Dieser Bereich kann nur von den Drow betreten werden. Kein anderes lebendes Wesen wird die Räume unbeschadet betreten oder lebend wieder verlasen können... Es ist der Tempel im Tempel - die Halle der großen Spinne.
Der eigentliche Altarraum kann nur und ausschließlich in Begleitung einer der Priesterinnen betreten werden.
Sollte ein anderes Wesen als ein Drow sich in diesen Bereich wagen - so wird er es nicht überleben. Magische Sicherungen und Wächter werden dafür sorgen.
[ OT: Ich lasse gern mal einen NSC hineinlaufen - bitte versucht es nicht mit euren Chars, die nicht-Drow sind... sie werden sterben. ]
Als Ry'Kah an diesem Abend gefolgt von Tha'Risha den Tempel betrat, herrschte tiefe Stille. Man hatte die Schäden, die das Hochwasser verursacht hatte, beseitigt und der Steinboden glänzte im Schein der beiden Feuerschalen, die neben dem Altarblock im Haupttempelraum stets brannten. Doch dies war nicht das Ziel der Priesterin. Sie querte den Altarraum und trat zu einer scheinbar massiven Felswand, die aus Bruchsteinen errichtet war - und mittels einer Geste und einem gesungenen Ton konnte sie auf die Wand zutreten und sie durchqueren. Ein raffinierter Mechanismus und die Täuschung zweier dicht aneinander liegender Mauern machte durch die Verstärkung eines Zaubers die Illusion einer scheinbar massiven Wand perfekt. In Wirklichkeit verbarg sich hier einfach ein Gang, der gut ausgeleuchtet war, so dass es scheinbar nur EINE Wand war. Die Öffnung war nicht sichtbar und durch Magie wohl geschützt.
Tha'Risha klopfte das Herz bis zum Hals, als sie Ry'Kah folgte. Sie fasste die Priesterin am Arm :"Dalninil..." Angst zeigte sich in ihren Augen.
"Nicht hier!" Ry'Kah führte sie den Gang entlang zu einer Eisenbeschlagenen Tür, die geräuschlos nach innen schwang, als die Beiden sich näherten. Sie betraten den Vorraum des Heiligtums, wo Ry'Kah stehenblieb und sich zu Tha'Risha umwandte. "So. Hier sind wir fern jedes lauschenden Ohres."
"Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, mich ihr zu stellen." In dem Moment wirkte Tha'Risha wieder wie ein Kind und ihre Augen flehten Ry'Kah an.
Vor ihr stand jedoch eine Priesterin der Lloth... "Du hast Dich ihr bereits gestellt - indem Du die Worte gesprochen hast, Dalninil. Jetzt gilt es nur noch herauszufinden, welche Konsequenzen für Sel Tac'Zil daraus erwachsen. Bist Du jemals einer Yochlol begegnet?"
Eine Yochlol, die "Zofen Lolths", ist eine besondere Art von tanar'ri bzw. Dämonen, die ausschließlich Lloth dienen und von ihr geschaffen werden. Sie verkünden den Willen Lolths und erscheinen oftmals bei wichtigen rituellen Beschwörungen. Die Halbdrow hatte über sie gehört. Sie senkte den Kopf und schüttelte selbigen.
Ry'Kah nickte - das hatte sie vermutet. Die Priesterin erinnerte sich an die frühen Rituale - damals, als sie noch im Trezen Har'Oloth lebte... Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Nun - sie war einer Priesterin - sogar eine Hohepriesterin der großen Spinne geworden. Nun würde sie also den direkten Kontakt herstellen. Also schloß sich der Kreis. Ry'Kah hatte dem jungen Mann bei sich im Haus noch einige Anweisungen hinterlassen, die er strikt befolgen würde... sie vertraute ihm vollkommen. Es würde nicht lange dauern, und Kar'Yann würde bestens vorbereitet in der Nähe sein. "Lass uns hineingehen und sehen, was IHR Wunsch ist."
Alles in Tha'Risha drängte danach, einfach die Flucht zu ergreifen. Sie hatte Archiemonde schon gegenüber gestanden, aber das hier war mehr. Mit gesenktem Blick und schweißnassen Händen fügte sie sich in ihr Schicksal und folgte Ry'Kah.
