"Ich habe Heilzauber gewoben, und sie nannten mich Hexe... sind das Ceriden? Ich beherrsche keine Kampfmagie. Nicht in dieser Welt und nicht in diesem Leben..."
"Ich hoffe mal nicht...", antwortet Amira leise, "Die Eine von den Wachen ist bei meinen Augen jedenfalls fast einen Meter hochgesprungen, als ich sie nur angesehen habe...überhaupt halten sie Abstand zu mir, wie mir scheint...Dabei hab ich doch noch garnichts gross gemacht..."
Mit einem kaum hörbaren Stöhnen, eher einem gepressten, kurzen Ausatmen, reibt sich Sirgal über die Stirn. "Hoffen wir, dass sie keine solchen Denkansätze haben. Sonst wirds wohl eher ein Scheiterhaufen, als ein Verlies. Hast Du gesehen, wie es dem verletzten in dem Kettenhemd geht? Ich hatte nicht viel zeit. Und ich weiß nicht einmal seinen Namen..."
Mit der Zeit wurden auch die andern Veletzten nach unten gebracht, bis sich alle beim Haus befanden. Der Anführer, der den Angriff offenbar ohne grosse Mühe überstanden hatte stellte einige Männer für die bewachung der Waffen auf. Es schien so als würde mal bald in Richtung Grenze aufbrechen.
Sirgal beobachtete an Allister vorbei - es war wirklich eine Gewohnheit geworden, sich neben oder schräg hinter seiner linken Schulter aufzuhalten - wer alles gebracht wurde. "Einige fehlen", sagte sie sehr leise. "Ich sehe den Herrn Laslo nicht..."
"Einige habe sich dünne gemacht...", entgegnet Amira nach wie vor sehr leise, "...Wer genau weiss ich allerdings nicht. Der mit dem feinen Kettenhemd lebt noch." Auf die Bemerkung den Scheiterhaufen betreffend, schleich sichein Lächeln in ihre Stimme, jedoch nicht auf ihr Gesicht. "Wir werden sehen...", meint sie leise zu dem Thema, "Momentan sieht es mir mehr nach Aufbruch aus..."
"Gut so", meint Sirgal und streckt sich ein wenig, was sie jedoch schnell bedauert. Die Stürze der letzten Nacht, als sie sich um den Kontakt zu den Drow bemühte und den verflixten Berg zum xten Mal hochkletterte, machen sich bemerkbar. Die linke Schulter ist eingeschränkt, der Unterarm brennt durch den Stoff, der über die Schürfwunde reibt. Rücken und linkes Bein beklagen sich ebenfalls, das Knie wollte mal wieder nicht... Aber es würde gehen. Es musste gehen. Und wer wusste schon, wofür diese kleinen 'Wehwehchen' gut sein konnten. Um für Ablenkung zu sorgen, zum Beispiel. Armen, schwachen, unsicheren und verletzten Frauen wurde ja eigentlich immer gern und bereitwillig geholfen, zumindest von den starken Männern der Armee.
Wohin sie sie wohl bringen würden? Wieder reibt sich Sirgal über die Stirn, wischt den dichter fallenden Schnee aus dem Gesicht.
Amira seufzt innerlich. Mit dem am Vortag erst genähten Bein- auch wenn es nur ein verhältnismässig kleiner Schnitt war- wäre sie im Kampf ziemlich eingeschränkt; wenn sie also eine Aktion durchführen würde, müsste diese wirksam, schnell und perfekt sein. Keine gute Vorraussetzung bei hellichtem Tag und der Anzahl gut gepanzerter Gegner- aber dennoch eine Option, die im Hinterkopf bleiben würde; zumindest würde sie für genügend Ablenkung sorgen können, sollte es doch nocht nötig werden. Mit einer Bewegung streicht Amira sich den Schnee aus dem Haar und setzt sich ihre Kapuze wieder auf.
