Er hatte mit einem ansturm gerechnet. Sofort ging er in die Knie, deckte seinen kopf und den Oberkörper mit seinem Schild und hieb sofort mit dem Schwert auf das Bein des Aelkris. Auch er bemerkte nicht, wie er beobachtet wurde.
Rel'Nag ließ das große schwarze Pferd mit den dicken ledernen Beinschonern langsam weiter in das Knochenbrecherfeld hineingehen. Er kannte das Gelände gut - so gut, dass er den Ritt wagen konnte. Dabei näherte er sich einem kleinen Erdwall mit dichtem Gebüsch...
Er war noch voll mit dem Aelkri beschäftig, und schaffte es, nach einigen Treffern, die er selbst abbekommen hatte, ihn niederzuringen. Dann sah er sich um, nach den anderen, die hier noch irgfendwo sein mussten.
Der Chef - sie nannten ihn so, er war der stärkste unter ihnen und der älteste - gab das Zeichen mit seiner Axt. "Jetzt!" Auf dem ganzen Knochenbrecherfeld gab es dutzende von kleinen Explosionen, die augenscheinlich erstmal keinen Schaden anrichteten. Zumindest keinen primären. Doch dann gab der Boden langsam nach, Schiefer rutschte, Ästen, Bäume, Wurzeln, alles, was sich auf dem Areal befand begann unaufhaltsam nach unten zu rutschen. Der Boden sackte ab, es war als ob alles ca 15 Meter runtersackte. Es gab keinen Halt.
Rel'Nag entfuhr ein harter Fluch, als das schreiende Pferd unter ihm in die Knie brach und mit samt des Bodens haltlos in die Tiefe stürzte. Nicht einmal ein Sprung aus dem Sattel würde ihm helfen - die Gefahr, unter das Tier zu geraten war viel zu groß. Der Schwertmeister hatte die Explosionen gehört, auch eine Warnung gerufen - aber er war nicht sicher, ob man ihn gehört hatte.
Faris befand sich nicht in unmittelbarer Nähe, geriet aber ebenfalls in den Abrutsch - genauso wie drei weitere Sargtlinen, die sich in ihrer Nähe befanden. Die Soldatin sah, wie einer der Drow von einem Flesbrocken überrollt wurde und ein anderer blutend in die Tiefe stürzte, dann verschwand der Dritte aus ihrem Blickfeld, als ein Stein sie am Kopf traf und es nach einem roten Lichtblitz schlagartig dunkel wurde.
Er hatte sich gerade darauf eingerichtet, den nächsten anzugreifen, als er einige Explosionen hörte, und danach wie jemand eine Warnung rief. Anschliessend stürzte er ab, fiel immer weiter. Und mit ihm die verbliebenen Aelkri. Ein lauter fluch entfuhr ihm. Wenn er vorher noch Kampoffähig war, so war er es jetzt garantiert nicht mehr, als in ein schwerer Fels am Bein Festklemmte.
Es war nicht einfach nur ein Loch, in das sie fielen, sondern es schien Halle zu sein, oder gewesen zu sein. Man erkannte Stollen, oder zumindest Reste davon. Es war alles nicht so leicht zu erkennen, bei all dem aufgewirbelten Dreck. Die Hänge jedernfalls waren zu steil, um einfach wieder an ihnen hochzusteigen und sie schienen auch bei der kleinsten Berührung ins Rutschen geraten zu können, was zur Folge hätte, dass sie alles, was in dieser Grube saß zu begraben. Ein zugegeben grausamer Erstickungstod, aber effizient und sehr einfach.
Im Fallen drehte sich das Pferd und begrub Rel'Nag teilweise unter seinem Leib. Der alte Schwertmeister verhielt sich so bewegungslos wie möglich, stöhnte aber, als das schwere Tier sich versuchte wegzurollen und aufzustehen. Der Drow hörte Knochen knirschen und der Schmerz, der ihn durchfuhr, verriet im, das es nicht die Knochen des Tieres waren... oder zumindest nicht nur. Das Pferd konnte nicht aufstehen - wälzte sich aber über sein linkes Bein. Bei dem nächsten Versuch des Tieres zog Rel'Nag sich zurück. Er stemmte die Arme auf einen Felsen und sich damit ausser Reichweite. Schwer atmend und sich die Rippen haltend, beobachtete er das Pferd und stellte fest, dass dessen Beine unbrauchbar waren. Es musste sich den Rücken verletzt haben. Der Krieger ließ sich etwas in die Nähe des Kopfes rutschen, was auf dem feinen Sand hervorragend ging, dückte dann den Kopf des Pferdes zu Boden. Er zog seinen Dolch und schnitt dem Tier die Kehle durch, um sein Leiden zu beenden.
