Diesmal hatte Sirgal sich ganz offiziell abgemeldet und war hinauf zum Koppensteiner Tor gegangen, um Neu Igraine einen Besuch abzustatten und einige Dokumente an den 'Herrn Gouverneur' zu überbringen, die Ry'Kah ihr ausgehändigt hatte.
Sirgal hatte außer ihrer üblichen Tasche und dem bestückten Reisegürtel nichts bei sich, denn in Neu Igraine würde ihr Haus auf sie warten. Die Legendenweberin hatte außerdem vor, mit Allister über die Einrichtung eines permanenten Transmutationskreises zu sprechen und hatte entsprechende Pläne dabei.
Mit zur Zeit verbundener linker Hand, weil sie sich ungeschickt beim Holzbearbeiten für eine neue Kugelgießform verletzt hatte, war sie also oben am Tor und ließ es aktivieren. Ihr Ziel was das Tor Neu Igraines, dessen Umgebung sie ja genau kannte. Mit dem Bild im Kopf, was sie dort erwarten würde, und schon fast dem Geruch des Meeres in der Nase trat sie in die schimmernde Scheibe...
In Neu Igraine beobachtete Traz die Aktivierung des Tores und erhaschte einen Blick auf die Umgebung des Koppensteins. Er sah Sirgal am Tor sich von den Wachen verabschieden und lächelte - er wusste, dass es Allister freuen würde, dass sie kam.
Er stand in der Nähe und beobachtete das sich verändernde Bild. Plötzlich verschwand das Schmunzeln in seinem Gesicht und er stützte sich angestrengt auf eine der Konsolen. Der Blick seiner Augen wurde starr.
Das Bild von Sirgal verschwamm.
Von einem Moment zum anderen war sie ... weg.
Fieberhaft untersuchte Traz das Tor - doch es war alles in Ordnung. Das Gebilde von uralter Technologie funktionierte einwandfrei!
Als das Schimmern verblasste, war er voller Unruhe. Sie zu suchen würde aufwändig werden! In größter Eile stürmte Traz hinauf und aus dem Torraum. Er scheuchte die Wache auf: "Holt Allister! Schnell! Es ist etwas passiert..."
Aber das war auch schon die ganze gemeinsamkeit. Die Luft ist Warm und Fremde Vögel singen. Jenseitz der scheibe erstreckt sich ein Wall aus Grauem Stein, und einige Ruinen die auf ein ehemaliges Dorf hinweisen ein Vergilbtes schild auf dem steht "Igrane".
Als Sirgal in den schwindelerregenden Strudel tritt, freut sie sich auf Neu Igraine - doch irgendwie überlagert plötzlich das Bild ihre Sinne, dass sie erhaschte, als Allister den Spion durch das Tor sandte, um zu erfahren, was es mit der Schlacht um Caspia auf sich hatte...
Ihr wird übel, als sie weitergeht, die Knie sind weich und sie braucht eine ganze Weile, bis sie wahrnimmt, was um sie herum ist.
Erschrocken von der völlig fremden Umgebung wendet Sirgal sich sofort wieder dem Tor zu, doch es erlosch in dem Moment.
'Igraine?' fragt sie sich und fassungslos öffnen sich ihe Lippen. "Was zum..."
Die Bruchküste in ihrem Rücken, die Mauer in der Blickrichtung. Ein Einsames gebäude steht vor dem Wall, zwei schmalle Rötliche schienen führen von dem Gebäude weg.
Das ganze gebiet, scheint etwas Verwildert zu sein.
Sirgal zieht sich zunächst in Richtung des Tores zurück um etwas Deckung im Rücken zu haben, betrachtet von da aus ihr Umfeld. Die Küste scheint unbelebt, das Ruinenfeld würde mehr Deckung und vor allem Gefahren bedeuten. Die Gleise sagten ihr nichts, so etwas hatte sie noch nie gesehen. Dann sah Sirgal sich das Tor an, suchte nach einem Mechanismus oder dergleichen - aber sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie man es aktivieren könnte.
'Oh grauer Vater - was jetzt? Wie bin ich... Das Bild. Hatte Tha'Risha nicht gesagt, dass man Zielorte eines Tores auch mit Gedankenbildern steuern konnte?' grübelte sie. Da es warm war, und sie ihren schweren Wollmantel und die lange Weste darunter trug, legte sie zumindest den Mantel ab. 'Ich muß ein unverkennbares Zeichen hinterlassen, falls mich wirklich jemand suchen kommt', war der nächste Gedanke - und damit war sie bei der Mauer vor sich.
Den Mantel über den Arm nehmend, warf sie einen prüfenden Blick über das deckungslose Gelände und strebte dann eilig der Mauer zu.
Im Torraum hatte Traz begonnen, eine grobe Suche zu initiieren, was aber ohne Allisters Hilfe nicht viel brachte. Unruhig wartete er auf den Gouverneur.
Die mauer scheint neueren Datums zu sein. Auf den Zinnen standen Festmontierte Schwere Geschütze.
Allerdings hatten sich dort keine Soldaten aufgehalten. Das Meer rauscht laut und mann erkennt einige Segel am horizont die sich Paralell zur Küste bewegten
Der HImmel war verhangen und es schien bald zu regnen..
Sirgal hob einen Stein auf, mit dem sich schnell und sicher ihr Wappen auf die Mauer zeichnete. Hier würde es gänzlich unbekannt sein, denen, die sie kannten, aber alles sagen.
Dass es nach Regen aussah, war ihr gar nicht recht. AUch die Geschütze machten sie unruhig. Doch warum war hier niemand?
Sirgal nahm die Bewegung aus dem Augenwinkel wahr. 'Landetrupps?' dachte sie und verfluchte ihre Position. Sie trug die dunkelgrüne Tunika und die graue Sourcot - war aber gegen die Mauer keineswegs unsichtbar! Sie schaute nach links und rechts, um zu sehen, wo es eine Möglichkait zur Deckung gab und lief dann zu dem Haus hinüber. Auf dessen Rückseite, zur Mauer hin, zeichnete sie das Wappen mit dem steigenden Pferd, Pergament und Feder sowie dem Drachen auf dem Buch und dem Initial S erneut an die Wand. Sirgals Hand tastete nach dem langen Reitermesser, dass neben zwei Dolchen ihre einzige Bewaffnung war. 'Ichhätte den Bogen mitnehmen sollen' dachte sie noch und spähte um die Ecke.
Am Strand bewegen sich Schatten, schwerwiegende Körper Aufgedunsen und blass.
Mehre Seltsame Zombies bewegen sich auf die Mauer zu, Metallene Teile an den Körpern KNarren. in ihrem Kielwasser wandelt ein Junger Mann in einer Schwarzen rostigen Rüstung.
Sirgal zieht den Kopf ein, wirft die Arme über den Kopf und macht sich an der Mauer des Hauses so klein wie möglich, als der Geschützdonner losbricht. 'Cryx? Nie gehört...' sie ist halb taub von dem Lärm und versucht vorsichtig etwas wie Farben von Uniformen oder Rangabzeichen zu erkennen. 'Denk an die Landestypische Ausdrucksweise' mahnt sie sich noch in Gedanken. 'Niemand darf wissen, wo Du herkommst!'