Als sie nach dem langen Abstieg von der Höhe am Haus ankamen, brummte Sirgal der Kopf. Das Blut der beiden Platzwunden hatte ihr die Haare verklebt und mit Kopfschmerzen Magie zu wirken, war eigentlich keine gute Idee. So aber löste sie sich schweigend aus der Gruppe und trat an den Rand der abfallenden, tief verschneiten Wiese, schloß die Augen. Zu viel war passiert. Wie würde es weitergehen? Erwartete sie wirklich eine Inhaftierung durch die kaiserlichen Truppen? Sirgal nahm den Tuchfetzen von der Stirn und steckte ihn weg. Sie sollte sich noch bei Viktor für ihr rüdes Verhalten entschuldigen... aber das würde sie später tun. Die Wunde am Hinterkopf hatte einen Teil der hellen Haare ebenfalls rot verklebt.
Amira war unter den ersten gewesen, die man runter zum Haus gebracht hatte. Auch sie war zeitweilig ausser Gefecht gesetzt worden, was die Blutspur auf ihrer linken Gesichtsseite verriet. Neben ihrem linken Bein, schmerzte ebenso ihr Schädel, was nicht gerade zur Besserung ihrer Laune beitrug. Sie knurrt übelste Verwünschungen vor sich hin, während sie vor dem Haus- von Rotweiss bekleideten Wächtern umringt- den Meter Bewegungsfreiheit, den man ihr gelassen hatte, immer wieder leicht hinkend abtiegert. Sie überlegt. Ihren einen Dolch hatte man ihr genommen. Ebenso ihr Schwert. Jedoch NIEMAND war auf die Idee gekommen, in ihren Beinschienen nachzusehen. Blieben ihr also noch zwei Klingen unter Mantel und Schutz verborgen; eine zum werfen und eine zum führen. Aber sie jetzt einzusetzen wäre idiotisch gewesen- das war ihr selbst in ihrem wütenden Zustand klar. Ihre Bewacher kamen ihr nicht zu nahe. Sie scheinen Angst vor ihr zu haben. Amira kommt das Bild der einen Dame in Waffen wieder in den Sinn, die sich über sie gebeugt hatte, als sie wieder zu sich gekommen war- beim Anblick ihrer Augen, war diejenige bald einen Meter aus dem Stand gesprungen. "Könnte sich unter Umständen noch als nützlich erweisen...", geht es ihr durch den Kopf. Auch Amira wusste nicht, wie es nun weitergehen würde. Zeitweilig blickt sie den Weg hinauf. Sie sieht Sirgal und Allister am Rand der Wiese stehen und atmet innerlich auf. Doch wo war Viktor abgeblieben? Sie hatte noch gesehen, wie er in den Schnee fiel, als sie immer weiter zurückgedrängt wurden...
Viktor war mit Allister gebracht worden - Sirgal hatte den niedergeschossenen anderen jungen Mann in dem feinen Kettenhemd begleitet, um den sie sich noch notdürftig gekümmert hatte. Sie wusste nicht einmal seinen Namen. Sirgal betete, dass sie gründlich genug gewesen war, seine Wunden zu säubern, und dass sie bei dem langen Weg nicht wieder aufgebrochen waren. Jetzt stand sie da, schwankte etwas und hatte elende Kopfschmerzen. Als sie oben am Weg eben wieder zu sich kam, hatte man ihr erneut eine Waffe über den Schädel gezogen und dafür zahlte sie nun. Das machte auch nicht das Bild wieder wett, als sie die Augen aufschlug und in das besorgte Gesicht des derzeit ihr liebsten Menschen in dieser Welt sah.
Nach einer weiteren Runde unter Knurren und leisen Flüchen, wandert ihr Blick abermals über die Szenerie. Und abermals atmet sie innerlich auf, als sie einen weiteren 'ihrer' Leute erblickt, Viktor. Fehlte nur noch der junge Grabenkämpfer, den sie mitgenommen hatten. "Gut. Wenn der auch noch lebt und halbwegs laufen kann, habe wir eine Chance in absehbarer Zeit zu verschwinden...", geht es ihr durch den Kopf.
Kell kam wenig später - er war auch schon früh unten gewesen und nach der Geste des Kleidung zurechtrückens, war er auf dem Abort gewesen. Auch der junge Mann schien unverletzt.
Sirgal bedauerte, was sie Viktor angetan hatte. Selbst mit Schmerzen und getrübtem Gesichtsfeld, hatte sie den Pfeil in seinem Bauch ergriffe, nur kurz gefragt: "Wir sollen dir helfen, ja?" Und las Viktor zustimmte, hatte sie ihm das Geschoß aus dem Leib gerissen. Gut - auch dei Wunde hinterher versorgt, aber die Art und Weise war sicher nicht das, was er erwartet hatte. Die Legendenweberin senkte den Kopf. Was tat sie nur? Schande über sich selbst brachte sie... Sirgal wurden die Knie weich.
