Geschichten: Im Land Sel Tac'Zil » Am Grenzposten 1 - ab 21. Feb. 10-2

Das, was sich am gestrigen Tage zugetragen hatte, hinterließ bei Allen Spuren.
Blutspuren auf dem Boden verrieten von Allisters und auch den Verletzungen der anderen und auch die Felle hatten dunkle Flecke, dort wo Sirgal gelegen hatte. Ihr rechter Handschuh war hart und das Leder völlig steif geworden - ihn vom geronnenen Blut zu reinigen, würde schwer werden.
Sirgal war in aller Frühe wach geworden.
Lysander, der Magus aus Khazul'Mar, war noch in der Nacht wieder abgereist, Tha'Risha hingegen schlummerte in einer Ecke.
Die Legendenweberin konnte sich kaum bewegen und war mal wieder an dem Punkt 'alles tut weh', an den sie sich wohl nie gewöhnen würde. Bauch und rechter Arm pulsierten unangenehm - und auch wenn sie gestern erschrocken über Allisters "Stickarbeiten" an ihrem Arm gewesen war, so zauberte es im Augenblick ein Schmunzeln auf ihr Gesicht, als sie die geröteten Einstiche und die Nähte betrachtete. Die Tatsache, dass die Fäden noch wieder entfernt werden mussten, behagte ihr zwar nicht, aber sie würde Amira oder Myr'uit darum bitten.
In der Taverne war noch an allen Stellen die leisen Geräusche der Schläfer zu hören.
Sirgal sah sich still um.
Ril'afay schlief neben Rais, gut bewacht von dessen Hund. Myr'uit und der junge Alchemist schliefen daneben. Amira und Viktor lagen auf der anderen Seite. Die Kriegerin wachte über den Schlaf des Mage, dessen gitterartig rötlich verfärbte Haut wieder ihren normalen Ton angenommen hatte. Darius war aber bisher nicht wieder zu Bewußtsein gekommen. Noch war nicht klar, was genau passiert war in dem Ritualkreis, als er die Energien wiederherstellte. Sirgals Blick fiel auf Allister, und dessen Hemd mit den eingetrockneten Blutspuren ließ sie die Stirn runzeln und das Bild vom Vortag war wieder da, wie er in ihrem Arm zusammensank und Amira alle Hände voll zu tun hatte, Kugeln zu entfernen und ihn wieder zusammenzuflicken. Sirgal war zutiefst erschrocken gewesen, dass er immer wieder wegsackte und das Bewußtsein nie richtig erlangte. Es hatte lange gedauert, bis es ihm besser ging.
'Ganz anders als das, was ihm in Xant passiert war', ging Sirgal durch den Kopf. Und auch Allisters Aufschrei hallte in Sirgals Gedanken nach...
Jetzt schlief er neben ihr und sah zwar friedlich aus, doch das blaue Auge von der Schlägerei am Abend und die beiden steilen Falten zwischen seinen Brauen ließen sie in leichter Sorge. Er sah so müde aus.
Leise stöhnend hatte sie sich zu ihm auf die Seite gedreht und schloss die Augen wieder. Im Moment war sie zufrieden, dass er da war, denn sie wusste, dass es ein Abschied werden würde.

Tha'Risha hatte ihr in den Abedstunden bedeutet, dass es nicht etwa schlecht, sondern eher gut war für Sel Tac'Zil und das Quellar Arab'Ghym, was sie in Cendara getan hatte.
"Wenn es sogar einem Menschen gelingt, die Ilharess eines anderen Quellar auszulöschen... das kann doch nur in Lloth' Sinne sein! Was willst Du also?" hatte Tha'risha gesagt.
Dass es im Zuge der Diskussion zu einer heftigen Reaktion der Tzeentch-Hexe gekommen war, diese Sirgal mittels eines Windstoßes an die Wand geschleudert hatte, woraufhin die benommen zu Boden ging, war eine Sache. Dass die beiden sich aber nicht verstanden, eine andere.
Für Sirgal war die Tatasache, dass sie Drow angegriffen hatte, das, was so schwer wog. Sie war den Drow als solchen verpflichtet, wie auch den Elben. Tha'Risha hingegen meinte, dass Sirgal ohnehin nur Sel Tac'Zil dienen würde. Dass das nicht den Tatsachen entsprach, wagte sirgal nicht zu erwähnen, um ihren Platz und Status nicht zu gefährden.
Tha'Risha wusste allerdings, dass Sirgal auch anderen Häusern diente, doch das ahnte die legendenweberin nicht.
Jetzt tat ihr auch der Rücken elend weh, fühlte sich grün und blau an und Sirgal ahnte, was in Allisters Kopf vorgegangen war, als er sie am Boden kauern sah.
Sie hatte es ja selbst auch gedacht: 'Nicht schon wieder'.

