteht es als gebrüll Khornes, aber auch Tzeench kann zuschlagen wenn er muss!' war ein ferner fast kaum hörbarer Gedanke.
Das Wirbeln um sie herum wurde stärker, als THa'Risha mehr nach den Energien des Zirkels griff. Sie kannte die Signatur ihrer Meisterin und versuchte diese noch mehr anzupeilen, sich an sie zu koppeln.
Irgendwie fehlte jedoch das Aufgreifen von der anderen seite.. Ihre Meißterin muss wohl den 'Kontakt', so man es denn so nennen konnte, losgelassen haben....
Seufzend unterließ sie jeden weiteren Versuch. Es machte sie wütend. KNurrend ließ sie den Zirkel fallen. In Tha'Risha wuchs der Wunsch, selbst in die Wüste zu reisen.
Tha'Risha zog sich vorerst zurück, um etwas nachzulesen, zu ruhen und Kräfte zu sammeln. Am nächsten Tag kam sie zurück in ihren Zirkel, in dem bereits zwei gefangene Druchii knieten. Sie brauchte dieses Mal enorm viel Kraft und Blut sollte diese Kraft liefern. Die Zeichnungen und Runen sahen kompliziert aus, doch gleichsam wunderschön. Dann intonierte Tha'Risha die Anrufung an ihren Herrn, lobte Tzeenchts Namen und kredenzte ihm die Seelen der Gefangenen. "Getrieben von der Wut des Schmerzes und dem Zorn der Urkraft, erhebe ich meine Stimme wie Donnergrollen, auf das die ganze Welt mich höret!" Aus den Druchii wurden grotesk verschmolzene Kreaturen, ein Abbild des Leides. "Seht her! Die mächtige Stimme meiner Rache zerschmettert die Stille der Luft und steht wie ein Monolith des Zornes auf einer Ebene sich windender Schlangen! Ich stehe hier, als Dienerin des Wandels, mit dem Ziel ein Tor zu öffnen. Ein Tor in dein Reich." Tha'Risha war am Höhepunkt der Konzentration, die Luft war aufgeladen mit Macht und die Energien waren selbst außerhalb des Tempels spürbar. Mit ihren Händen formte sie einen Keil, bereit die Realität zu durchstoßen. In ihrem Geist formte sie das Bild der Wüste, genauer gesagt, die Stadt in der Nähe von Yarus Tempel. Sie war einst dort gewesen.
Das, was Tha'Risha an Energien freisetzte, war enorm. Sie kratzte so ziemlich alles zusammen, was sie verwerten konnte. Ihre eigenen Warpfäden pulsierten wie wild und zogen aus dem Blut der Opfer jedes bisschen Kraft. Tha'Risha selbst stand der Schweiß auf der Stirn, doch sie machte unaufhaltsam weiter. Um sie herum bebte die Erde, draußen wurden sogar die Tiere nervös, so dass man Mühe hatte, sie zu halten.
'Ein Zugang... ' waren ihre Gedanken, nichts ließ sie davon abbringen. Und doch hatte sie noch ein Ass in sich. Tha'Risha griff auf eine weitere Energiequelle in sich zurück. Ihr Kind, das kurz davor stand zur Welt zu kommen.
Die Ohrfeige die daraufhin kam war gewaltig. 'NEIN!' donnerte es. 'Hör auf du kostest mich ....' dann brach es ab und auch die gegenwehr war nicht mehr da.
Die Ohrfeiger riss sie von den Füßen und schleuderte Tha'Risha mit aller Härte gegen die Tempelwand. Stöhnend wollte sie aufstehen, als sie Blut schmeckte und bald darauf zusammensackte. Bevor sich Schwärze um ihren Geist legte kam ihr noch etwas leise über die Lippen :"Es gibt mehrere Methoden in die Wüste zu gelangen..."
Wie auch sonst so träumte Tha'Risha auch diesesmal. Es war erbätmlich heiß, die Luft brannte förmlich und es roch nach Blut. In der Ferne grollte es bedrohlich. Als sie an sich hinuntersah, bemerkte sie, dass sie bis zu den Waden in Blut stand. Um sie herum Berge von Leichen. Es war Arca, die auf sie zukam. Die ungeteilte Priesterin grinste. Neben ihr Kjalter und Kelben, die großen Äxte des Khorne in den Händen.
Jemand berührte sie an der Schulter....
Tha'Risha schreckte hoch und blinzelte. Sie lag im Tempel, die Kerzen waren fast runtergebrannt.Als sie versuchte, sich aufzusetzen, knirschte etwas. Gebrochene Rippen. Ganz toll. Dennoch kam sie auf die Füße und trat an ihren Zirkel heran. Knurrend wischte sie Runen fort, warf Kerzen um und ließ ihrem Zorn freien Lauf.
Wutschnaubend stapfte sie - die Schmerzen ignorierend - aus dem Tempel. Ein Bediensteter, einer der gefangenen Sklaven, kam nicht schnell genug weg und wurde Opfer eines Energieballes. "Stellt mir einen Trupp zusammen, gepanzert und gut ausgerüstet!" donnerte sie, als sie in ihr Haus kam. "Macht Aqua fertig und Leth und bringt mir zum Donnerwetter meine Rüstung."