Als er anlegte und das Pferd mit losen Zügeln weitergaloppierte, holte Amira aus, warf mit aller Kraft und traf das Reittier mit Schmackes auf der Hinterbacke, was dieses wohl zumindest zu einem Buckeln bringen würde, sodass wenigstens dieser Schuss versaut wäre...Im Stillen entschuldigte Amira sich bei dem Tier, denn sie tat das überhaupt nicht gern...Sie bleibt in ihrer Deckung und hofft, dass die restlichen Reiter sie nicht bemerken würden. Auch war ihr das Bündel aufgefallen, welches die Frau verloren hatte..Was da wohl drin war?
Es bockte nicht, sondern machte einen Satz zur Seite, was den Reiter den Schuß wirklich verziehen ließ. Die Frau wurde nciht getroffen. Er fluchte auf das Pferd, nahm den Zügel auf und deutete nach vorn. "Los..." die Anderen trieben ihre Pferde an. Dass es sich um einen Stein gehandelt hatte, war dem Reiter entgangen.
Ein Aufschrei, das Geräusch eines Sturzes und hämisches Gelächter machten bals deutlich, dass sie die Flüchtende doch erwischt hatten.
Unter dem Baum lag ein relativ großes, unförmiges Bündel, in dem ein langer Gegenstand steckte, der nciht recht zu der Kugeligen restlichen Form passte. Amira sollte der lange Umriß vertraut vorkommen.
Amira wandte im Stillen den Kopf ab und schickte ein Gebet gen Himmel, dass es schnell gehen würde- allein hätte die Frau mit den verschiedenen Augen keine Chance gehabt die Flüchtende rauszuhauen; nicht unter diesen Bedingungen. So schlich sie lautlos zu dem fallengelassenen Bündel und nahm es mit sich unter die Wurzel in die Erde. Es war riskant jetzt an diesem Ort zu bleiben, doch die Männer waren abgelenkt und Amira hatte keinen Schimmer wie die nähere Umgebung aussah und ob sie im Fall der Fälle ein vergleichbares Versteck gefunden hätte. Wäre es doch nur schon dunkel gewesen, dann hätte sie einen definitiven Vorteil gehabt...Sie betrachtet das Bündel und wirft schliesslich vorsichtig einen Blick hinein...
Vor Amira lag ein massiver, kostbarer, blank polierter Rüstkragen mit Schulternstücken und ein kleineres in Stoff eingeschlagenes Bündel darin. Außerdem war das dazugehörige Schwert nur in ein Tuch gewickelt... das war das leise Klacken, was sie anfangs gehört hatte.
Etwas aus der Ferne trug der Wind Geräusche mit sich. "Oh schau an, sie wehrt sich! Wie wunderbar..." ein lautes Klatschen und ein Stöhnen wurden hörbar.
Sie hatte das Zeug gerade soweit ausgewickelt, dass sie erkennen konnte, was es war, als der Wind gewisse Geräusche zu ihr trug. Amira knurrte unwillkürlich, als sie hörte was da gerade vor sich gehen musste und verpackte das Ganze wieder, um es sorgsam unter der Wurzel zu verstecken, wo man es nicht so leicht finden würde- es wäre zu auffällig, um es mit sich herumzutragen. Die Frau mit den verschiedenen Augen pirschte sich an, wie ein Wolf an seine Beute, achtete auf den Wind, auf die Umgebung, die Pflanzen und Zweige um sich herum...Sie überlegte, wie sie die Männer wohl vertreiben könnte- überwältigen könnte sie sie keinesfalls...Lautlos bezog sie in Sichtweite des Geschehens einen Horchposten und verschmolz beinahe mit ihrer Umgebung- Bakal war ein sehr guter Lehrer gewesen...