Amira blickt wieder in Richtung Sirgal und co. "Mir reicht's jetzt...", knurrt sie ungehalten vor sich hin und will zu ihren Freunden. Besagte Frau von vorhin stellt sich ihr in den Weg. Doch Amira ist nicht gerade in der Stimmung sich schon wieder rumschubsen zu lassen. Mit seitlich abgespreitzten Armen kommt sie auf die Frau zu. "Dürfte ich mal freundlicherweise? Keine Sorge, ich laufe nicht weg...", fragt sie 'leicht' gereizt und will an der Frau vorbei. Nur zögerlich gibt sie den Weg frei- ihre leicht geweiteten Augen sprechen Bände. "Geht doch. Vielen Dank.", erwiedert Amira daraufhin mit einem wölfischen Grinsen, um dann ihren Weg fortzusetzen. Das Hinken halbwegs unterdrückend, tritt sie schliesslich hinter Sirgal und legt dieser wortlos eine Hand auf die Schulter.
Viktor begab sich auch zu den Andern stand aber so das er ihnen den Rücken zu wante und die Wachen im Auge behalten konnte. Irgendwie war er fast dankbar ds die Bogenschützin ihn erwischt hatte bevor er zum Zaubern kam. So wie sie Dagro zusammen gefalltet hatten weil er Magie gewirkt hatte und sich damit als Mitglied der Arkanen Zunftz zu erkennen gab. Auch war er Sirgal nicht böse das sie den Pfeil rausgerissen hatte. Der Pfeil musste raus und überraschend, wie sie es getan hatte, war besser als wenn er sich in erwartung des Schmerzes angespannt hätte. Er fühlte das die Heilung bereits einsetzte und er würde schneller wieder auf dem Damm sein als die Wachen wohl erwarten würden bei den Blutspuren auf seiner Gewandung. Jedenfalls galt es jetzt erstmal herauszufinden was der Anführer der Angreiffer mit ihnen vor hatte, und ob sie es zulassen wollten oder doch einen Flucht versuch unternehmen mussten...
Sirgal stand ruhig, kämpfte eher innerlich damit, dem Gefühl der versagenden Beinkraft nicht nachzugeben. Am liebsten hätte sie sich in einer Ecke irgendwo zusammengerollt. Sie reagierte in keinster Weise auf Amiras geste - so wie sie es auch zuvor schon getan hatte. Jetzt der Nähe nachgeben - und sie würde keinen klaren gedanken mehr fassen können. Sie war eher etwas besorgt, weil Allister auf eine Art und Weise reagierte, die ihr unheimlich war. Was heckte er schon wieder aus?
Wenn Allister sich an die Suche nach den letzten Blumen erinnern würde, sollte er zumindest eine Ahnung haben, wie hoch sie ihre Belastungsgrenze schrauben konnte... Magisch ausgebrannt und nah am Zusammenbruch war sie mit ihm in die Wiese am hang gestiegen. Weitergegangen, als eigentlich nichts mehr ging, wieder aufstehend, als die Beine versagten.
Wenn sie musste, würde sie noch weit mehr schaffen. Auch Schmerzen ignorieren und einfach funktionieren. Dafür hatte KaEl gesorgt.
Sie belässt weiterhin die Hand auf Sirgal's Schulter. Amira weiss, dass sie sie bemerkt hat und kann sich den Grund denken, warum sie momentan nicht darauf reagierte- sie nimmt es ihr in keinster Weise übel. "Keine Sorge.", antwortet Amira Allister auf mentalem Weg, ohne äusserlich eine Miene zu verziehen, "Diese Möglichkeit habe ich, zumindest für's Erste, bei Seite geschoben...Ach und für den Fall der Fälle- zwei Klingen habe ich noch. Sie haben meine Beinschienen nicht überprüft...Eine Wurfklinge und einen Kehlschneider...Der ganze andere Kram liegt momentan auf dem Tisch schräg vor der unteren Haustür..."
"Was werden sie tun?" fragt Sirgal ganz leise und nur für die Ohren der Beiden bestimmt, die bei ihr stehen. "Ich war schon lange nicht mehr in einem Verlies..."
"Ich weiss es nicht.", antwortet Amira wahrheitsgemäss und nicht minder leise, da sie weiss über was für ein hervorragendes Gehör Sirgal verfügt. "Im schlimmsten Fall...", Amira stockt kurz, da gewissen Erinnerungen an einen gewissen Folterkeller wieder hochkommen, "...Im schlimmsten Fall, werden wir uns den Weg eben freikämpfen müssen."