Geschichten: Tal'Ankir » Arab'Ghym - Oktober 9-2

Es war im Morgengrauen des letzten Septembertages, als zwei Reiter langsam Gullminne verließen und dann der Grenze im Osten zustrebten. Sie verließen am anderen Tag Sel Tac'Zil und würden ihr Ziel am späten Nachmittag des selben Tages erreichen: Tal'Ankir.

Handschuhe und Kapuzen ließen nicht erahnen, um wen es sich handelte - es war nicht klar, ob Mensch oder Drow, ob Mann oder Frau.

Auch direkt bei Tal'ankir ließen beide ihre Verhüllung nicht fallen. Sie erreichten die Grenze.

Die Grenze war sicht- und spürbar. Auch wenn keine Mauer oder Zaun sie zierte. Allein die Landschaft verriet es. Es roch quasi anders. Das seltsame für Außenstehende war wohl die üppige Vegetation in all ihrer Vielfalt. Jaja, das Chaos verachtet das Leben, schon klar...
Umso grotesker wirkte dann das stumme Mahnmal an der Grenze. Eine Stehle, ganz aus Stein, aber sie wirkte irgendwie gewachsen. Darin oder darauf so ganz genau konnte man es nicht sagen, ein im Schrei erstarrrtes Gesicht. Die Augen weit aufgerissen, aus denen es blutete.

Hier an der Grenze patrouillierten die Chaosanhänger, vor allem jene ehemaligen Verbrecher die hier einsaßen, aber auch der ein oder andere Elb, der die richtige Seite gewählt hatte.
Ein kleines Grüppchen näherte sich den beiden Reiter. "Halt! Wer seid ihr und was wollt ihr hier?"

Es war eine dunkle Stimme, die antwortete:
"Die Herrin wünscht die Hüterin Tha'Risha zu sehen."

"Da könnt ja jeder..." meinte der eine, ein andere schlug ihm ins Genick. "Bist du blöd? Wenn die wichtig ist, reißt dir die Herrin den Kopf ab!"
"Jaja... Zur Hexe? Folgt mir," meinte der erste.
"Hexe?" lachte der andere. "Noch ist sie ein Lehrling!" "Ja, aber mit ner Menge RUMMS..." Dann lachten sie und der erste ritt voran. "Kommt, ich bring euch zum Tempel."

Sie hielten die Pferde nebeneinander - und der Sprecher prägte sich aufmerksam Umgebung und Weg ein.
Schweigend ritten sie dem Wächter nach.

Man führte sie duch hügeliges Land. Hier und da war der Boden mit bläulich schimmernden Adern durchzogen.
Es dauerte ein paar Stunden, dann erreichten sie den Tempel. Hier waren viele Frauen und Männer mit Aufbauarbeiten beschäftigt, andere trainierten udn wieder andere lachten und schienen zu spielen. Die Straßen der Stadt waren sauber, und man hatte Stehlen errichtet. Sie wirkten wie die an der Grenze irgendwie gewachsen. Das Zentrum der Stadt bildete eine Anlage - scheinbar der Tempel - die ganz in weiß gehalten war. Auf den Tümen wehten Blau-goldene Banner.
Man führte die Gäste in einen Seitentrackt, genauer in einen Raum, der recht hoch war, großzügig geschnitten. Neben einer großen Fensterfront, die den Blick auf einen Garten, der scheinbar noch nocht ganz fertig war freimachte. Im Kamin prasselte ein Feuer. "Wartet hier." sagte einer der beiden. Der große Krieger blieb als Wache, während der andere losging.

Sie blieben nebeneinander stehen, sahen sich aber um - nach wie vor fiel kein Wort...

Es dauerte lange und der Wachmann blieb ebenso steif da stehen, schweigend. Draußen im Garten hörte man ein Wauwauwau, dann ein Nuri der hüpfend einen der Gärtner jagte.

Ganz leise - nur ein vibrirendes Ausatmen - kam ein kaum hörbares Lachen unter der Kapuze der kleineren gestalt hervor.

Dann endlich öffnete sich die Tür und der zweite Krieger kam zurück mit Tha'Risha im Schlepptau. Sie wirkte müde und unterdrückte ein Gähnen. "Also... mit wem habe ich das Vergnügen," fragte sie direkt.

Er trat einen Schritt zurück und neigte den Kopf zum Gruß.
Sie hingegen schlug sie Kapuze Zurück und lächelte.
Weißes haar fiel offen über die Schultern, und graue Augen sahen Tha'Risha an.
"Ich wollte sehen, wie es Dir geht, Dalninil..."

Die Müdigkeit wich und Freude erhellte ihre Züge. Ihre Augen strahlten und sie wiederstand nur schwer dem Drang, sie zu umarmen. "Das ist aber ... eine Überraschung."

Ry'Kah ging es ähnlich. Sie lächelte und breitete schließlich die Arme aus, ging dabei einen Schritt auf Tha'Risha zu.
"Es ist so schön, Dich wiederzusehen!"

Tha'Risha nahm die Einladung gerne an und drückte Ry'Kah an sich.

Die beiden Krieger tauschten bedeutungsvolle Blicke aus. "Ähm, Herrin...?"

Tha'Risha gab ihnen mit einem Wink zu verstehen, dass sie verschwinden sollten.

Da erst schlug auch Rel'Nag langsam die Kapuze zurück. Er würde sich ein offenes Lächeln nie gestatten, aber die Mundwinkel zuckten leicht.

Ry'Kah sah Tha'Risha an.
"Was macht Dich so unendlich müde, Dalninil?"