Die Yathtallar war seit der Reise in die Unterreiche beim Jahreswechsel nicht untätig gewesen. Hinter den offiziellen Tempelräumen war ein weiterer Tempel entstanden - der so ganz anders war, als das, was die Besucher zu sehen bekamen. Dieser Teil war ausschließlich den Drow vorbehalten. Kein Schmutz - kein Wasser, kein Schlamm - hatte trotz des Hochwassers diese Räume berührt. Boden und Wände bestanden aus poliertem Schiefer und schwarzem Marmor. Rubine, manche Faustgroß, waren in Säulen und Bögen eingelassen. In dunklem Blau und Gold schimmerte eine riesige Spinne als Einlegearbeit im Fußboden und ein Altar, der von einer Spinnenskulptur überschattet wurde, beherrschte die Stirnseite des Raumes. Direkt daneben befand sich ein Sitz - ein Thron. Seine Rückenlehne war eine Spinne, deren Beine sich in die Armlehnen fortsetzten. Ein weiches, weißes Fell bedeckte den Sitz, auf den Ry'Kah zuging.
Vorsichtig sah sich Tha'Risha um. Es war, als erdrückte sie in diesem Moment dieser Raum. Sie schluckte und blickte zum Abbild der dunklen Mutter. In den Unterreichen Telumedors hatte sie sich in den Tempeln der Lloth wohlgefühlt, sich willkommen und angenommen gefühlt - genauso wie Lloth es ihr "gesagt" hatte. Doch hier fühlte sie nur Kälte und einen Zorn, der greifbar in der Luft hing. Die Spinne, die Lloth ihr als Begleiterin und Beschützerin schickte, krabbelte an der Halbdrow hinunter und hielt auf den Altar zu. Tha'Risha sah ihr hinterher, wandte sich dann aber an Ry'Kah. Sie trat auf sie zu, verschränkte die Arme auf dem Rücken. Ein Thron? HIer? "Dalninil...?" begann Tha'Risha ihre Frage, doch stoppte dann.
Die Priesterin wandte sich um. "Xas?" Sie bleib neben dem Sitz stehen, eine Hand auf der geschnitzten Lehne.
"Was wird geschehen?" Die Frage war leise und ein Zittern in ihrer Stimme verriet ihre Gefühlslage. Ihre Augen sprachen Bände und man konnte sowas wie :"Können wir wieder gehen?" herauslesen.
Ry'Kah musterte Tha'Risha mit einem Anflug von Mitleid. Woher sollte die Halbdrow auch wissen, worauf sie sich eingelassen hatte? Lloth vergab nichts und niemandem. "Ich weiß es nicht. Es kommt ganz darauf an, ob SIE verärgert ist, oder Dir weiter wohlgesonnen..." Ry'Kahs Stimme war leise und sanft.
Ry'Kahs Antwort beruhigte sie in keinster Weise. Tha'Risha nickte nur. "Muss ich was tun?"
"Im Augenblick nicht. Versuche Ruhe zu finden - im Gebet, wenn Du magst." Sie wies auf eine Gruppe von weiteren Stühlen, die dem ersten zwar ähnlich, wenngleich wesentlich schlichter waren. Doch auch sie wiesen Muster und Verzeirungen in Form von Spinnenornamenten auf. Ry'Kah selbst ließ sich auf dem Sitz der Hohepriesterin nieder. "Ich werde den Kontakt herstellen. Was die Yochlol wünscht, oder wie sie reagiert, kann ich nicht voraussagen. Sei stark - sie hasst Schwäche..."
Tha'Risha ging zu dem Platz, der ihr zugewiesen wurde. Sie setzte sich, senkte den Kopf und begann ein Gebet zu sprechen. Sie war hochnervös und ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. "Valsharess d' Orbben, orthae ilhar. Dosst kaas zhal tlu du'ased. Dosst z'ress zhah zhennu. Usstan, dosst dalhar, tlun ghil..."
