RE: NC - ...und Wunder gibt es doch - Teil 3 - 2

Für das, was sie nach der Entfernung der Kugel vor hatte, wollte sie Sirgal lieber nicht wach haben- Amira ging davon aus, dass sie sich zu viele Gedanken machen würde...Mit sicherer Hand putzte sie eine gute Stelle in der Ellenbeuge und fand ohne Probleme die entscheidende Ader. "Wenn Du wieder wach wirst, ist alles wieder wie es sein soll.", verspricht sie beruhigend und wartet, bis das Mittel voll angeschlagen hatte...

Amira schüttelte den Kopf, löste den Gürtel und legte die Haut grosszügig frei, ehe sie Sirgal auf die Seite drehte- sie wollte nicht noch mehr rumsauen. Dann legte sie ihre frisch gewaschenen Hände auf die Stelle, an der die Kugel eingedrungen sein musste und tastete sich sacht vorwärts, um herauszufinden, wo sich der Übeltäter festgesetzt hatte. Konzentriert hatte sie die Augen geschlossen und sah sich um...




Blake lag weiterhin, mit relativ leerem Blick an die Zimmerdecke gerichtet, unverändert auf seinem Lager. Er schwieg. Pip und Charly tauschten unsichere Blicke mit Fox- so still und teilnahmslos hatten sie Blake bisher nur sehr selten erlebt. Und bisher hatte es jedes Mal nichts Gutes bedeutet...

"Da bist Du also...", murmelte sie unbewusst im Aussen, als sie das Projektil gefunden hatte, "...Interessant..." Auch registrierte sie die Spur von Blake's Blut. Sachte löste sie sich wieder von Sirgal und suchte in der Vitrine nach einem passenden Trank. "Mal sehen- Knochen und Gewebe...", murmelte sie zu sich selbst, während sie rasch die Etiketten durchging, "...Die Gelben hatte sie gesagt...Ah hier."




"Ich bin am Arsch.", sagte Blake leise und rauh, jedoch ohne Fox den Kopf zuzuwenden, starrte weiterhin an die Decke, "Hab ihn getötet und sie wurde verletzt...Tja...das war's dann wohl..."

"Es ist doch sinnlos...", widersprach er, begann dann aber doch zu erzählen, "Ich habe mich heute morgen rausgeschlichen und wollte in's Lazarett mit den beiden verbliebenen 'Spezialisten' mal ein paar Worte wechseln. Sie hatte mich wohl gehört und kam mir nach..." Was folgte war eine genaue Beschreibung dessen, was vorgefallen war, vom Moment an, als er den Aufschrei aus dem Zimmer gehört hatte bis dahin, wo Amira unvermittelt aufgetaucht war. "Wenn Caine das mitkriegt, dass Sirgal wegen mir verletzt wurde, wird er mich in der Luft zerreissen...Wenn ich Glück habe...", schloss er abfällig schnaubend, "Hat diese Mistratte Stryker doch noch gewonnen...war ja klar...Warum sollte es auch nur ein einziges Mal einfach laufen?...Es wäre besser, wenn Ihr drei Euch da komplett raushaltet- da muss ich allein durch."



Unterdessen klemmte Amira den Trank in ihren Gürtel und holte sich das Intrumententablett heran. Vorsichtig setzte sie den ersten Schnitt und arbeitete sich sorgfältig in die Tiefe vor, zwischendurch immer mal wieder mit der Pinzette Stoffreste von der Tunika entfernend, welche die Kugel mit sich gerissen hatte...

"Das ändert nichts am Resultat.", meinte der Grünäugige, "Und wenn es zehnmal Notwehr war- es war meine Waffe und meine Unachtsamkeit und damit trage ich die Verantwortung. Es ist unverzeihlich."




Auf die Narben achtete Amira nicht wirklich- sie war vielmehr damit beschäftigt die Kugel aus dem Knochen zu bekommen und als das geschafft war, achtete sie peinlich genau darauf, dass auch ja keine Stoffreste oder sonstige Fremdköprer mehr in der Wunde und im Gewebe waren, die da nicht hingehörten...