"Bin ja mal gespannt an WELCHE Grenze sie uns bringen werden...Von der Landesgrenze war ja nicht direkt die Rede gewesen...", wendet Amira sich gedanklich erneut an Allister, "Überhaupt scheint mir der Haufen hier eher unkommunikativ zu sein, was detailliertere Informationen betrifft..."
Ich glaube ich weiss wer die sind.. und Kaisergarde ist es sicher nicht. Er lächelt kalt, als seine hand über seine Rüstung fährt.
"Da sie uns das pardon angeboten haben nehme ich an das wi ihnen wirklich nur zufällig im weggestanden sind.. und da sie dieses Wort gehalten haben werden sie warscheinlich auch das andere Halten."
"Na sag' schon- ich für meinen Teil habe abgesehen von Kopfschmerzen momentan keine wirkliche Idee, wer die genau sind."
"Ich hoffe Du hast Recht, Allister.", antwortet Amira mit leiser Stimme, kaum mehr als ein Raunen in der kalten Luft, "Ansonsten wird das hier richtig hässlich..."
"Möglich- aber ich glaube soviel Glück haben wir nicht. Und selbst wenn? Was soll die ganze Aktion? Für mich ergibt das keinen Sinn- ausser dass die Gute eventuell wegen dieser blöden Phiole etwas angefressen sein könnte...Egal- wenn ich etwas- oder jemanden- in Brand stecken soll, dann sag' es- den Schlag mit dem Hammer nehme ich persönlich...ich hasse Kopfschmerzen..." Der letzte Satz 'klang' arg grummelig.
Nur kurze Zeit später wurde zum Aufbruch gerufen. Ohne viel Federlesens wurden die schwerer Verletzten entsprechend auf die Beine gebracht und der ganze Zug setzte sich in Bewegung. Man hatte die Gefangenen nach innen genommen, die Wappenrockträger hatten sie umstellt. Es wurde ein deutliches Tempo angeschlagen. Allem Anschein nach wollte man nicht viel zeit verlieren.
Klaglos wandte auch Sirgal sich um, ließ sich auf einen Platz dirigieren, wo sie dennoch hinter Allisters linker Schulter blieb ... und dort still und schweigend nur Schritt um Schritt setzte und alles andere einfach unterdrückte. Die Legendenweberin hatte das Bild des frühen Morgens im Kopf, als sie die Schlafenden beobachtete, und lächelte bei einer besonderen Erinnerung kaum merklich. Sie hatte die Lider gesenkt, denn das Licht schmerzte im Kopf und versuchte, mit Gepäck und schwerer, nasser Kleidung noch Haltung zu wahren.
Nach wie vor leise vor sich hin grummelnd stapft Amira mit ihrem Teil des Gepäcks durch den Schnee. Trotz Schmerzen konnte sie ganz gut mithalten- was wohl eher an ihrer miesen Stimmung in dem Moment lag. Ihre beiden Klingen- die die man ihr abgenommen hatte- hatte sie noch immer nicht zurückerhalten; jedoch wurden sie anderen beiden in ihren Beinschienen nach wie vor nicht entdeckt- der Mantel verdeckt die Griffe hervorragend vor neugierigen Blicken...
Der Marsch geht eine ganze Weile stramm nach Südwesten. Die Wege sind, dort wo begangen oder befahren, eisig und glatt, und der Schnee liegt anderenorts zum Teil Kniehoch. Auf einer solchen, abschüssigen Stelle, gleitet Sirgal aus, rutscht weg und landet ein weiteres mal unsanft auf der linken Seite - mit Hüfte, Knie und Hand gebremst. Sie sagt kein Wort. Ein kurzer blick auf die Handinnenseite, ein nachlässiges Bewegen der Finger, dann steht sie wieder auf, von einem Soldaten energisch auf die Füße gezogen. Allerdings ist das Gangbild nun nicht mehr sauber. Sie geht unsicher.