Ry'Kah lauschte einen Augenblick, dann erhob sie sich und trat in einen Nebenraum. Dort entledigte sie sich der schweren offiziellen Robe und legte eine leichte Form des Ritualgewandes an, der den Drow würdiger war. Hochgeschlitzter Stoff ließ seitlich den Blick auf ihre langen Beine zu und eine eng anliegende Korsage verriet mehr von ihren weiblichen Formen. Silberner Schmuck aus ineinanderverschlungenen Spinnen glitzerte an ihrem Hals... ein Anblick, den niemand außer den Ilithirien Sel Tac'Zils jemals zu Gesicht bekommen würde. Ein Diadem in Form einer mächtigen aber filigranen Spinne schimmerte in ihren offenen weißen Haaren... So kehrte sie in den Tempel der großen Mutter zurück und trat vor den Altar. Dort begann sie selbst eine uralte rituelle Formel zu sprechen, die den Kontakt zu der anderen Sphäre herstellen würde...
Die Halbdrow verstummte und sah Ry'Kah an. So hatte sie die Yathtallar noch nie gesehen. Schnell nahm sie das Gebet wieder auf und sprach leise vor sich hin.
Ry'Kah setzte den Gesang fort - und das Tor öffnete sich...
Tha'Risha lief es eiskalt über den Rücken. Alles in ihr war bis zum Zerreissen gespannt. "Lloth tlu malla..." hauchte sie.
Ein leicht schwefliger Geruch breitete sich aus. Rötlicher Feuerschein erhellte den Raum urplötzlich und dann war da ein Fauchen und Dröhnen, das nicht von dieser Welt war. Kreischend wandte sich ein Wesen abgrundtiefer Hässlichkeit den beiden Frauen zu - die Yochlol. "Was willst Du?" schrie sie Ry'Kah an.
Tha'Risha schreckte zusammen und sprang auf. Sie wollte nach ihrem Schwert greifen, doch dort, wo es normalerweise am Gürtel hing war es nicht. "Vel'bol...." entfuhr es ihr.
"Wächterin - ich wende mich mit einer Frage an Dich, an die, die die große Mutter schützt! Hat SIE ihr Auge auch weiterhin wohlwollend auf Sel Tac'Zil ruhen?" sprach Ry'Kah.
DU wagst es MICH zu rufen? Ausgerechnet DU? Niemals wird vergessen sein, was Du getan hast, Kind des Quellar to'ryll elg'cahl!"
Tha'Risha hatte sich gefangen und erhob die Stimme - sogar recht laut :"Nein! Ich bin der Grund. Nicht Ry'Kah. Sie hat dich wegen mir gerufen."
Als die Yochlol den Namen des Hauses ausspie, dem Ry'Kah einst angehört hatte, brach die Priesterin mit einem Aufschrei größten Schmerzes in die Knie und presste die Hände gequält auf die Schläfen. Wahnsinn fordernder Schmerz breitete sich in den Windungen ihres Gehirnas aus - so stark, wie in den ersten tagen der Vertreibung nicht mehr. Lloth und ihre Dienerinnen hatten volle Macht über sie - auch die Macht, sie unrettbar in den Wahnsinn zu treiben oder durch ein Wort zu töten.
Die Halbdrow sah die Yochlol an, wollte etwas sagen, schwieg dann wohl besser.
Der Kopf - oder das, was wohl der Kopf des Wesens sein mochte - ruckte herum und abgrundtief böse Augen erfassten in Bruchteilen einer Sekunde die Halbdrow, ihr Wesen und alles, was sie ausmachte. "WAS?" schrie die Yochlol - und hunderte kleiner giftiger Spinnen folgten dem Wort...
Tha'Risha unterdrückte den Instinkt, diese Spinnen eine nach der anderen zu zertreten. Stattdessen erschrak sie und sank auf díe Knie, abwartend. "Ry'Kah rief Dich wegen mir! Wenn Du Deinen Zorn auf jemanden richten willst, dann auf mich. Ich trage die Schuld." Sie hielt den Kopf gesenkt.
Ry'Kah unterdessen lag halb besinnungslos vor Schmerzen vor dem Altar, während etliche der Spinnen begannen, sich bei und auf ihr einzurichten und kleine Netze zu spinnen.