Als sie sicher war, dass alles sauber war, liess Amira die Finger knacken und stopfte sich vorsorglich ein ordentliches Saugtuch unter ihre eigene Tunika an die entsprechende Stelle. Sie wusste, dass Sirgal bereits mindestens einen Trank erhalten hatte und wollte ihren Körper nicht mit einer weiteren hohen Dosis belasten- schliesslich kam das Narkosemittel auch noch hinzu. Ausserdem wusste sie, dass der Freundin eine Verletzung nur hinderlich sein würde, weshalb Amira schnell einen Entschluss gefasst hatte...Sie holte die Trankphiole mit dem Gelben Etikett vom Gürtel und stellte sie auf den Tisch, wo sie sie sofort würde erreichen können...Ehe Amira richtig loslegt, säubert sie Sirgal vom Blut so gut als möglich und fügt sich erst dann einen leichten Schnitt in der linken Hand zu und legt die Wunde auf die ihre...

Schlagartig lässt sie sich in tiefste Konzentration fallen und rezitiert eine sehr nützliche Formel, welche die Wunde von Sirgal komplett auf Amira übertragen würde...

"Was mein, sei Dein. Was Dein, sei mein. Lass' unsere Kräfte grenzenlos sein. Mein sei der Schlag, der Dich niederwarf. Dein sei die Heilung, der Du bedarf. Geister der Ahnen. Geister der Nacht. Kraft meines Blutes. Ich ruf' Eure Macht. Helft mir zu ändern, was das Schicksal vollbracht!"
Sie unterdrückte einen Schrei, als sich die Energien entfalteten und sie spürte, wie das Gewebe in ihrer Seite durch den Zauber förmlich aufgerissen wurde...Scheppernd fiel die Metallschale mit der Kugel zu Boden, als Amira sich nach Beendigung des Zaubers schliesslich von Sirgal löste und sich einen Moment lang am Tisch abstützen musste, als ihr kurz Schwarz vor Augen wurde...







"Das ist egal.", entgegnet er leise, "Es ist unverzeihlich." Dann schwieg er wieder. Sirgal war verletzt worden und es war seine Schuld. Blake war völlig fertig...
Charly hingegen zuckte bei dem tiefen, kehligen Knurrlaut von nebenan regelrecht zusammen. "Was war das?...", murmelte er und wandte den Kopf in Richtung des Behandlungsraumes. Kurz darauf ertönte das Scheppern der zu Boden fallenden Schüssel...

Alarmiert setzte Pip sich in Bewegung, während Charly bei Blake blieb und ein Auge auf ihn hatte. Mühelos hatte er Fox überholt und die Tür zum Behandlungsraum geöffnet. "Lady?!", kam es ernst von ihm, als er Sirgal noch betäubt auf dem Tisch und Amira auf dem besten Wege zusammensinkend daneben sah.


Amira krallte sich am Behandlungstisch fest und kämpfte um ihr Gleichgewicht. Sie streckte gerade die Hand nach der bereitgestellten Phiole aus und entkorkte sie mit den Zähnen, als Pip die Tür aufstiess. Amira schaute hoch, als er sie noch im Türrahmen stehend ansprach, führte den Trank an die Lippen und leerte ihn mit einem Zug. "Geht gleich wieder.", knurrte sie rauh und liess sich langsam mit mühsam beherrschter Miene auf den Boden sinken, während sie eine Hand auf ihre linke Seite presste und darauf wartete, dass der Trank seine Arbeit tat, "Geben Sie mir Fünf Minuten, Ltd. Jenkins."

Amira lehnte sich mit geschlossenen Augen an ein Bein des Tisches und versuchte den Schmerz auszublenden, während sich die Wunde unter Einfluss des Trankes schloss.

"Ruhig atmen...Tief und ruhig atmen...", kam es hinter zusammengebissenen Zähnen hervor und sie versuchte sich irgendwie auf die Beine zu stellen, "Komm' schon Amira...Beweg' Deinen Arsch..." Langsam und hartnäckig kam sie auf die Knie und als sie sich am Tisch hochzuziehen versuchte, kam Pip ihr zu Hilfe. "Schön langsam, Ma'm."

Amira antwortete nicht, bedankte sich mit einem knappen Nicken und begann Sirgal vom Blut zu befreien. Ihre Wunde war weg, wie schnell ersichtlich wurde. "Bitte besorgen Sie mir eine frische Tunika oder Hemd für sie.", bat sie mühsam beherrscht und räumte die Instrumente zusammen, "Oben müsste irgendwo eine Truhe oder ein Schrank oder sowas sein." Pip nickte und sah Fox an. "Könntest Du kurz?", fragte er und deutete auf die beiden Frauen, während er sich auf die Suche nach dem Benötigten machte.