Inzwischen war es Anfang April 8-2 geworden. Der Winter hatte endgültig aufgegeben, das Gras begann üppig zu sprießen und die Tagestemperaturen wurden angenehm, auch wenn die Nächte weiterhin grade über Null Grad lagen.
Sirgal hatte, nachdem Aly'Triss sie nach Gullminne zurück gebracht hatte, ein paar Tage der Ruhe gebraucht, um wieder auf die Beine zu kommen. Dennoch stand ihr Entschluss fest, ihre Reisen wieder aufzunehmen - allein schon, um eine Weile aus dem Wirkungskreis von Aly'Triss und Tha'Risha herauszukommen. Und das aus gutem Grund. Noch hatte Tha'Risha ihre Freundin nicht gesehen... doch Sirgal konnte die weiß nachwachsenden Haare an den Schläfen nicht verheimlichen, die die letzte Woche im März ihr beschert hatte.
Schon zwei Wochen später machte sie sich mit ihrer Freundin Kharen zusammen auf eine Reise - nach Melgorien in die Provinz Rothengau, wo der Ritter Gunther von Giebelingen zu Jagd und Schmaus einlud. Sie kam von der Reise zurück - und begann erst einmal, ihren Mantel und die Kleidung zu waschen und zu flicken... die Jagd war eher ein Kreuzzug gewesen. Dennoch genoß sie die ersten Sonnenstrahlen und hatte sich draußen auf dem Platz bei den Stallungen an einem kleinen Tisch niedergelassen und schrieb einige Rezepte in ihre Sammlung, die sich auf der Reise ergeben hatten.
Neben Sirgal stand im Schatten des Tisches ein kleiner Tontopf mit Korken auf dem Boden, den sie fein säuberlich beschriftet hatte. Es war eine Salbe für ein wohlbekanntes kaputtes Knie, für das sie eine ganz besondere Mischung zusammengesetzt hatte, und das würde sie Aly'Triss - wie sie hoffte unbemerkt - vorbeibringen und dann in dem neuen Teehaus den Nachmittag genießen. Sirgal räumte Buch, Feder und Tusche in eine Tasche, nahm den Topf und machte sich auf den Weg zum Haus von Aly'Triss und Izz'dorl.
Nur wenige Tage später hatte Sirgal Gullminne mit Kharen erneut verlassen und war am letzten Tag des vierten Monats von der Freundin mehr krank als lebendig nach Hause gebracht worden...
Sirgal hatte sich auf ein magisches Experiment eingelassen und sowohl Aiwe alsauch einem Elementkleriker eine Krankheit magisch aus dem Körper geholt - dabei aber den Fehler gemacht, sie durch sich zu leiten, wie sie es für gewöhnlich mit den Energien bei der magischen Heilung machte. Die Folge war gewesen, dass sie selbst erkrankte und im Zusammenspiel mit den schweren Verletzungen und Tränken, die man ihr eingeflöst hatte, war es ein fataler Cocktail geworden. Sirgal konnte sich kaum auf den Beinen halten, geschweige denn, die Augen offen. Kharen brachte sie zu Kar'Yann nach Hause und der Heiler schüttelte nur den Kopf. Er versorgte beide Frauen, denn auch Kharen war angeschlagen, und steckte Sirgal schlicht und ergreifend für zwei Tage fest ins Bett. Die Botin nahm es klaglos hin und verschlief die gesamte Zeit...
Kharen war irgendwann in ihr Zimmer gegangen um nach Sirgal zu sehen. Lange saß sie ihm Sessel neben ihrem Bett bis der Schlaf sie einholte. Sie schnarchte den Schlaf der Gerechten.
So ganz hatte sie sich noch nicht an die Drow und schon gar nicht an eine Berührung eines Drow. Sie schreckte hoch und hielt sich den Arm. "Wäre schön, wenn dieses Zittern weggehen würde, so kann ich nicht arbeiten."
"Kommt mit, Kharen. Vorn im Behandlungsraum kann ich Euch besser versorgen." Er bat sie mit einer Geste, ihm zu folgen. Dort angekommen, streifte er vorsichtig ihren Ärmel hoch und besah sich das Ausmaß der unversorgten Wunde, deren Ränder sich bereits gerötet hatten. "Ich werde das reinigen und die Wundränder versäubern müssen." Kar'Yann holte eine betäubende Lösung, die er auf den Arm strich und erst als diese wirkte, begann er seine unschöne Arbeit. Eine gute dreiviertelstunde später war Kharen vollständig versorgt, der Arm gereinigt, magisch verschlossen und mit einem Schutzverband versehen. "Gibt es weitere Verletzungen, von denen ich wissen sollte?" fragte der launim vorsichtig nach.
Die Rückkehr der Frauen und auch die Anwesenheit eines fremden Söldners in Gullminne blieb nicht unbemerkt. Unauffällig wurde in Erfahrung gebracht, was wohl vorgefallen war... Faris hatte sich lange mit der Bäckersfrau unterhalten, die auch Kar'Yann das Brot brachte, und die immer gern erzählte, und wusste nun, was es zu wissen galt. Sie verabschiedete sich von der Alten, nahm noch ein paar Leckereien mit und ging mit der Tüte im Arm die Straße hinunter.
AlyTriss war gerade auf dem Weg nach oben zur seinen "Kindern", wie Rel'nag immer sagte. Plante jedoch den großen Umweg über Sirgal mit ein, als er erfuhr das sie wieder da sei.
Aiwe selber war ebenso auf dem Weg zu ihr, um zu sehen wie es ihr erging. Sie trug ihren Feinen Kimono eng gewickelt und hatte die Haare fein säuberlich weggeflochten und hochsgesteckt. auf den hohenTrippen lief sie in kurzen Schritten über die Straße.
Faris kam den Beiden geradezu entgegen, da sie von oben, vom Haus von Sirgal herunter kam, wo sie die Alte abgefangen hatte. Sie grüßte Aly'Triss höflich... "Jabbuk..."