Lukarde hatte es sich nach der zerschlagung des Ordens zur Aufgabe gemacht, die nähere Umgebung im Auge zu behalten. So wussten alle, dass sie regelmäßig auf verschiedenen Runden in den Tälern und auf den Höhen der näheren und weiteren Umgebung unterwegs war...
Auch an diesem nachmittag war sie, wie immer aufs Pferd gestiegen und hatte es auf die Höhen nach Westen gelenkt. Im schattigen Wald war sie seit drei Stunden unterwegs und ließ das Pferd entspannt Schritt gehen und Hals und Rücken strecken. Es schien alles ruhig zu sein... Luka sah sich um. Hier war seit langem niemand mehr gewesen. Spuren von Wild und Spinnennetze verrieten, dass seit ihrer Letzten Runde keiner diese Pfade benutzt hatte. Sie seufzte erst, dann klopfte sie dem Pferd sanft den Hals und begann leise zu singen.
Luka lenkte das Pferd in einen kaum sichtbaren Wildpfad, der sich schlängelnd den steilen Hang hinunterführen würde. Unten im Tal waren weite Wiesen und das schimmernde Silber des Flusses... Sie schwieg und für eine lange Zeit war nur das leise knarren des Leders vom Sattel und der dumpfe Schlag der Hufe auf dem Waldboden zu hören. Die Bäume standen hier sehr dicht und weiches Laub beschattete sie. Lukarde hatte die Kapuze der Gugel nach hinten weggeschlagen und genoß die Stille des Waldes. Das licht spielte auf ihrem Schwarzweißen Wappenrock. Familienwappen und Kreuz des Ordens verbargen sich unter der Krempe der Gugel und die auf dem Saum waren nur klein.
AUgen beobachteten sie. schlichen lautlos durch das Unterholz und behielten jeden Schritt des Fremden im Auge. Als sie ihr zu dicht kamen, zu sehr in ihre Richtung tendierten war es an der Zeit zu handeln. Pferde waren schreckhaft und das würde er sich zu nutze machen.
Er schlug einen Bogen im schnellen lauf und kam mit dem Wind. Das Pferd würde ihn schon wittern wenn er in ihre Nähe kam.
Nicht wirklich. Die Stute scheute, sprang im rechten Winkel weg und scherte sich nicht um die Reiterin. Den steilen Hang ohne Rücksicht hinunterpreschend, musste Luka sich tief duken, um nicht von niedrigen Ästen heruntergeschlagen zu werden - wobei sich das nicht gut auf das Gleichgewicht auswirkte. Kurzum ein Baum, ein Ast und ein Sprung zur Seite - und sie flog im hohen Bogen. Luka konnte sich noch über die Schulter des Pferdes abrollen, das strauchelte und dann kopfüber den Hang abwärts stürzte.
Sie selbst spürte das scharfe reißen an den Fingern, zog grade noch den Kopf ein - hiel das Schwert aber die ganze zeit fest... und blieb dann benommen und nach Luft ringend liegen.
Der Wolf kam langsam nach und blieb oben am Hang stehen. er sah hinunter und betrachtete sich das Bild. Das war wohl des vertreibens zuviel?!? Zwei schritte zurück gehend heulte er langgezogen.
etwas darauf raschelte es, dann stand da ein graues Pferd und jemand sprang durch das Unterholz den Hügel hinab. Sie rannte jedoch an Lukarde vorbei und war erst bei dem Pferd. Fremdartige worte waren da welche geflüstert wurden, dann gab das Pferd Ruhe.
Nun war Zeit für den Menschen der da lag. "Edain?" fragte eine weibliche leise Stimme.
Bei den raschen Schritten über den Hang und den Worten bei dem Pferd hatte Luka die Augen geöffnet und sah durch die Schlieren und Sterne der Gestalt entgegen, die sie aber nicht ganz erkennen konnte. Sie hatte das Schwert zu sich gezogen aber nicht gehoben, denn das schien kein Angriff zu werden. Sie stöhnte leise. "Vergebung - ich verstehe nicht..."
Die Person verschmolz auch regelrecht mit ihrer Umgebung. so schlieren haft war es als bewegte sich da ein Tier oder ein Busch. "Nicht.. liegen bleiben." sagte die Stimme. Langsam kam nun auch der Wolf heran. er knurrte merkwürdig. "schscht!" machte die Frau, oder was auch immer es war der sich da ihr näherte.
Luka hatte furchtbare Kopfschmerzen und die rechte Hand zog dann doch sehr - trotz der weißen Lederhandschuhe. "Nein - nein, ich werde nichts tun." Sie ließ ds Schwert los und schob es unter das Bein.