Sie sprang hinter dem Mann, der sie entdeckt hatte, auf dessen Pferd und rammte ihn zielsicher den Dolch, welchen sie beim Absprung wieder in die Hand genommen hatte, am ungepanzerten Halsansatz in die Nerven, was dessen Waffenarm für's Erste lahmlegen würde. Verbissen trat und schlug sie um sich und hielt sich verbissen oben...Den Armbrustschützen hatte sie nicht bemerkt...
Er hatte mit dem Sprung auch nicht gerechnet und traf einen der eigenen Leute hoch in die Schulter. Mit einem schmerzensschrei musste der den Zügel loslassen. Sein Pferd ahnte die Freiheit, machte sich los und stob mit einem Haken zur Seite davon. Der mann stürzte und blieb stöhnend liegen. Es war der Hauptmann selbst, der eingriff, Amira das Blanke Schwert mit solcher Wucht mit der flachen Seite gegen den Schädel schlug, dass es ein federndes Nachschwingen der Klinge gab.
DAs leise "nein..." von vor sich auf dem Sattel hörte er nicht. "Schluss jetzt. Bindet sie und schafft sie auch weg. Zwei sind noch besser als eine."
Da sie noch genug mit dem zu tun hatte, dem sie den Dolch reingerammt hatte, war sie zu langsam, um auch noch dem Schwert des Hauptmannes vernünftig auszuweichen. Amira fluchte lautstark, als ihr Schwarz vor Augen wurde und sie warmes Blut an ihrem Kopf herunterlaufen spürte. Ihr klingelte der Schädel und ihre Sinne wurden schwerer, als ihr Bewusstsein sich langsam verabschiedete, trotzdem zog sie ihre Waffe vom Gürtel, richtete sie mit bereits verschwimmenden Blick auf den Hauptmann, spannte den Hahn und zog den Abzug durch...
Er war viel zu nah, als dass sie ihn hätte verfehlen können. Die Kugel schlug in seinen Leib und mit einer sonderbaren Distanz sah er, wie das Blut seinen Wappenrock am Bauch verfärbte. Sie hatte Kette und Platte mühelos durchschlagen. Mit amiras Waffe fiel auch sein Schwert zu Boden und wenig später der Hauptmann selbst. Doch die beiden Männer, die noch verblieben waren, blieben kaltblütig.
Amira würde in Dunkelheit wieder zu sich kommen. Ein Geruch von Feuchtigkeit und moderigem Stroh, von Stein und Metall.
Mit dröhnendem Schädel und schmerzenden Gliedern kam sie wieder zu sich. Ehe sie die Augen öffnete oder sonst wie ein Zeichen gab, dass sie wieder da war, lauschte sie so gut es mit dem momentanen Wummern im Kopf ging...War noch jemand hier?
Sie öffnete die Augen und Dunkelheit nahm ihr im ersten Moment beinahe komplett die Sicht, doch das würde kaum ein Problem darstellen. Sie spürte das Eisen um ihre Hände. "Na grossartig.", motzte sie leise vor sich hin und prüfte zunächst ihre sonstige Bewegungsfreiheit...
Grummelnd registrierte sie es und unwillkürlich drang die Erinnerung an einen Folterkeller wieder an die Oberfläche...Damals hatte es ganz ähnlich begonnen- sie war im Dunkeln in einem Verliess aufgewacht...Doch diesmal war kein Bakal da, der sie retten würde...Amira schloss einen Moment lang die Augen und drängte die Erinnerungen gewaltsam bei Seite, als sie plötzlich das Gefühl bekam, in ihrem persönlichen Alptraum gefangen zu sein...Sie zwang sich tief und ruhig zu atmen und versuchte dann zu der Quelle des zweiten Atmens zu gelangen...
Mit leise klirrenden Ketten kam Amira auf die dort liegende Gestalt zu. War das etwa die Frau aus dem Wald? "Könnt Ihr mich hören?", fragte sie mit leiser, sanfter Stimme, als sie heran war...
Das schwere Atmen veränderte sich etwas, aber es gab keine Antwort. Stroh raschelte. Die Person keuchte verbissen. Ganz offensichtlich hatte jemand Schmerzen.
In einer beschwichtigenden Geste hob Amira die Hände, auch wenn sie sich nicht sicher war, ob die Person das überhaupt sehen konnte. "Ganz ruhig.", bat sie leise, "Ich bin keine von denen. Ich werde Euch nichts tun. Bitte...Lasst mich sehen..." Ganz langsam kam Amira weiter auf sie zu, wie wenn sie sich einem scheuen Tier nähern müsste.
Dunkle Augen sahen Amira entgegen. Helles, lockiges Haar lag auf dem Boden und war mit verkrustetem Blut verklebt. Sie trug nicht mehr die Tunika, sondern nur ein dünnes hemd, dass aufgerissen und blutig war.
In der Zeit von Amiras Ohnmacht war sie ganz offensichtlich 'befragt' worden.
Automatisch blickte Amira ihr entgegen, doch das sanfte Schimmern ihrer Augen in dem dunklen Kerker, konnte sie nicht verbergen- nicht auf die kurze Distanz. "Darf ich mir das ansehen?", fragt sie sanft und deutet auf die Wunden, "Ich kann zumindest versuchen, es Euch leichter zu machen, wenn Ihr mich lasst..." Noch berührte Amira sie nicht, Sie sass nur nah und still bei der Fremden.