"Eigentlich müsste ich Amira grad mal übers Knie legen, aber... ich werd mich wohl doch einfach bedanken." Sirgal wusste sofort, was die getan haben musste, als sie überhaupt nichts mehr spürte.
Amira grinste schief. "Als ob Du Dich in der jetzigen Situation geschont hättest, wie Du es nach der OP gemusst hättest.", meinte sie mit einem breiten Grinsen, "Gern geschehen- freut mich, dass es Dir gut geht."
"Keine Ursache.", winkte diese lächelnd ab und widmete sich wieder ihrem Frühstück.
Blake sah Sirgal dunkel an. "Wegen mir ist nun schon ein Zweiter tot und diesmal war ich es auch noch selbst.", entgegnet er leise, "Und dann wurdest Du auch noch wegen mir...Die Kugel war für mich bestimmt, Sirgal. Hätte er mich vernünftig erwischt, wäre es egal gewesen, doch so..." Er schüttelte langsam den Kopf. "Das kann ich nie wieder gut machen."
"Du wagst es, mir ins Gesicht zu sagen, dass es egal gewesen wäre, Blake?" Sie wurde grade wütend. und genauso klang sie auch. Die Stimme wurde dunkler, der Tonfall entsprechend drohend. "Reicht alles das, was ich getan habe, immernoch nicht aus, um Dir klar zu amchen, dass Du mir nicht egal bist? Ist es so wenig wert, dass es dir 'egal' ist, was passiert? Was ich darüber denken könnte?"
Der Grünäugige schüttelte abermals langsam den Kopf. "So habe ich das nicht gemeint und das weisst Du.", entgegnet er sehr leise und ehrlich, "Es ist meine Schuld, dass Dir was zugestossen ist...Und das ist etwas, was für mich schwerer wiegt, als alles andere."
"Blake, mir sind schon ganz andere Dinge zugestossen. Wesentlich schlimmere. Unter den Händen meiner Freunde... Aber solche Dinge geschehen. Es ist noch nicht mal lange her, erst ein paar Wochen, wo sie mich davor bewahrten, mich einfach unbewaffnet und voller Zorn in ein feindliches Heer aus Orks, Uruks und einer ganzen Armee zu werfen - mit nichts außer einem Buch in der hand - und einfach niedermachen zu lassen." Sie sah ihn an, gradeheruas und ohne jede Scheu. "Wenn Du dich wirklich mit jemandem wie mir einlassen willst, dann gewöhn Dich dran, dass einen Sack Flöhe hüten ein Kinderspiel dagegen ist."
Blake hatte ihr zugehört, was ihn normalerweise zu einem ehrlichen Schmunzeln verführt hatte- wie zum, Beispiel die Bemerkung mit den Flöhen-, allerdings reichte die Mimik dieses Mal nicht bis in seine Augen. Trotz Allem machte er sich schwere Vorwürfe- das hätte nicht passieren dürfen! Es würde wohl noch Einiges brauchen, um ihn von der Idee abzubringen, dass er es hätte verhindern können...
Sirgal sah es ihm an. Mit rauher Stimme und sehr dunkel sagte sie: "Weißt Du, was ich grad am liebsten tun würde?" Amira, die Sirgal kannte, würde den Tonfall kennen... und ahnen, dass sie etwas im Schilde führte, was sie auch wirklich tun, und von dem sie nicht nur reden würde.
Er schwieg und erwiederte dunkel ihren Blick. Es würde ihn noch ein offizieller Teil erwarten- zum Einen wegen des Übergriffes während des Tests und zum Anderen wegen der Vorfälle am heutigen Morgen. Der Grünäugige war ganz ruhig...Ähnlich wie ein Verurteilter, der sich mit seiner Situation bereits abgefunden hatte.
Amira sah es und schaute zwischen Fox und Charly hin und her. "Ich hab Hunger auf was Warmes- Sirgal, darf ich mal grad Deine Küche missbrauchen?", fragte sie und blickte kurz zu der Freundin und dann wieder zu Fox, "Wollen Sie mir kurz helfen?" Charly verstand den Wink und ging mit einem "Ich geh mal schauen, ob Pip schon auf dem Rückweg ist." aus dem Zimmer in den Flur.
"Geh nur..." war Sirgals Antwort auf Amiras Frage. Sie sah Blake die ganze Zeit in die Augen. Dann streckte sie langsam die Hand aus, griff ihm in den Ausschnitt, drehte den Stoff und zog ihn mit ungeahnter Kraft ganz leicht ein wenig hoch. "Ich würde Dich am liebsten so lange durchschütteln und dafür sorgen, dass dir diese Flausen aus dem kopf vergehen..." knurrte sie. Dann aber ließ sie ihn sanft wieder herunter, beugte sich vor und küsste ihn vorsichtig auf die Stirn.
Amira nahm Fox kurzerhand mit hinaus in die Küche und ging die Vorräte durch. "Hier müssten doch irgendwo Eier sein.", murmelte sie, als sie mit einer Pfanne in der Hand die Lebensmittel beäugte.
Er reagierte teilnahmslos auf ihren Griff und die Drohung. Als sie ihn jedoch auf die Stirn küsste, war es um ein Haar um seine Selbstbeherrschung geschehen. Blake schloss die Augen und atmete leicht zitternd aus. "Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.", kam es mit leiser, rauher Stimme von ihm.
Sirgal sah den Punkt zum Einhaken, kam neben ihn und zog ihn sanft in die Arme. Unglaublich vorsichtig strich sie ihm von der Stirn durch die haare, beugte sich hinunter und legte die Wange an seine. "Wir können nichts ungeschehen machen. Nie. Doch es gibt Gerechtigkeit. Und Allister ist eines niemals: unfair."
Ungewollt schmiegt er den Kopf an sie und legt ihr eine Hand auf die Flanke. "Wir werden sehen, was passiert.", entgegnete er mit schon beinahe gebrochener Stimme- das 'Ich bete nur, dass es schnell geht' kann er sich gerade noch verkneifen; doch es sollte auch so klar sein, dass er mit dem schlimmsten Fall rechnete.
In der Küche hatte Amira die Eier gefunden und war gerade dabei ein wenig Speck kleinzuschnippeln, als sie mit einem Kopfnicken auf eines der frischen Kräuterbündel deutete, die Sirgal besorgt hatte. "Könnten Sie mir bitte ein wenig davon kleinhacken?", fragte sie an Fox gewandt.
Sirgal sagte leise: "Ich vermute, dass man ihn wie immer bereits sucht. Ein Schuss im Lazarett macht schnell die Runde. Dae, ich bin da. Und ich kann bezeugen, was passiert ist."
Fox griff nach einem Messer und nach kurzer Zeit hielt sie Amira das Brett mit nahezu atomisierten Kräutern hin.