Sirgal saß noch im Behandlungsraum an dem Tisch, auf dem Blake lag. Sie war im Moment ganz auf Amiras Hilfe angewiesen.
Der Fehlschuss hatte sie seitlich ins Becken getroffen und dort ein unschönes Loch hinterlassen, was sich aber bereits geschlossen hatte. Nur die Kugel war noch da. Blake lag erschöpft, niedergeschlagen und voller Selbstvorwürfe auf dem Behandlungstisch. Er schien mit der Situation abgeschlossen zu haben. Er ahnte nicht, was Zim in der Zwischenzeit richtiggestellt hatte - und welche Wirkung seine Worte auf den letzten der drei Attentäter gehabt hatten.
Amira hatte dem Offizier zugenickt und zum Abschluss nochmals gesagt, dass sie sich um die beiden kümmern würde. Anschliessend sorgte sie für einen reibungslosen Abtransport Sirgals und Blakes hinunter in die Stadt zurück zum Haus.
Dort war Charly inzwischen mehr oder weniger wach und machte sich auf den Weg in die Küche, um für das Frühstück zu sorgen. Als er die Treppe herunterkam wurde er schlagartig wach. Es war viel zu ruhig. Sein Blick fiel auf Blake's leere Schlafstelle auf dem Sofa und auch von Sirgal fehlte jede Spur. Eilig kam er die Stufen wieder hinauf und weckte Pip und Fox. "Sie sind weg!", kam es gehetzt von ihm. Draussen näherte sich die Gruppe um Amira...
Pip kam stirnrunzelnd hoch und gähnte halbherzig. "Wer ist wech?", fragte er müde. "Blake und Lady Sirgal- sie sind nicht mehr da.", antwortet Charly rasch. "Das ist nicht komisch." "Ich mach' keine Scherze- komm' und sieh' selbst nach, wenn Du mir nicht glaubst." Das liess sich der Longgunner nicht zweimal sagen und er war nach einem kurzen Blick zu Fox auch schon aus dem Bett heraus. Mit schnellem Schritt fegte er runter in die Wohnstube und schaute als erstes nach der Garderobe. "Mein Mantel ist weg und Blake's Stiefel fehlen.", stellte er ernst fest, "Wo sind sie hin?" "Woher soll ich das wissen?"
"Gestern hing hier noch einer von unseren Mänteln- aber ohne Abzeichen.", antwortete Charly nach genauerem Hinsehen, "Dürfte ihrer gewesen sein."
Draussen hatten Amira und Co. das Haus beinahe erreicht. "Wir haben es gleich geschafft.", meinte sie beruhigend zu Sirgal, neben deren Trage sie herging, "Keine 20 Meter."
Amira hatte zwar für warme Decken gesorgt, doch bei der schneidenden Kälte war es kein Wunder, dass die schnell ausgekühlt waren. Sie dirigierte den Trupp zum Haus, brachte ihn zum Halten und fragte Sirgal nach dem Schlüssel, da sie nur ungern die Tür knacken wollte. Blake liess alles klaglos über sich ergehen. Er war mit seinen Gedanken ganz woanders. Drinnen würde man wohl den Trupp inzwischen gehört haben...
Amira's Kopf flog herum, ehe sie die Decke anheben konnte. "Wie praktisch.", murmelte sie und wiess die Träger ein, Blake vorsichtig auf das Sofa zu betten und Sirgal in den Behandlungsraum zu bringen, während sie vorging.
"Was zum...", entfuhr es Charly ehe er zusammen mit Pip für Licht sorgte.
Die Männer waren vorsichtig und Blake bald wieder sicher und warm untergebracht.
Auch Sirgal wurde mit Achtung behandelt und auf den eigenen Behandlungstisch verbracht. Als die Träger weg waren, bat sie leise: "Lasst ihn nicht aus den Augen. Er macht sich große Vorwürfe..."
Der Grünäugige schwieg nach wie vor, bis Amira kurz zu ihm trat, ehe sie sich um Sirgal kümmerte. "Bitte helfen Sie ihr.", bat er sie leise, war dann wieder ganz still und starrte an die Decke. Amira nickte. "Keine Sorge- das krieg' ich wieder hin." Sie schaute zwischen Pip, Fox und Charly hin und her. "Einer sollte ihn zur Sicherheit überwachen.", meinte sie und schaute aufmerksam vom Einen zum Anderen, "Ich bin nebenan und werde mich Lady Sirgals annehmen."
Damit ging sie in den Behandlungsraum, legte ihren Mantel ab und krempelte sich die Ärmel hoch, wobei sie zu Sirgal kam. "Geht es?", fragte sie leise und berührte die andere vorsichtig am Arm, "Ich müsste noch wissen, wo Du die Betäubung und die starken Heiltränke aufbewarst." Für ein frisches Laken war bereits gesorgt worden.
Sirgal wies Amira kurz in den Raum ein. "Tränke in der Vitrine - die gelblichen sind interessant. Ich habe keine Resistenzen und bin nicht Konditioniert... Betäubung findest Du in den braunen Flaschen unten. Besteck ist... in der Schublade. Schalen und alles was Du sonst brauchen kannst, im Schrank daneben." Es war alles zweckmäßig und im Gebrauchszusammenhang wegsortiert, so dass man als Alleinbehandelnder alles schnell erreichen konnte.
Amira nickte und lächelte dünn. "Keine Sorge, das wird wieder.", dann wandte sie sich ab, um sich das Zeug zusammenzuhoeln, was sie brauchen würde. Aufmerksam las sie das Etikett der Betäubungsflasche, ehe sie eine ausreichende Dosis aufzog.