Einer der Aelkri kam durch Staub und Schmutz annähernd unverletzt auf den Schwertmeister zu. "Meister?" fragte eine überraschend helle Stimme. Wazag.
Rel'Nag sah auf. "Wie viele sind hier? Wer ist verletzt und wie viele sind kampffähig? Finde es heraus. Sammeln!" Sie mussten herausfinden, mit was für einem Feind sie es zu tun hatten und wo sie sich befanden.
Der aufgewirbelte Dreck begann sich allmählich zu legen, doch weiterhin rutschte Geröll den Hang herunter. Wesentlich mehr, als durch die Eigenleistung des Hanges möglich zu sein schien. In der Grube sah man verschiedene Gänge abgehen. Bei den meisten sah man schon, dass nach zwei drei Metern Schluß war. Dicke Steine versperrten den Weg. Andere führten scheinbar weiter in das Erdreich hinein. Immer mehr Erde und Geröll landete in der Grube, die einen Durchmesser von etwa 20 Metern hatte. Im Sekundentakt fielen eimerweiße Erde neben den Abgestürzten auf den Boden. Dennoch konnte man kein Wesen am Rand ausmachen, doch es waren viele da, wenn man nach dem Rhythmus der Ladungen ausging, die hinunter kamen. Nach einer Weile veränderte sich das, was hinuntergeworfen wurde. Eine klebrige schwarze Masse war bei der Erde dabei.
Rel'Nag sah nach oben und Fluchte. Er versuchte auf die Beine zu kommen, was ihm unter reichlich Schmerzen auch gelang. Er humpelte zu zwei Aelkri hinüber, die er ausmachen konnte - aber nur um festzustellen, dass sie tot waren. Der Schwertmeister sah sich um und erkannte einen rot-schwarzen Wappenrock in der Nähe. Er ging hinüber...
Faris war schon von reichlich Erdreich bedeckt. Die Soldatin war ohnmächtig, aber das Blut an ihrem Kopf gerann bereits. Sie hatte eine eingesunkene Stelle an der Schläfe, die auf einen Knochenbruch hinwies...
Wieder fluchte der alte Krieger leise. Dann fiel ihm der unangenehme Geruch auf, den das schwarze Zeug hatte, dass von Oben mit hinunter geworfen wurde. Pech! Wenn jetzt noch eine Fackel folgte, hatten sie mehr als ein Problem! "MINDORL!" rief Rel'Nag - was in ein heftiges Husten überging. Der Krieger wischte sich über die Lippen und starrte dann auf seine Finger. Blut. Auch das noch. Er hatte also nicht viel Zeit. Mit aller Kraft zog er Faris aus dem Erdreich und schleppte sie in Richtung eines Ganges, der etwas weiter in den Berg hineinzuführen schien und nicht geleich endete. Schweratmend, hustend und von Schmerzen geplagt blieb er dort stehen. "WAZAG!"
Wazag brachte einen noch lebenden Aelkri zu Rel'Nag, der allem Anschein nach einen ausgekugelten Arm hatte. Auf jeden Fall stand die Schulter in einer Position, die nicht sehr funktionell aussah. "Ich will sehen, ob ich noch jemanden finde. Wie viele müssten es sein, Jabbuk?"
"Es waren fünf Sargtline. Faris ist hier. Mindorl müsste etwa..." er hustete wieder und rang nach Luft. "...etwa dort drüben sein. Euer Trupp bestand aus sechs Leuten. Die beiden, die in meiner Nähe lagen, sind tot."
"Ich sehe mich kurz um. Dann erst sehen, welche Verletzungen!" Wazag fiel in die abgehackte Sprache zurück, die sie verriet, wenn sie in Stress geriet. Damit wandte sie sich um und lief wieder in den Staub hinaus.
Immer mehr Pech erreichte den Boden. Eine Ladung fiel auf Faris, eine weitere landete direkt neben Mindorl. Rundherum am Rand der Grube tauchten nun gedrungene Gestalten auf. Selbst von dort unten sah man, dass sie schwer gepanzert und mit allerlei Waffen bestückt waren. Etwa 40 dieser Gestalten waren zu erkennen, doch die Vermutung lag nahe, dass dort noch weitere waren. Plötzlich gingen rundherum Fackeln an. Der "Beschuss" mit erde und Pech ebbte allerdings keineswegs ab, im Gegenteil, es wurde immer mehr.