"Nicht", sagt Sirgal leise. "Hört doch auf. Ihr macht es doch nicht besser..."
Jemand trat von hinten auf Allister zu, zwei leise Schritte - und als der Hammer seinen Kopf traf, konnte sie nur ein: "Nein!" ausstoßen, machte einen schnellen Schritt und griff einfach zu, um ihn vor dem, was kommen musste, zu bewahren...
Nun reisst auch Amira der eh schon dünne Geduldsfaden. Mit nur einem Handgriff ist der Trageriemen ihres Rucksackes gelöst und das Gepäckstück fällt in den Schnee. "Das reicht jetzt Freundchen!", knurrt sie bösartig und stürzt auf den Hammerschwinger zu.
Zwei Klingen am Hals sollten Amira schnell ausbremsen.
Sirgal war sich bewußt, dass sie einen Mann in Rüstung nie würde auffangen können, doch sie konnte verhindern, dass er hart aufschlug. Ein schneller Griff seitlich in den Panzer ließ sie zwar mit in die Knie gehen, aber sie bremste Allisters Fall. Der Soldat hätte ihm den Schädel zertrümmern können... In fliegender Eile sucht sie nach seinem Puls, muss sich erst an dem dichten, warmen Kragen Platz verschaffen.
Als sie den Stahl an ihrem Hals fühlt, stoppt sie augenblicklich- doch wenn Blicke töten könnten...Mit zusammengekniffenen Augen mustert sie jeden einzelnen der potentiellen Gegner. Irgendwann würde sich eine Gelegenheit ergeben...Und wenn es soweit war, würde sie sie zu nutzen wissen...Ihr linkes Bein protestiert zitternd unter der erneuten Belastung der eingerissenen Naht, doch abermals ignoriert Amira diesen Umstand. Selbst wenn jemand auf die Idee käme nach ihrer Verletzung zu sehen, würde man die Wurfklinge auf den ersten Blick nicht als solche erkennen können...
'Maske... bis zum Schluß', denkt sich Sirgal. Sie ist völlig irritiert und kann mit dem, was sie bei Allister vorfindet nur wenig anfangen. Vorsichtig untersucht sie seinen Kopf.
Die plötzlich aufwallende Gewalt hat Viktor überrascht, auch wen er Allister kannte und auch bemerkt hatte das dessen Geduldsfaden am reissen war. Er hatte kaum Zeit zu reagieren, und schon war es wieder vorbei. Viktor konnte gerade noch seine Hand auf dem Weg zu seinem Dolch aufhalten und die Bewegung in ein Ducken und Wundehalten umwandeln. Aber auch in seinem Blick ist nichts ausser Wut und er fragt knurrend: "Euch ist schon klar, dass ihr, wenn ihr uns alle niederschlagt nicht schneller vorwärts kommt?" Natürlich erwartet er keine Antwort, nicht bei diesem Haufen. Er bereitet sich nur schnomal auf den Schlag vor.
Die Soldaten waren nicht untätig. Der Hauptmann wurde erst einaml soweit es ging versorgt. Dann kam Bewegung in den Trupp. Die Soldaten fesselten jene die ihnen Gefährlich vor kamen, so zum Beispiel Allister und Victor, bei Amira und Sirgal war man sich unsicher und auch der junge Grabenkämpfer blieb vorerst verschont. Allerdings wurde Amira wie auch die andern nach versteckten Waffen durchsucht und was man fand wurde zu den andern Waffen gebracht.
Beim ersten Bauerhof der in Sicht kam machte man Halt. Die Soldaten anektierten eine Fuhrwerk und der Hauptmann wurde auf den Wagen verladen, genau so sämtliche Waffen, die allerdings unter einer Plane versteckt wurden. Der Gefangenentrupp ging nun ein gutes Stück vor dem Wagen und war umgeben von den Soldaten. Es schien noch immer so als wollten die Soldaten keinen töten, aber seit der Verletzung des Hauptmanns wurde jede Bewegung im Auge behalten und auch schneller bestraft und geandet.
