Das "Knochenbrecherfeld" ist die Ödnis zwischen menkelbach und Gullminne, dass zur Linken liegt, wenn man von den Höhen aus Richtung Menkelbach nach Gullminne will. Es ist ein von niederen Bäumen und dichtestem Gesträuch überwuchertes Gelände, das für jedes Pferd unpassierbar ist. Reiner Schiefer, brüchig und mit messerscharfen Kanten, mit teifen Spalten durchzogen und voller einbrechnder Löcher bildet den Untergrund - und hat bisher jedem Pferd und zu vielen Soldaten die Beine oder den Hals gebrochen...
Rel'Nag hatte mit dem Trupp Sargtline und Kar'Yann Gullminne durch die Armenviertel verlassen und stand nun mit ihnen am nordwestlichen Rand des Knochenbrecherfeldes. Er wandte sich zu den Männern und Frauen um. "Ihr habt von diesem Gelände gehört. Wir haben bisher davon abgesehen, es in die Übungen einzubeziehen, aber wir wollen die Besteun unter Euch herausfinden. Es gibt einige besondere Posten zu besetzten - und nur die Besten unter Euch kommen dafür in Frage. Es geht darum, wer das Feld als erster unverletzt überwindet und auf der Menkelbacher Seite eintrifft. Ihr habt vier Stunden Zeit - ab jetzt." Damit wies er in das scheinbar undurchdringliche Dickicht aus Dornenhecken, Schlingg- und Giftpflanzen und trügerischen Spalten.
Kar'Yann lud das bepackte Pferd ab und errichtete eín kleines Lager, von wo aus er agieren konnte. Die Zügel übergab er Rel'Nag, der das Pferd bestieg und am Waldrand dem Geschehen folgte. Der heiler folgte den Sargtlinen mit einem besonderen Tornister beladen.
Es war klar, dass hier jeder für sich das Beste geben musste. Faris ging voran und suchte sich einen Weg durch weniger dichtes Dornengebüsch - musste aber bald den Weg zurück suchen, weil sie an einer unüberwindbaren Spalte stand. Sie wusste, dass sie in dieser Aufgabe nicht unter den Besten sein würde - auch wenn es ihr gelingen sollte, das andere Ende des Knochenbrecherfeldes zu erreichen. So, wie Rel'Nag gesprochen hatte, ging es nicht um Posten für Menschen. Das würde auch nicht zu all dem passen, was sie sich zusammengereimt hatte.
Und los ging es. Er holte aus seinem Gepäck seinen umhang und ein festes Wolltuch. Den umhang legte er um und des Wolltuch band er sich für den Gesichtsschutz um die gugel herum. Dann zog er noch seinen Plattenahndschuh an. Als diese Vorbereitungen abgeschlossen waren, machte er sich auf den Weg. Erst suchte er sich einen Weg, der relativ frei schien. als er aber an einer dornenhecke ankam, wandte er sich nach rechts und ging weiter, bis er eine Lücke fand. Dabei zählte er im Geiste die Schritte, die er gegeangen war, ab.
Bei seinem nächsten Schritt gab der Boden nach und brach ein. Messerscharfe Bruchkanten des Schiefers schnitten den Stoff der Hose auf und ritzten das Leder der Stiefel...
Rel'Nag sah, wie die Soldaten sich verteilten. Er sah die Umhekr von Faris ebenso wie das Straucheln eines anderen Mannes, der kurz darauf von Kar'Yann herausgezogen wurde. Die schweren Schnittwunden hinterließen eine Blutspur auf den Blättern der Gebüsche. Mindorl schien es besser getroffen zu haben. 'gut so', dachte Rel'Nag und lenkte das Pferd so, dass er ihn besser sehen konnte.
kurze bestandsaufnahme. die hose war beschädigt, aber die kanten hatten zum Glück nur die Stiefel angeritzt. ein wenig verfluchte er sich selbst für seine Nachlässigkeit. Mühsam versuchte er, Sein Bein aus dem loch zu bekommen. Verletzt war er nicht. Aber er hatte Zeit verloren. Ab jetzt würde er vorsichtiger sein. Immerhin hatte er herausgefunden, dass der weg hier nicht unbedingt sicherer war. Der nächste Einbruch würde wohl direkt an sein Bein kommen. also musste er sich wohl oder übel den Weg durch die dornenhecke schneiden. Also ging er zurück bis zu der stelle, an der er abgebogen war, und zog sein kurzschwert.
Es würde eine schweißtreibende und ermüdende Arbeit werden. Die Dornenhecken waren seit Generationen der natürliche Schutz vor Feinden, die von Menkelbach kommend Gullminne erreichen wollten - und daher die Stämme der Hecken zum Teil dick wie ein Männerbein. Die Sonne stieg höher und brannte vom wolkenlosen Himmel.