Blitzschnell schossen zwei lange Tentakel hervor und schlangen sich um den Hals der Halbdrow, zogen sie auf die Füße und hoben sie ein Stück vom Boden hoch. "Wie kannst Du es wagen, unaufgefordert zu sprechen? Ich bin noch nicht fertig mit dieser da!" ein weiterer Tentakel wies auf Ry'Kah.
Tha'Risha war zu überrascht, dass sie nicht reagieren konnte. Mehr als ein geröcheltes "Lass sie..." kam ihr nicht über die Lippen.
Die Yochlol dachte nicht daran. Der Kopf wandte sich Ry'Kah zu und mit den Worten "Kümmert Euch um sie!" Kamen aus dem Dunkel des Tores einige große Spinnen, die die Priesterin einzuwickeln begannen. Die Yochlol hingegen, Tha'Risha noch immer im Würgegriff, wandte der Halbdrow ihre Aufmerksamkeit zu. "Was willst DU?" wieder flogen einige Spinnen umher.
Tha'Risha wand sich im Griff der Kreatur. Sie bekam keine Luft und nur ein Röcheln entrann ihrer Kehle. Mit enormer Anstrengung schaffte es die Halbdrow dennoch: "Ich ... habe ... Lloth... erzürnt..."
"Wenn Du das weißt, was WILLST DU?"
"Ver...gebung... oder ...Strafe...Ich möchte... Lo...Lloth bes...änftigen..." Langsam wurde es der Halbdrow schummrig und sie sah nur noch verschwommen.
Der Griff um ihren Hals lockerte sich und das Wesen ließ von Tha'Risha ab. Kreischend schleuderte die Yochlol ihr entgegen: "Was bist Du bereit zu opfern? Du willst das Leben eines Kindes - bist Du bereit, Dein Kind, das Du trägst, Lloth zu geben?"
Tha'Risha sank auf die Knie und hustete. Völlig entsetzt sah sie auf, als die Yochlol sagte, was sie verlangen würde. Ein Kind für ein Kind.... Die Halbdrow suchte eine andere Möglichkeit. "ICH habe Euch erzürnt, malla Valsharess d' Orbben. Nicht mein ungeborenes Kind." Sie kniete auf allen Vieren, die Stirn fast auf dem Boden.
"Ein Kind für ein Kind. Ein Leben für ein Leben. Strafe für die Beteiligten. Du wirst Dein Kind der Göttin weihen und mir den, der Dir am meisten am Herzen liegt, bringen um diesen Pakt mit einen großen Kelch seines Blutes zu besiegeln. Sie..." ein Tentakel wies auf Ry'Kah "...wird ihren erstgeborenen Sohn der Göttin opfern - zur Strafe für DEINE Vergehen!" Kreischend zog sie sich zurück.
"Nein," sagte Tha'Risha, erst leise, dann bestimmter. "Nein... Dies ist weder eine Sache zwischen dem Männchen und Euch, malla Valsharess, oder mit meinem Kind. Ich übernehme die Verantwortung für das Kind Selanaya. Wenn Ihr mich für ihre Verfehlungen strafen wollt, so tut das. Doch gebt mir ein Jahr mit ihr, ein Jahr... ich sorge dafür, dass sie nie wieder ungebührlich über Euch spricht."
"Binnen eines Mondlaufes will ich sein Blut und das Kind, im Alter von einem Jahr! DU wirst für jedes falsche Wort büßen, dass dein Schützling sagt! Die Strafe der großen Spinne wird immer bei Dir sein!" Ohne ein weiteres Wort verschwand die Yochlol.
Zurück blieb eine Halbdrow, die im Moment nicht wusste, was sie tun sollte. Sie hatte schon einen bösen Fluch auf den Lippen, den sie der Yochlol entgegenschreien wollte. Doch sie biss sich auf die Zunge. Sie kniete noch immer und hob nur kurz den Kopf, senkte ihn aber sofort wieder. "Das kann nicht dein Wunsch sein, malla Lloth...." hauchte sie.
Es folgte auf der Stelle ein Biß einer der kleinen Spinnen, die Tha'Risha noch in der Halsbeuge saß.
Von Ry'Kah kam ein leises wimmern. Sie lag zu großen Teilen eingesponnen vor dem Altar und wies dort, wo die Weben der großen Spinnen ihre Haut berührten, Verätzungen auf. Sie war nicht bei Sinnen und nicht in der Lage, sich zu bewegen.
