Der Tag begann wie die vorangegangenen auch. Ziemlich windig und hier und da mit leichten Regenschauern. Amira war verhältnismässig früh auf den Beinen- für heute hatte sie vorgehabt die restliche Insel abzureiten; besonders gross war die zwar nicht, aber sie hatte die Hoffnung vielleicht bei Ebbe sich mitsammt Reittier auf einer der kleineren Nachbarinseln umzusehen. Mit hochgeschlagenem Mantelkragen und den mit Vorräten gefüllten Satteltaschen über der Schulter macht sie sich auf dem Weg quer durch die Stadt zu den Ställen. Schon am Eingang wird die blaubemantelte Gestalt von einem tiefen Wiehern lautstark begrüsst. "Na, Dhashur? Bereit für das Sauwetter?", begrüsst sie das grosse Dunkelbraune Pferd, während sie diesem die Stirn krault. Anschliessend holt sie das Sattel- und Putzzeug und macht das ungeduldige Tier bereit. Zum Schutz gegen den Wind hatte sie noch zusätzlich eine alte ausrangierte Armeedecke umfunktioniert und diese unter dem Sattel festgeschnallt. Nachdem auch die Satteltaschen festgezurrt waren, führt sie ihr Pferd hinaus und klettert auf dessen Rücken. Hoch zu Ross geht es dann zu dem bereits bekannten Seitentor und ab ins 'Hinterland'...
Als Amira durchs Seitentor reitet ertönt aus dem Schatten des Tores eine Stimmte
"Na, so früh schon auf den Beinen? Wohin gehts denn, bei dem Wundervollen Wetter?"
Kyrillas trat einen Schritt aus dem Schatten des Tores, so das sie ihn sehen konnte. Der junge Mann sah aus wie immer. Doch hatte er seien Gaunerkragen hochgeschlagen und sein Kopftuch umgebunden. Auf dem Rücken war seine Muskete. In der Hand hielt er eine laterne, die aber erloschen war.
Die andern Wächter, zumindest die, die zu sehen waren blieben stumm und taten ihre Arbeit.
Es bedurfte lediglich einer leichten Zügelhilfe, um das grosse Pferd zum Halten und Umdrehen zu bringen. Amira lächelt, als sie Kyrillas erblickt. "Na ja, der Grosse hier braucht seinen Auslauf und ausserdem ist mir langweilig.", antwortet sie grinsend und klopft dem schnaubenden Pferd den Hals, "Ich dachte ich schau mir zur Abwechslung mal die Gegend ein bisschen besser an, statt im Hafen herumzustromern. Und selbst? Schicht gerade zu Ende?"
"Och- die Graue ist noch im Stall.", meint sie im Plauderton, "Die hätte ich sonst heute Nachmittag oder so bewegt- kommt halt drauf an, wie lang ich brauche." Amira legt den Kopf schief.
"Ist schon ne Weile her das ich auf einem Pferd gereiten bin, aber wenn wir nicht gerade übertereiben sollte es gehen. Wenn du das Pferd bereit machst hole ich meine Ausrüstung"
"Kein Problem- ich würd' vorschlagen, wir treffen uns nacher wieder hier.", antwortet diese und lenkt ihren Dunkelbraunen wieder zurück in die Stadt. Dem passt das Anfangs nicht sonderlich, was am Hochwerfen des Kopfes gut zu erkennen ist, doch er kriegt sich recht schnell wieder ein und trabt wieder lammfromm in Richtung Stall. Dort angekommen, schlingt sie die Zügel locker um den Anbindebalken vor der Tür und verabschiedet sich kurz mit einem leichten Klopfen auf den Hals des Tieres. Die Graue Kavaleriestute ist schnell geputzt und aufgesattelt- auch für sie hat Amira noch eine ausrangierte Armeedecke gegen den Wind auftreiben können. Als sie sie am Zügel nach draussen führt, ertönt ein tiefes Brummeln aus Dhashur's Richtung und prompt nimmt der Dunkelbraune eine stolze Haltung an. "Mach' Dir nen Knoten rein.", grinst Amira und steigt wieder auf, um mit der Grauen am Zügel wieder zum Seitentor zu reiten und auf den Grabenkämpfer zu warten.
Kyrillas indessen ging zurück zur Kaserne und packte seinen Rucksack. Darin verstaute er eine Decke, Proviant und zu trinken. Die Muskete auf den Schulter, und der rest seiner Ausrüstung, die er auf sich trug kehrte er zurück zum Tor.
Amira's Pferd scharrt ungeduldig mit einem Vorderhuf- er wollte endlich rennen! Die Graue hingegen war wesentlich gelassener und schnaubt entspannt. "Dann wollen wir mal.", meint Amira und gibt ihrem Pferd das Zeichen zum losgehen, "Schön langsam, Grosser- benimm' Dich; wir sind heute nicht allein." Sie lässt das grosse Tier für's Erste knapp an der Wasserlinie gehen, wobei dieses aufmerksam mit den Ohren spielt und hin und wieder ein tiefes Schnauben hören lässt.
Kyrillas sah noch etwas verkrampft aus, versucht sich aber so gut es ging wider dran zu gewöhnen. Er war kein guter Reiter, lieber war er auf dem Boden oder in seinen Gräben.
"Hm. Normalerweise hätte ich ihn hier erst einmal an der Küste laufen lassen- dann wäre ich einmal quer über die Insel zur Rückseite, um von dort bei Ebbe vielleicht auf eine der Nachbarinseln überzusetzen.", antwortet sie, "Wenn's mit dem Knie nicht mehr geht, dann sag' bescheid- ich hab noch Verbände eingepackt, aus denen ich Dir ein Polster schnüren könnte, damit es nicht zu sehr drückt." Amira sah auf den ersten Blick, dass Kyrillas wohl tatsächlich länger nicht mehr auf einem Pferd gesessen hatte und sich am Boden höchstwahrscheinlich wohler fühlte, daher belässt sie das Tempo bei einem gemächlichen Schritt.
Allmählich lenkt sie das grosse Pferd in Richtung Landesinnere. Wieder ein ungeduldiges Schnauben, welches Amira geflissentlich ignoriert. "Ich eben auch nicht- ich dachte, das wäre eine gute Gelegenheit.", meint sie und schaut kurz nach oben, "Wer weiss- vielleicht klart es ja noch ein wenig auf."
"Nur zu gerne.", antwortet diese grinsend, "Sonst platzt der mir noch."
Kaum ausgesprochen, wird Dhashur auch schon schneller- aus Schritt wird Trab und daraus schliesslich ein leichter Galopp. Trotzdem war es offensichtlich, dass er am liebsten voll aufgedreht hätte; doch aus Rücksicht auf Kyrillas hält AMira ihn zurück.