Sirgal hatte die immernoch geschwächte Tha'Risha nach Hause gebracht. Nach den Ereignissen war sie schweigsam und von seltsamen Träumen geplagt. Sie war einige tage in Gullminne geblieben und hatte sich dann aber 'nach hause' zurückgezogen.
Als sie durch das Tor humpelte, schien die Sonne strahlend auf die Insel und das Wasser funkelte wie mit Diamanten bestaubt. Sirgal blieb stehen und starrte auf das Wasser und jenes Bild, dass sich ihr bot. Ohne, dass sie es verhindern konnte, traten ihr Tränen in die Augen. Wie sehr vermisste sie das Meer...
In der Entfernung war sich nähender Hufschlag zu hören. Die Rothaarige Frau auf dem grossen Dunkelbraunen lächelte und winkte, als sie die vertraute Gestalt oben am Tor sah und liess ihr Reittier vom Schritt in einen raumgreifenden Trab wechseln. Begleitet wurde sie dabei von einem schnell umherhuschenden Schatten; dunkle Federn durchschnitten die Luft...
Sirgal stand ganz still. Sie hielt den rechten Arm vor dem Körper, hatte wie immer eine Tasche über der linken Schulter. Ihr Blick war in die Ferne gerichtet, doch sie lächelte verhalten, als Amira kam. Sirgal war von der Sonne verbrannt und der rötliche Schimmer vom Blut der Platzwunde an ihrem Kopf schien sich nicht aus den Haaren herauswaschen zu lassen. In dem hellen Blond war es noch immer zu sehen.
Kurz vor Sirgal stoppte Amira das Pferd, stieg ab und kam die letzten paar Schritte zu Fuss auf die Freundin zu. Allem Anschein nach hatte sie hervorragende Laune an diesem Tag- etwas was man unmittelbar nach ihrer Rückkehr aus den Drachenlanden nicht unbedingt hatte behaupten können, hatte sich doch mit gewissen Individuen die eine oder andere offene Rechnung ergeben...
"Schön Dich zu sehen!", lächelt Amira, als sie beinahe heran war, "Wie geht es Dir?"
"Ich denke gut. Jetzt, wo ich hier bin..." sie unterbrach sich plötzlich, als das Bild vor ihren Augen verschwamm und nur Dunkelheit blieb. Da war das Meer, ein Schloss, weite Landschaft und ein Haufen Sand zum Spielen... "Was..." Sie streckte fast hilflos die Linke nach Amira aus.
Die liess die Zügel aus ihrer linken Hand fallen- Dhashur würde nicht abhauen- und war mit einem schnellen Schritt bei Sirgal. Amira griff nach deren Hand und legte ihren anderen Arm automatisch um den Rücken der anderen Frau- falls diese zu Boden gehen sollte, würde sie nicht ungebremst fallen. "Was ist los?", fragte sie alarmiert, "Hast Du Schmerzen?"
Sirgal stand ganz ruhig, doch ihr Blick ging ins Leere und die Augen sahen nichts. Sie waren weit und dunkel. Als Amira ihr um den Rücken griff und den rechten Arm berührte, zuckte sie zusammen, sagte aber nichts.
"Sirgal! Rede mit mir!", verlangt Amira besorgt und sucht den Blick der Anderen. Sie erschrickt im ersten Moment, als sie deren leere Augen erblickt. "Sirgal?...", fragte sie nun mit deutlich leiserer Stimme, "Hörst Du mich?"
"Das wüsste ich auch gern.", findet Amira sichtlich erleichtert, als die Andere auf die Ansprache reagiert. Aufmerksam legt Amira den Kopf schief. "Was meinst Du?", fragte sie, wich jedoch nicht von Sirgal's Seite, "Hattest Du sowas wie eine Vision?"
"Ähm..nichts für ungut, Sirgal, aber das ist nicht komisch.", entgegnet Amira ernst und nahm die Hand wieder runter. Einer der Wachsoldaten war mit skeptischem Gesichtsausdruck nähergetreten und Amira nickte ihm zu, woraufhin der sich schnellen Schrittes zur Festung aufmachte- er würde Meldung machen.
"Nicht erschrecken.", warnte sie Sirgal leise vor, ehe Amira einen leisen Pfiff ausstiess, woraufhin das grosse Pferd dicht herankam. Als es vor ihnen stand bückte Amira sich leicht nach vorn und strich ihm leicht über die Rückseite des rechten Vorderbeines und murmelte etwas mit sanfter dunkler Stimme in einer fremden Sprache, woraufhin das Tier sich vor den beiden Frauen hinlegte- währenddessen unterbrach sie nicht einen Moment lang den Kontakt zur der Freundin. Das Pferd schnaubte und schnupperte nach den beiden Frauen. Amira strich ihm lobend über die Nüstern und führte Sirgal's eine Hand langsam zum 'Sattel'- im Moment war es nicht mehr, als eine dick gepolsterte Decke, mit festen Ledernen Riemen am Gurt, welche als Steigbügel dienten. "Wir werden Dich erstmal reinbringen.", meinte Amira mit sanfter Stimme erklärend.