Die Sonne brannte. Und da er nicht gerade die leichteste kleidung gewählt hatte, würde es noch anstrengender werden. Wasser hatte er zur Genüge. Das würde nicht das Problem sein. Aber die Zeit. egal, geradeaus war nunmal der kürzeste Weg. und wenn es den anderen Weg nicht ging, musste es eben dieser sein. Und die Waffe konnte man hinterher wieder reparieren. Er musste auch nicht die kompletten Hecken fällen, sondern zum Glück nur genügend platz, damit er samt Ausrüstung durchpassen würde. So hielt er sich an die dünneren Äste und arbeitete sich langsam aber stetig vorwärts, immer nur kurz unterbrochen, um etwas Wasser aufzunehmen. Er wusste, wo die Hecken waren, war der Boden einigermaßen fest, da sie ja auch das Gewicht der teilweise fast an bäume anmutenden Sträucher tragen musste.
Plötzlich fiel das Gelände vor ihm steil ab. Eine Senke, die fast wie eine kleine Schlucht wirkte, lag vor ihm. Der Boden war staubtrocken und locker... An den Hängen waren vereinzelt kleine Bäume, die aber tot und wie Skelette da standen.
Lockerer Boden. Das hiess, er konnte ihn unter Umständen 'abfahren', wenn er die Hacken fest in den boden rammen würde. egal wie, er musste auf die andere Seite kommen. Sollte er es wagen? Er konnte nicht abschätzen, wie der Boden am Grund der Senke war. Er wusste nur eines: Er musste dort drüben ankommen. Und selbst, wenn er es nicht unverletzt schaffen sollte. Er wollte vor allem sich selbst beweisen, dass er es schaffen konnte, alleine dieses Feld zu durchqueren. Er legte sein Gepäck ab, packte das Schwert wieder in den Halter am Gürtel und zog sich über seine schon recht zerschlissene Hose aus seinem Gepäck eine seiner drei Wechselhosen über die zerschundenen Beinkleider an. Dann nahm er seinen Packen wieder auf, nahm noch ein-zwei schlucke aus dem Trinkschlauch, bevor es losging.
Oben war der Boden noch mit kleinem, hartem Gestrüpp bewachsen, Gräser und Seggen standen dort, Disteln und Brennesseln. Das, was wie ein sandiger Abhang anmutete, war eine dünne Schicht von Flugsand über scharfem Gestein. Als Mindorl seinen "Abrutsch" begann, gab es schnell kein Halten mehr. Die Absätze der Stiefel griffen kaum, wurden schnell vom Gestein nach oben gedrückt. Ebenso scharfer Schieferbruch wie in jenem vertrackten Loch schlitzte ihm die Schichten Stoff auf wie ein scharfer Dolch durch Butter - und machten auch vor der darunterliegenden Haut und dem Gewebe keinen Halt. Üble Schnittwunden waren die Folge. Durch das abrutschen des Sandes verlor einer der morschen Bäume ebenfalls seinen festen Stand und senkte sich immer weiter, folgte dem Drow wie ein Damoklesschwert. Unten, fast am Grund der rund sechs meter tiefen Schlucht, lag loses Geröll in einem ausgetrockneten Bachlauf. Bruchholz, dass von vorangegangenen Regengüssen hier angschwemmt worden war, ragte wie angespitztes Palisadenholz zur Reiterabwehr dem Stürzenden entgegen...
Der Schmerz brannte. Aber aufgeben, keine chance. Das würde er nicht machen. Anhalten ging sowieso nicht mehr. Auch der Baum, der sich mit einem krachen senkte, und ihm nachrutschte, war nicht gerade ein kleines Hinderniss. aber es brachte ihn auch auf eine Idee: Er müsste nur versuchen, etwas links oder rechts der Falllinie kommen, und den Baum dann vorbeirutschen lassen. Mit etwas glück würde er einige der Äste am Grund beiseite räumen, oder zumindest eine art leiter bilden, an der er versuchen könnte, seinen Schwung mitzunehmen und über diese Hindernisse zu springen. Danach würde er sich aber erst einmal zeit nehmen, seine Beine zu versorgen.
Äste splitterten und flogen wie Späne in der gegend herum. Immer schneller rutschte der Baum, jetzt durch keinerlei Wurzelwerk mehr gehalten, und näherte sich Mindorl in rasendem Tempo. Der Drow musste aufpassen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, denn die messerscharfen Steine würden nicht nur seinen Beinen Schaden zufügen...
Konzentration war jetzt von nöten. Ein wenig noch. Und dann ein schneller Seitschritt. Immer darauf bedacht, nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Er strauchelte kurz, fing sich aber recht schnell. Es war riskant. Sehr riskant. Ein moment der Unachtsamkeit und die Steine würden ihn aufschlitzen. Das Bewegen fiel ihm so schon schwer. In erwartung einer Gefechtsübung hatte er sich seinen Gambeson und seinen Lederpanzer angezogen. Dann war der moment da: Er tat diesen Seitschritt, und strauchelte wieder ein wenig, aber auch dieses mal fing er sich mit müh und not.