Meine Reise hat mich tief in den Osten geführt, durch bergiges Land und offene Weiden bis hin zu einem Waldreichen Land namens Bjelawa. Ein Fürst des Landes, der Reichskanzler Dimitri Krimsibirskow, sollte in zwei Tagen zu Grabe getragen werden und so beschloß ich zu verweilen. Zwei Freundinnen traf ich auf dem Weg dorthin, und sie begleiteten mich: Nafân, eine Wildelbe, und Kaya, die Frau mit dem Bären, von der ich Dir kurz erzählte. Wir waren noch nicht lange in der Nähe eines Gasthofes in Krimsibirsk, als wir schon von vielen anderen reisenden begrüßt und regelrecht belagert wurden. Ob wir auch zum Begräbnis hier wären, wer wir wären und was wir wollten... Und schon am ersten Abend unserer Anwesenheit überschlugen sich die Ereignisse. Plötzlich war der aufgebahrte Leichnam weg. Gestolen. Oder doch nicht? Kaya meinte trocken, dass er sicher aufgestanden und weggegangen sei. Ich hoffe, dass sie unrecht hat! Hier läuft auch ein sonderbarer Seher herum, der ein Auge bei sich trägt... er scheint es zum Sehen in der materiellen Welt zu benutzen. In meinen Augen ist er ein Nekromant. Ich muß aber zunächst herausfinden, wer oder was er wirklich ist, bevor ich gegen ihn vorgehen kann. Er widert mich an. Zudem scheint hier ein Geist umzugehen, der das Gasthaus unsicher macht. Ein Magier brach zusammen, als er sich ihm unvorsichtig näherte - seit dem schleppt er einen Mantel mit sich herum, den er nciht ablegen will. Sehr sonderbar! Ich sehe mich verpflichtet, hier zu helfen, zumal der Priester, der den Reichskanzler beerdigen sollte, getötet wurde. Ein Hauptmann sprach mich an und erbat desbezüglich Rat und hilfe, denn er muß diesen Kanzler beerdigen. Ich werde die Aufgabe übernehmen, zumal es sonst niemanden zu geben scheint, der das tun kann. Für morgen will ich einen Tag des Schweigens einlegen. - Heute ist der zweite Tag. Im Wald wurden Orkische gesehen. Man sagt, sie hätten die Leiche des Reichskanzlers! Wir werden dem nachgehen. Kaya hat sich der Sache mit dem Geist angenommen und erhält Unterstützung dabei von Nafân. Sie wollen über das Reich der Toten Kontakt zu der wandelnden Seele aufnehmen. Ich habe nach dem Frühstück lange noch gesessen und gegrübelt, wie es sich wohl mit einigen Informationen verhält. Unter anderem befindet sich unter den Reisenden ein Goblinoider und ein Steintroll. Der Goblin - Nafân nennt ihn nur Kreischer - soll Pergamente haben, die scheinbar nicht beschriftet sind, aber wohl laut dem sonderbaren Seher eine immense Bedeutung haben. So schweige ich denn, aber auf dem papier versuche ich mit den anderen gemeinsam zu denken, wie wir dem Goblin die Pergamente abnehmen können. Ich bin gegen den Einsatz von roher Gewalt, zumal der ein Fass mit schwarzem Pulver bei sich trägt! Eine viel zu große Gefahr für die anderen Reisenden. Ich habe mir auch endlich den Namen des verzweifelten Hauptmanns notiert: Ivan Danilowitsch Korossov. Oh - und er ist nur 2. Hauptmann, der allerdings hofft, durch die sachgerecht durchgeführte Beerdigung irgendwann zum Hauptmann und später dann zum Buben befördert zu werden. Im Moment tut er mir jedoch nur immens leid, denn er ist völlig verzweifelt bei seiner Suche nach dem Leichnam.
Es ist noch gut vor der Mittagszeit, als wir uns aufmachen, um im Wald einigen Gerüchten nachzugehen und uns umzusehen, was es mit Orks oder Spuren auf sich hat. Kaya bereitet derweil den Kontakt zur Geisterwelt vor, Nafân begleitet mich zunächst. Ebenso die beiden Geschöpfe, von denen ich nicht weiß, was ich von ihnen zu halten habe. Tieflinge nennen sie sich. DAs weibliche Wesen hat kleine Hörner auf der Stirn und lange Ohren, ihr Begleiter ausgefranste Ohren, die wie Flossen eines Fisches abstehen. Als wir die direkte Umgebung des Gasthofes verlassen, werden wir von der Gruppe der Stahlwölfe gefragt, wohin wir wollen... ...und im Reflex drehe ich mich um und antworte: "Im Wald nach Spuren umsehen." Ich habe mein Schweigen gebrochen! Verzweiflung überkommt mich. Schon bei der ersten Prüfung versage ich - nicht einmal einen Tag kann ich durchhalten! Wie soll ich jemals dieses Buch der Aufgaben erledigen, wenn ich die einfachsten Dinge nicht schaffe? Ich fürchte, niemals nach Hause zurückzukehren!
Im Wald haben wir eine Trollhöhle gefunden - und einen verschleppten Bauern. Die Stahlwölfe kamen uns nach, und so gelang es den Troll mit einer Zusage von Fleisch dazu zu bringen, den Verschleppten herauszugeben. Der verletzte Bauer konnte von Nafân geheilt werden und war in der Lage, den Rückweg auf eigenen Füßen anzutreten. Den Leichnam des Reichskanzlers haben wir dabei aber nicht gefunden. Nafân, die Wildelbe, scheint unglaubliche Kräfte auf magischem Gebiet zu haben. Ich drängte dann zur Rückkehr, denn Kaya musste inzwischen sicher mit ihren Vorbereitungen so weit sein, dass ein Kontakt hergestellt werden konnte. Die anderen verblieben noch im Wald und der Söldnertrupp - deren Anführer ein roher, ungebildeter und trunkener Raufbold zu sein scheint - wollten die Suche noch fortsetzen, zumal es sie wohl nach Kampf gelüstete. Als wir auf den Platz zurückkamen, war der von Besorgnis zerfressene Hauptmann wieder da und rang die Hände. Jedesmal wenn er mich sah, stellte er fest: Sie wird helfen. Ja, sie wird helfen... Hoffentlich kann ich wenigstens seinem Wunsch nach einer formell und passenden Beerdigung nachkommen. Als Kaya mich sprechen hörte, sah sie mich lange an - sagte erst nichts, und kam später zu mir. Sie nahm mich auf die Seite und hatte einfach Teil an meinem Kummer. Es fällt mir noch immer schwer, in Worte zu fassen, was ich empfinde. Bin ich denn würdig? Kann ich das wirklich schaffen? Zweifel nagen an meiner Seele und beschweren mir das Herz. Ich kann im Augenblick nicht denken.