Da stand sie nun. Sah sich in der Kantine um und suchte sich einen Tisch am Rand des Geschehens. Sie hatte eine Kleinigkeit zum Essen vor sich und einen Becher Schwarzes Gold, wie sie es hier nannten. Erinnerungen an die Ankunft spukten ihr durch den kopf und ließen sie ins Leere schauen.
Wind peitschte über die Insel, auf der nicht ein einziger Baum wuchs und blies ihr die weißen Haare aus dem Gesicht. Sie wurde von den Wachen in Empfang genommen und in die Stadt gebracht, wo man sie registrierte. Mannschaftsunterkünfte, schmaler Raum, ein Bett, eine Schreibplatte, ein Stuhl, ein Spind.
Sie wartete jetzt noch auf den befehl zum Antreten beim Gouverneur... Langsam trank die fremde Frau den Kaffee und sah aus dem Fenster. Die von vorn weißen Haare waren auf dem Hinterkopf braun und blond. Im Gesicht noch frische Brandnarben und schwarze Pulvereinsprengungen unter der Haut, die einige Wochen alt zu sein schienen. Nicht besonders ansehnlich.
Da das Fenster in einem günstigen Winkel auf den Innenhof der Festung ging, hatte man einen guten Blick auf das Haupttor, durch welches soeben eine blaubemantelte Gestalt auf einem grossen dunkel gefärbten Pferd geritten kam. Amira ritt zielstrebig in Richtung der Kantine- direkt daneben befand sich ein kleinerer windgeschützter Unterstand, wo sie ihr Pferd kurz unterstellen konnte. Sie steigt ab, schlingt die Zügel einmal locker um den Anbindebalken und klopft ihrem Reittier lobend den Hals. "Hier, mein Grosser.", lächelt sie und steckt Dhashur ein trockenes Stück Brot aus einer ihrer Manteltaschen zu, "Mach' mir keinen Unsinn- ich geh' nur schnell einen Happen essen und schauen, was unser Kyrillas so treibt." Damit verabschiedet sie sich von dem grossen Tier, welches friedlich brummelnd den Brotschnitz knuspert. Schliesslich betritt sie die vertraute Örtlichkeit. Gewohnheitsmässig blickt sie sich kurz um, ehe sie sich bei der Essensausgabe einen kleinen Imbiss abholt- der Grabenkämpfer war auf den ersten Blick nicht zu sehen. "Hm- ist wohl noch nicht da.", geht es ihr durch den Kopf, "Nanu? Ein neues Gesicht?" Sicheren Schirttes- dabei einen Teller mit Rührei in der einen und einen gut gefüllten Becher in der anderen Hand balancierend- nähert sie sich der Frau. "Entschuldigung- ist hier noch frei?"
"Danke.", meint Amira freundlich und setzt sich. Die rothaarige Frau hatte gegenüber der Fremden Platz genommen. Bei näherem Hinsehen würde ihr wohl auffallen, dass ihre Gegenüber zwei unterschiedliche Augen hatte und überdies hinaus recht blass war und wohl eine Vorliebe für roten Tee hatte.
"Jap - mal sehen, was das hier gibt." In Fox Gedanken ratterte es. "T'schuldigung, ich habe mich nicht vorgestellt. Lieutenant Fox Carter." Sie lächelte Amira an.
Die Angesprochene grinst. "Nein- ich bin zugezogen, wenn Ihr so wollt.", antwortet sie und trinkt von ihrem Tee, ehe sie die Gabel wieder aufnimmt, "Und selbst? Freiwillig hier?"
"Schon ab und an- wenn es nicht gerade stürmt, regnet oder schneit und/ oder nebelig ist.", zählt sie mit einem schiefen Lächeln auf, "Aber man kann es aushalten- irgendwann gewöhnt sich jeder dran."
Eine Augenbraue schnellt nach oben. "Ich wüsste zwar nicht wofür, aber hier.", meint Amira mit einem fragenden Gesichtsausdruck und legt abermals die Gabel bei Seite, um dann ihre Hände über den Tisch zu strecken. Sie sind ein wenig rauh und noch relativ kühl, hier und da ein paar feine Narben auf den Handrücken und den Aussenseiten der Finger, sowie kleine Schwielen an den Kanten beider kleiner Finger- ein Hinweis aus die Zügel ihres Pferdes und dass sie meist ohne Handschuhe ritt.