Sie hätten besser daran getan auch Amira zu fesseln. Gut; nun war sie vielleicht unbewaffnet, aber in Anbetracht der Tatsache, was alles an Waffen um sie herumlief, wäre das Problem bei einer günstigen Gelegenheit lösbar. "Lasst wenigstens SIE mit auf den verdammten Wagen!", knurrt Amira die eine Wache an und deutet mit einem Kopfnicken auf Sirgal, als das Fuhrwerk in Beschlag genommen wurde. Zugegeben, einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, die Zugpferde durchgehen zu lassen- nur um zu beobachten, wie sich der Anführer dabei endgültig den Hals brach. Jedoch tat sie nichts dergleichen- vorläufig- und bereitete sich innerlich auf einen erneuten Schlag vor...Einer mehr oder wengier machte bei ihrer momentanen Laune auch nichts mehr aus; die Blutspur die sie hinterlässt, wird allmählich deutlicher...
"Ruhe!" wurde Amira angeblafft. Ohne lange abzuwarten wurde Allister von zwei Mann hochgerissen und weitergeschleift. Es gab nicht viel, was Sirgal wirklich aus der Fassung brachte - aber das Bild war für sie der blanke Horror. Es gab für die Botin kaum etwas schlimmeres, als ihren Freunden nicht helfen zu können - oder zu dürfen. "Steh auf, Hexe", knurrte jemand und Sirgal sah zu, dass sie schnell wieder auf die Beine kam. Der Blutfleck im Schnee machte sie stutzig. DAs war nicht nur an der stelle, wo Allister niedergebrochen war, sondern direkt daneben hatte... Amira gestanden! Ein schnelles Mustern und Sirgal ahnte, was los war. Der Fleck in der Kleidung sprach Bände. Im Gehen schon griff sie nach einer Binde aus ihrer Tasche, schluckte jedes Gefühl herunter, dass ihr die Kehle eng machte und bereitete den Verband für zwei schnelle Handgriffe vor. Sie faltete ihn auf, so dass ein dickes Polster entstand, was sie nur mit einer Tour und einem Knoten befestigen musste. Das tat sie dann auch. "Warte einen Schritt!" bat sie Amira. Sirgal war eiliges Handeln gewöhnt, Poster auf die Wunde, eine Wickelung und ein fester Knoten. Es würde allerdings nur verhindern, dass Amira zu viel Blut verlor. "Wenn es eine pause gibt, zeig mir das." sagte sie mit einer plötzlich tödlichen Ruhe. Dann richtete sie sich wieder auf und ging weiter, schweren Herzens beobachtend, wie der Mann vor ihr weggeschleift wurde.
Sie zuckt nichtmal mit der Wimper, als sie von der Seite angemacht wird, sondern bedenkt den Sprecher nur mit einem eisigen Blick...Oh, wenn sie jetzt könnte wie sie wollte...Etwas Bedrohliches flackert in ihrem Blick...Aber damit würde sie ihre Freunde zum Tode verurteilen und diese Tatsache war im Moment das absolut Einzigste, was sie noch zurückhielt- das sollte den Umstehenden klar sein; auch wenn die Bilder der derzeitigen Situation sie SEHR nah an diese Grenze führten. Sirgal lässt sie machen. Als diese Amira anweist, ihr das später zu zeigen nickt sie kaum merklich. "Die Naht von gestern ist mir wohl aufgerissen.", entgegnet sie leise, "Zumindest fühlt es sich so an."
"Kannst Du laufen?" fragt Sirgal wieder in dieser unnatürlichen Ruhe, die sie eigentlich immer an den Tag legte, wenn etwas einen bestimmten Punkt überschritt. Immer dan, wenn sie sich ganz hinten an stellte und erst einmal alles andere Versorgt wissen wollte, bis sie selbst sich Ruhe gönnte. Oder ahnte, dass sie erst fertig werden musste, weil es danach keine Reserven mehr gab.
"Sieht schlimmer aus, als es ist.", versucht sie ihre Freundin zu beruhigen und setzt sich langsam in Bewegung, ehe man wieder auf die Idee kommen würde, sie mit einer Klinge zum Weitergehen zu aninmieren- denn das könnte das Fass zum Überlaufen bringen... Amira weiss, dass Sirgal sich momentan sehr nah an ihren Grenzen bewegt und sie würde Himmel und Hölle in Bewegung setzten, sollte diese zusammenbrechen...Ihren Bewachern würde das nicht gefallen...Doch darauf war sie vorbereitet...