Sein Blick war noch immer wie vom Pferd getreten. Er seufzte tief. Zu tief und wurde als Strafe vom Husten durchgeschüttel,t den er zu ersticken suchte.
"Warte..." Kar'Yann holte aus einem Schrank eine Tüte aus Pergament und ein Glas mit goldenem Inhalt. Er gab beides Izz'Dorl. Die schmunzelte. "Salbei habe ich grade geholt aber Thymianhonig ist eine feine Sache."
langsam lehnte er den Kopf zurück und sah zur Decke. 'Was hab ich mir da nur angetan!' seufzte er in Gedanken und schüttelte sich schon innerlich daran denkend das Zeug schlucken zu müssen. Honig fand er ja toll. Aber ausgerechnet Tymian dadrinne?
Sirgal war nach der Abfahrt der Kutsche wieder hineingegangen und nach hinten in den Ruheraum. Dort zog sie das Bett ab und bereitete es sofort neu vor, legte dann eine Decke darüber, um es zu schützen, bis es wieder gebraucht wurde. Im Behandlungsraum nebenan hing immernoch der leichte Geruch von verbranntem Fleisch, der sie plötzlich innehalten ließ. Das Bild des verletzten Aly'Triss drängte sich ihr auf, die tiefe Wunde und der scharfe Geruch... ihr wurde schlagartig übel und Tränen schossen ihr in die Augen. Allen Mächten sei Dank, dass er nichts von dem gespürt hatte, was sie zu tun gezwungen waren. Sie kniete am Bett auf dem Boden und hatte den Kopf auf die Kante gelegt, als Kar'Yann hereinkam. "Ich werde dieses Bild nicht los", sagte sie leise. Er konnte es gut nachfühlen und zog sie zu sich hinauf, nahm sie in die Arme. Sirgal hielt sich eine lange Zeit an ihm fest, atmete den Geruch seiner Haut beruhigte sich wieder. Kar'Yann nahm ihren Kopf in die Hände und küsste sie lange, sanft und innig, dann sah er sie an. "Ich hasse es, Dich in der Öffentlichkeit nicht mehr anfassen zu dürfen..." gestand er ihr, woraufhin Sirgal ihn fassungslos ansah. "Wer..." "Die Ilharess." sagte er leise. "Sie befürwortet diese Verbindung nicht - und es darf keine weiteren Kinder geben, Sirgal." Schweigend senkte die Botin den Kopf. Das also war es. "Unreines Blut..." hauchte sie tonlos. "Xas. Nicht gut für das Haus..." "Darf ich denn bei Dir bleiben?" Es lag so viel Schmerz in ihrer Stimme, dass er es fast nicht ertragen konnte. "Natürlich!"
Es war viel, dass auf Sirgal einsrömte - und viele Kleinigkeiten ergaben plötzlich einen Sinn. Dieses Haus, der abgelegene Arbeitsplatz, die Distanz, sein heftiges Einschreiten, wenn es um Sha'Yann ging... Dann die Erinnerungen an Owen. Sein Tod, die Leere, die das Drachenwesen in ihr hinterlassen hatte. Wieder überkam sie das heftige Gefühl der Kälte und des schier unerträglichen Schmerzes, die der damalige und auch der jetzige Verlust bedeuteten. Es schnürte ihr die Kehle zu. In einem ersten Impuls wollte sie weglaufen, ihre Qual herausschreien und dann nie wieder aufhören zu weinen, aber die Beherrschung siegte. Die Botin legte ihrem Partner die Stirn gegen die Schulter und Tränen der Verzweiflung liefen ihr heiß über die Wangen, wobei aber kein Laut über ihre Lippen kam. Sie würde immer allein sein. 'Ihr Götter - ist es das, wozu ihr mich verdammt habt? Namenlos und ihne Erinnerung? Ohne Schutz und ohne festen Platz? Was habe ich Euch getan?' das und mehr flutete durch ihren Geist. Ihre Seele baute einen Wall auf, der Schutz vor dem Zerbrechen bedeuten musste - und kühle Distanz, damit ihr niemand mehr weh tun konnte. Ganz langsam löste sie sich von Kar'Yann und sagte dann: "Ich muss mich um die Pferde kümmern..."
Er sah ihr nach, als sie ging. Draußen war es über Nacht eisig kalt geworden. "Sirgal..." Sie ließ sich nicht zurückhalten. Der Heiler atmete tief und rauh, als sich die Tür hinter ihr schloss. Warum musste alles so schwer sein? Er stützte sich auf der hölzernen Arbeitsfläche auf und ließ den Kopf hängen. Nichts wünschte er sich im Augenblick mehr, als einen Freund, dem er das alles erzählen konnte - aber AlyT'riss würde er in diesen Tagen nicht damit belästigen. Er musste erst einmal genesen! Sollte er sich direkt an die Ilharess wenden? Sie war schließlich der Grund... Er wusste nicht weiter.
Die Bedienstete, eine menschenfrau mit kurz geschnittenen Haaren und einer Nase wie ein Adler senkte den Blick. "Aunrae schickt mich Euch das hier zu geben." sagte sie und klang fast wie ein Kerl. Mannweib eben.
Die Nachricht war in schönen letternverfast und steckte in einem Umschlag.
"Meißter Kar'Yann Der Trankvorrat für Ril'afay ist ausgeschöpft. Nadja hat sämtliche trankflaschen bei sich, auch die Große von ihrer Reise nach Xaria. Doch ich bin wegen einer Angelegenheit beunruhigt. Die Visionen hatten sich die Tage sehr gehäuft und ich möchte das ihr wisst, das sie in den lezten Tagen sehr viel von dem Trank zu sich genommen hat.
Kar'Yann nahm den Brief und überflog die Zeilen. "hm", brummte er leise und es arbeitete bereits in seinem Kopf. "Gebt mir die Fläschchen. Ich werde einen Neuen Trank bereiten und bringe ihn dann selbst hinunter. Ich will mir die Novizin ansehen. Richtet das der malla Jabress Aunrae aus."