Die Frau, die dort zwischen zwei Reitern gehalten wurde, trug eine ehemals weiße Tunika mit silbernen Borten und einem kristallweißen Stein auf der unteren Spitze des Ausschnitts. Sie war mit einem weißen Ledergürtel gehalten, dessen Schließe ein gleichschenkliges Kreuz zierte - ebenso wie das Parier ihres Schwertes. Die Schwarze Hose mit den Stiefeln bildete einen gewollten Kontrast. Eine Helle Tasche wurde von einem Riemen diagonal über ihrer Schulter gehalten. Jetzt befand sich Blut auf ihrer Tunika, dass von einem Riß in ihrer Wange stammte. Einer der Reiter hielt eine Peitsche in der Hand. Er hatte das Auge der Frau nur knapp verfehlt.
Der Mann mit der befehlsgewohnten Stimme gesellte sich dazu. "Nicht ins Gesicht! Nie dahin, wo es offensichtlich ist!" Er entriß dem anderen die Peitsche und schlug sie dem selbst ins Gesicht. "Sie muß noch einigermaßen manierlich aussehen, wenn er sie vor das Tribunal stellt. Sorgt dafür, dass sie sich nicht mehr wehrt." Die Frau hatte keineswegs stillgestanden, sondern Reitern und Pferden das Leben schwer gemacht. Jetzt brachten ein paar stahlbewehrte Hände sie schnell zum Schweigen. Man schlug sie einfach zusammen, um sie dann quer über eines der Pferde zu werfen.
Amira betrachtete es mit zusammengezogenen Brauen, nahm die Einzelheiten auf. Tribunal? Hexe? Und dann eine Frau in Waffen. Ja klar...Sie überlegte fieberhaft. Würden die Reiter bis Sonnenuntergang im Wald bleiben? Oder würden sie ihr Ziel schnell erreichen? Zu Fuss würde sie kaum eine Chance haben die Mänenr sammt Gefangener einzuholen...Würde der Plan funktionieren können, die Männer mittels eines Liedes im Wind derart zu verunsichern, dass sie Chance zum Zugriff hätte?
Sie hatten es scheinbar nicht eilig, denn der Trupp setzte sich im Schritt in Bewegung. Sie strebten einem bestimmten Punkt zu, an dem sie auf einen Weg kamen, der befestigt war.
Amira blieb in der Nähe- gut dass sie sich im Schritt fortbewegten, so ging es noch ganz gut, was das Mithalten betraf...Doch sie musste eine Entscheidung fällen..."Jetzt oder nie!", ging es ihr durch den Kopf, als sie sich stärker zu konzentrieren begann.
Ein leichter Wind kam auf und brachte die Blätter der Bäume zum Wispern...Nach und nach schien aus dem Wispern ein Singen zu werden, ein Singen voll Kraft begleitet von Trommeln...Amira war im Aussen, wie im Innen voll auf Sendung und doch geistig voll da und hatte so die Umgebung im Blick, wobei sie für die Männer zunächst ausser Sicht blieb...Sie hoffte sich das Pferd mitsammt der Gefangenen unter den Nagel reissen zu können, dann hätte sie eine Chance zu verschwinden- das Bündel war sicher in seinem Versteck...
I hear your voice on the wind And I hear you call out my name
"Listen, my child," you say to me "I am the voice of your history Be not afraid, come follow me Answer my call, and I'll set you free"
I am the voice in the wind and the pouring rain I am the voice of your hunger and pain I am the voice that always is calling you I am the voice, I will remain
I am the voice in the fields when the summer's gone The dance of the leaves when the autumn winds blow Ne'er do I sleep thoughout all the cold winter long I am the force that in springtime will grow
I am the voice of the past that will always be Filled with my sorrow and blood in my fields I am the voice of the future, bring me your peace Bring me your peace, and my wounds, they will heal
I am the voice in the wind and the pouring rain I am the voice of your hunger and pain I am the voice that always is calling you I am the voice
I am the voice of the past that will always be I am the voice of your hunger and pain I am the voice of the future I am the voice, I am the voice I am the voice, I am the voice
Sie würden sie nicht sehen. Amira war in ihrem Element, als sie die Gruppe singend umkreiste und sich dabei gut verborgen hielt- es würde den Anschein haben, als käme die Stimme aus dem Wald, der Umgebung, dem Wind selbst und nicht von einem bestimmten Punkt. Die Rothaarige Frau suchte nach einer Möglichkeit an das Pferd mit der Gefangenen heranzukommen, wobei der Gesang nicht abriss und sogar noch an Intensität zunahm... Was gerade in Neu Igraine passierte, wusste Amira nicht- sie hielt ihr Lied im Wind aufrecht und vertärkte die Kraft in den Klängen und Worten...
