"Du kannst den Wind beherrschen. Ihn rufen, wie es auch die Magier der Sterblichen zu können wissen. Es ist eine Devensive Kraft. Sie Soll schützen. Du wirst dich schützen müssen können, für das was ich mit dir plane."
Der Avatar schwieg einen moment.
Er hob den Arm und berührte Cyrgaya sanft ein kleines Stück über dem Karfunkel. Kälte ging von diesem Punkt aus, als sich das Mal des Grauen Drachen manefistierte.
Cyrgaya nickte stumm. "Ich kenne sie alle - die Sprüche und Wege... nur der Zugriff darauf ist mir schon so lange verwehrt", sagte sie leise. "Das, was mir blieb, sind die kleinen und Heilzauber." Als er sie berührte, erschauerte sie unter seiner Macht. Es war das gefühl der Zusammengehörigkeit, etwas von zu hause.
Sie sah zu ihm auf. Im Gegensatz zu dem Avatar war sie den Gesetzen der Natur unterworfen - und es war sogar für einen Drachen kalt. Dennoch verharrte sie, wo sie war und begann langsam zu berichten: "Ich hatte mich in das Lager des goldenen Bruders begeben, denn er war noch der Neutralste unter den Kämpfenden. Doch bereits zu Beginn des Festes musste ich feststellen, dass das Lager gespalten war und viel Zwietracht auf dem Fest herrschte. Immer wieder kam das Gespräch auf einen untoten Drachen, der sich an Deiner Stelle erheben könnte, da der Kreis nicht mehr im Gleichgewicht war."
Sie zog den Mantel enger um die Schultern. "Das Goldene Lager war in jenem Jahr in zwei Bereiche geteilt. Die Andurin beherrschten das Kleinere der beiden Lager. Unauwen, ein alter Freund, lagerte bei ihnen. Heute weiß ich, dass zu dieser Zeit das Triumvirat entstand. Es gab am zweiten Tag eine Zusammenkunft, eine Beratung, wie vorzugehen sei, um Dich in den Kreis zurückzurufen. Viele alte bekannte, die in den darauffolgenden Jahren auch bei Dir waren, kamen in jenem Jahr zusammen."
Cyrgaya kniete vor ihm im Schnee und sprach langsam weiter: "Am Abend des dritten Tages kamen wir dann alle am Ritualkreis zusammen. So viel ich weiß, hat die Botin Sirgal diese Erzählung auch in dein Buch geschrieben. Über hundert waren wir, die schon damals schworen, Dir zu folgen. Lilis, Tha'Risha, sogar der Oger Shluk... So ist es heute nur eine Erneuerung meines Schwurs gewesen, Ältester. Doch unser Tun blieb nicht unbemerkt. Zunächst hielten wir die Beobachter für eine Gefahr, doch es stellte sich heraus, dass die Jünger des schwarzen Bruders und jene die dem Chaos folgen über uns wachten!"
Wieder hob sie den Blick. "So wie ich auch herausfinden konnte, dass bestimmte Konstellationen schon immer an Deiner Seite sind, Grauer. Schwarz, Chaos... Silber... vielleicht Gold, die Stählerne hätte es sein können... und der junge Blaue. Rot und Grün werden sich wohl immer schwer tun." Sie machte nachdenklich eine Pause. "Kupfer..." sie schüttelte den Kopf. "Er passt zu dem alten Widersacher..." Wiederrdachte sie lange nach und sah im geiste auf die Fäden des Schicksals, die sich in den Äonen der Nacht spannten. Plötzlich hob sie überrascht den Kopf und sah den Grauen an. "Du hast sie zu einer der Deinen gemacht?" fragte Cyrgaya scheinbar zusammenhanglos.
Der Älteste konnte sich ein verhaltenes Lachen kaum verkneifen. Es klang staubig und etwas heißer. Seltsamerweise scheint es, um so länger ein Leben wirkt desto seltener Lacht man wohl.
Wieder hallten die Worte des Avatars metaphysisch durch den Wind. "Ja, eine Sterbliche. Wer weiß wie lang? Ein empfänglicher Geist. Doch wem sage ich das, Cyrgaya? Wandeltest du doch auch auf dem Pfad den ich vor langer Zeit gegangen."
Der Graue drehte sich um und sah in die Ferne der verschneiten Landschaft, welche versuchte Anstalten zu machen eins zu werden mit dem Horizont.
"Wer weiß, vielleicht werde ich ihr eines Tages einen Kuss schenken."
Cyrgaya musterte ihn schweigend. War diese Verbindung mehr, als die von Geist zu Medium? "In den Weiten der Sternennacht mit ihrer Leere sehen die feinen Fäden des Schicksals keinen Unterschied zwischen ihnen und... uns." sagte sie dann sanft und leise, so als spräche sie zu einem ihrer Schüler.