Hier, im südwesten, liegt Sel Tac'Zil nah an Frankonien. Dies ist der Grenzübergang, der nach kurzer Wegstrecke in das Land des Rotweins und der besonderen Brote führt...
Ein eng gewundener, steiler Weg führt das Tal hinunter und auf eine schmale Holzbrücke zu. Der Abstieg ist gefährlich und schon so manches Fuhrwerk stürzte die steilen Hänge rettungslos hinunter. Den Reisenden erwartet ein ebensolcher steiler und gefährlich gewundener Anstieg auf der anderen Seite der 'grünen Winde', wie der Fluss genannt wird. Sowohl auf der Höhe auf Sel Tac'Ziler Seite, wie auch unten an der brücke befinden sich Wachstationen...
Langsam näherten sich ein paar Reiter der Grenze. Es waren zehn Tage seit dem Fest der Drachen vergangen. Alle waren von einer langen Reise staubig und müde und man sah ihnen die Strapazen eines sehr langen Rittes an. Sirgal hatte gemeint, dass es sicher ruhiger wäre, wenn man Sel Tac'Zil nicht auf einem der Hauptwege bereisen würde, und so hatte die Gruppe den westlichen Zugang gewählt. Kurz vor dem Abstieg in das steile Tal hatten sie von der Kutsche auf Pferde gewechselt und machten sich jetzt daran, die Tiere Schritt um Schritt den steilen Weg hinuntergehen zu lassen. Die Botin drehte sich vorsichtig im Sattel, um zu sehen, ob die anderen mitkamen.
Tha'Risha saß auf dem Tier direkt hinter der Botin, dahinter saß ein Glenn, der auf dem Weg zu ihnen stieß und hielt das Banner hoch. Es war eine beschwerliche Reise, die durch die Verletzungen, welche einige der Reisenden in der letzten Schlacht auf dem Fest der Drachen davongetragen hatten nicht leichter wurde. Der Streitkolben hing ihr am Gürtel und die Kapuze hatte sie tief ins Gesicht gezogen. "Ich freue mich jetzt schon auf einen heißen Zuber," gestand die Halbdrow. Doch die Ereignisse im Lager des Grauen drückten ihr auf die Stimmung. Viel war geschehen...
Sirgal nickte wortlos. Schweigend und in sich versunken ritt sie weiter. Die Botin hatte auf dem Fest der Drachen Dinge getan, die sie zu tiefst über sich selbst erschreckten... Seit den letzten Tagen war sie wortkarg und abweisend. Sie hatte eine Mauer um sich errichtet, die fast greifbar war.
Sie spürte die dunkle Wolke, welche schon seit Tagen über ihnen schwebte, dazu kannten sie sich zu lange. Sie schloß zu Sirgal auf und berührte sie sanft am Arm, suchte den Blickkontakt. Es war eine stumme Aufforderung :"Sprich mit mir..."
Sirgal hob den Blick. Ihre Augen wirkten schwarz in dem trüben Licht. Ein harter Zug warf eine tiefe Falte um den Mund der Botin. Sie sah Tha'Risha eine Weile an, bevor sie sagte: "Wie ist es, neben einer Mörderin zu reiten?"
"Sich an einen Mann heranzuschleichen, ihm Honig ums Maul zu schmieren und ihm dann die Kehle durchzuschneiden? Nein, das war keine Schlacht. Das war Mord."
"In dem ich ohne Sinn und Verstand ein Menschenleben auslöschte?" Verzweiflung schwang in ihrer Stimme mit. "Ich habe Dinge getan, die ich nie hätte tun dürfen! Auch der Angriff auf Selanaya..." Sie wurde sehr leise. Sirgal liebte das Volk der Drow. Für das jedoch, was sie auf dem Fest der Drachen getan hatte, hasste sie sich, auch wenn da diese kleine leise bohrende Stimme war, die immer wieder sagte 'Aber Du hattest doch recht'...