Die Frau lag quer auf einem Pferd, von einem der Wachleute gehalten. Sie trugen alle rote Wappenröcke, die mit schwarzen Kanten versäumt waren, darüber Kettenhauben, zum Teil Helme.
'Also gut, dann eben was Anderes...', denkt sich Amira und schlagartig ändert sich die Melodie, wird schneller und irgendwie auch aggressiver...Sie kommt langsam näher, darauf bedacht nach wie vor ausser Sicht zu bleiben- ihr Ziel ist das Pferd mit der Gefangenen. Sie hofft die Männer weit genug ablenken und verunsichern zu können, dass sie die Gelegenheit zum Zugriff bekäme...
Maiden, Warrier, Mother, Crone, Help us keep this land our own Rover, Guardian, Hunter, Guide, With us now forever ride!
Gold the down-sun spreads his wings Follow where the East-wind sings Brothers, sisters, side by side, To defend our home we ride!
Eyes of Hawks the borders see Watches, guard it carefully Let no stranger pass it by Children of the Hawk, now fly!
Maiden, Warrier, Mother, Crone, Help us keep this land our own Rover, Guardian, Hunter, Guide, With us now forever ride!
Speed of Deer, oh grant of these Swift to warn of enemies, Fleeter far then any foe Deer-child, to the border go!
Cunning as the Wolf-pack now, To no overlord we bow! Lest some lord our freedom blight, Brothers of the Wolf now fight!
Maiden, Warrier, Mother, Crone, Help us keep this land our own Rover, Guardian, Hunter, Guide, With us now forever ride!
Brave, the great Cat guards his lair, Teeth to rend and claws to tear Lead the battle, first to last, Children of the Cat, hold fast!
Hawk and Cat, and Wolf and Deer, Keep the Plains now save from fear, Brothers, sisters, side by side, To defend our home, we ride!
Maiden, Warrier, Mother, Crone, Help us keep this land our own Rover, Guardian, Hunter, Guide, With us now forever ride!
Gold the down-sun spreads his wings Follow where the East-wind sings Brothers, sisters, side by side, To defend our home we ride!
Eyes of Hawks the borders see Watches, guard it carefully Let no stranger pass it by Children of the Hawk, now fly!
Maiden, Warrier, Mother, Crone, Help us keep this land our own Rover, Guardian, Hunter, Guide, With us now forever ride!
Zwei Pferde scheuten. Eines ging in wilder Panik durch, das andere stieg und setzte seine Last ab - sowohl den Wachmann, alsauch die ohnmächtige Frau, die beinah unter den Hufen zu liegen kam. Das Pferd machte einen halbherzigen Sprung über sie hinweg und wollte dann ebenfalls flüchten, doch der Truppführer griff beherzt zu und mit weißem im Auge musste es stehenbleiben. "Fangt das verfluchte Pferd ein!!"
In einer Ecke ihres Geistes fluchte sie, als die Bewusstlose vom Pferd rutschte- das erschwerte das Ganzer doch etwas...Amira's Augenmerk lenkte sich auf den Truppführer- er war offenbar der Ruhepol- wenn es ihr gelang ihn irgendwie loszuwerden oder aus der Fassung zu bringen, könnte es klappen. Aber wie? einen Feuersturm konnte sie in einem Wald unmöglich riskieren...Oder sie lockte die Männer einzeln weg...Sie sammelte im Umherschleichen Steine auf und warf diese in verschiedene Richtungen, sodass sie neben dem Lied im Wind auch noch Radau machen würden...Vielleicht klappte es- eine Versuch war es wert...