Der Fluch war jedoch gebannt, die Energien des Landes gesichert - und so konnten sie alle ruhig schlafen.

Sirgal war jedoch erwacht und auch wenn sie döste, so öffnete sie gelegentlich die Augen, wie um sich zu versichern, dass es Allister gut ging. Nach einer Weile streichelte sie ihn sanft über die Schulter, die kleine rote Striemen hatte, von denen sie sich fragte, woher sie stammten, zog ihm die Decke etwas höher und ließ ihn weiter schlafen.

Nach einer Weile konnte Sirgal wegen der Schmerzen im Rücken nicht mehr liegen und setzte sich leise auf, um niemanden zu stören. Sie erhob sich mühsam und trat leise an einen der Tische, um sich einen Becher Wasser zu holen, den sie mit einem Mittel aus ihrer Alchemie-Kiste mischte, um die Schmerzen zu unterdrücken.

Sie stand am Tisch, einen Arm um den Leib geschlungen und trank langsam, wobei sie sinnierend aus dem Fenster sah. Ganz langsam dämmerte der Morgen.

Sirgal hörte ihn und wandte dem Mann das Gesicht zu.
"Guten Morgen", sagte sie ganz leise, um niemanden zu stören.

Sirgal hatte den linken Arm vor dem Leib, weil alles spannte und nicht grade angenehm war. Darunter war die Kleidung zerschnitten und dunkel von angetrocknetem Blut.
"Es geht schon", sagte sie leise und lächelte. Die Legendenweberin sah jedoch müde aus und war blasser als sonst. Den Blutverlust würde sie nochein paar Tage spüren.
Ahnte er etwa, was sie da grade trank?

Immernoch lächelnd senkte sie den Kopf zu einem Nicken.
"Sirgal, freie Botin aus Sel Tac'Zil und Legendenweberin des Grauen Drachen. Dann bin ich Euch zu großem Dank verpflichtet."

Einzig und allein die kleinen Federn an den Ohren bewegten sich sacht. Man sah an, dass sie träumte. Was, das würde wohl niemand erfahren. Es hatte sie keiner gefragt, wo sie denn plötzlich herkam. Das Portal hatte sich nicht in der Nähe ihres Tempels geöffnet, sondern an diesem Grenzposten, womöglich aufgrund dieses Strudels, eine Ablenkung des Energieflusses. Das änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass ihre letzten Tage einfach nur fürchterlich anstrengend waren, dort in den Wüsten.
Tha'Risha zuckte zusammen und öffnete die Augen. Alles tat ihr weh, besonders dieser dämliche Schädel. Trotz der wirren Träume der letzten Zeit war der Schlaf doch ruhig im Gegensatz zum Wachsein. Hier hörte sie sie wieder und sie waren laut. Hier brauchte sie die Disziplin und die Kontrolle, doch die galt es erst zu wieder zu finden.
Erstmal aufstehen. Einfacher gesagt, als getan. Ihr Blick ging hektisch umher und ihre Gesichtszüge zuckten. Unbeherrschtheit war ihr größter Widersacher. Eigentlich versuchte sie ständig alleine aufzuwachen, damit niemand das hier sah. Mit Rhûn war das anders, da musste sie keine Haltung bewahren, sowie in der Öffentlichkeit. Aber Sirgal hatte sie so noch nie erlebt.
Diszplin!
Kontrolle!
'Reiß dich zusammen!' mahnte sie sich selbst in Gedanken. 'Oh, wir schwächeln... Kontrolle... Ha, stimmt ich kontrollier dich, Hexe...' Tha'Risha stützte sich auf. 'Gib nach.... Oh schau mal...' Ihr Blick ruckte herum und schaute für einen Moment aus dem Fenster. 'Riecht gut, hm?' In der nächsten Bewegung abschließend mit einem Schütteln stand sie dann entgültig. Ohne weiter auf irgendwas zu achten, ging sie hinaus und zur Stelle, an dem sie gestern mit Ril'afay dieses Ritual gemacht hatte.

Sirgal schaut ihn nachdenklich an.
"Ich fürchte, ja. Es liegt an den energien und der Struktur des Landes. Es ist eine interessante gegend für viele Gruppierungen. Doch seit dem die Herrschaft der Ilythirien das Land befriedet hat, ist es wesentlich ruhiger geworden. Die malla Ilhares Ry'kah sorgt dafür."

"HÜterinnen", korrigiert Sirgal automatisch und registriert nur, dass Tha'Risha aufstand und hinausging.
"Tha'Risha ist eine der beiden."

"Ja", meinte auch Sirgal mit einem Nicken.
"In Sel Tac'Zil gehen Tzeentch und Lloth Hand in Hand. Tha'Risha ist die Hüterin des Chaos, Ry'Kah die Ilharess des Quellar Arab'Ghym und ebenso Landesherrin."