Tha'Risha zuckte zusammen, wagte es aber nicht, die schmerzende Stelle zu berühren. Ein Brennen breitete sich aus. "Als eines deiner Kinder bitte ich um den Schutz für Sel Tac'Zil... Gewähre mir deine Gunst... Dafür ertrage ich jede Strafe, malla Valsharess." Tha'Risha hoffte, sie würde nicht zu weit gehen, in dem sie sich als Lloth Kind verstand. Immerhin war sie nur zur Hälfte Drow, ein Umstand, der von anderen Drow nihct allzu gerne gesehen wird. "Antworte mir..." sagte sie leise abe schon mit Nachdruck.
Es kam keine Antwort. Die Stille, die sich im Raum ausbreitete, lastete schwer...
"Antworte...." Tha'Risha ballte die Faust. "ANTWORTE..." Sie schlug auf den polierten Boden.
Das Brennen des Spinnenbisses wurde stärker, ein Pochen stellte sich dazu ein.
Auf und in Tha'Rishas Kleidung befanden sich noch rund zwanzig der kleinen Spinnen. Sie alle wandten sich jetzt wie eine einzige Spinne gegen die Halbdrow. Ein Biß folgte dem nächsten...
Und auch Ry'Kah wurde gestraft. Tha'Rishas Handeln hatte auch Folter der Priesterin zur Folge. Auch sie wurde von den Spinnen attakiert. Das Wimmern erstarb.
Kar'Yann war von dem Getreuen Ry'Kahs darauf vorbereitet worden, was im Tempel geschehen konnte. Der Heiler wusste um die besonderen Räume, zu denen er jetzt auf dem Weg war. Er hatte eine Tasche für besondere Fälle gepackt, die er mit sich führte... die Rituale, bei denen die große Mutter im Spiel war, verliefen nie ohne gewisse Konsequenzen. Es war ihm nicht gestattet, den verschlossenen Tempelraum ohne Aufforderung zu betreten - also wartete der Heiler in einem der beiden Nebenräume, die zu eben diesem Zweck angelegt worden waren. Er setzte die Tasche auf einem Tisch ab und setzte sich in einen bequemen, mit Fellen gepolsterten Stuhl. Kar'Yann schloss die Augen.
Tha'Risha schrie auf. "Nau..." Sie versuchte, die Spinnen abzuschütteln. Die kleinen Tiere bissen sie unaufhaltsam und die Halbdrow beugte sich dem Willen der Göttin. "Vergebt einem ungezogenen Kind, malla Valsharess..." Das GIft der Spinnen breitete sich rasend schnell aus, doch Tha'Risha versuchte, sich zu widersetzen. Sorgenvoll glitt ihr Blick zu Ry'Kah.
Erst in dem Moment, als die Reue Tha'Rishas wirklich von Herzen kam, ließen die Spinnen von ihr und Ry'Kah ab. Das Gift verursachte brennende Schmerzen und aufsteigende Lähmungen. Auch die Konditionierung der Halbdrow würde ihr nicht helfen... Bei Ry'Kah hatte der antrainierte Schutz bereits versagt.
Das Brennen wurde schlimmer und Tha'Rishas Beine versagten. Die Knie gaben nach und schon bald lag sie bäuchlings vor dem Altar. Ein Seitenblick zu Ry'Kah sagte ihr, dass diese in arger Not war. Tha'Risha würde sie so nie zu Kar'Yann bringen können. Aber sie selbst könnte es schaffen. Also robbte sie langsam und unter größter Kraftanstrengung zur Tür. Doch sie kam nicht an die Klinke, was sie nicht davon abhielt gegen sie zu pochen und zu versuchen, sie auf irgendeine andere Weise zu öffnen.
Der Heiler im Nebenraum lauschte... Durfte er - nein. Niemals, so die Tür nicht geöffnet, oder er gerufen wurde!
Mit letzter Kraft stemmte sie sich hoch, erreichte die Klinke und zog diese nach unten. Durch in Gewicht wurde die Tür aufgestoßen. Tha'Risha verlor den Halt und lag nun bäuchlings in der Türöffnung.
Dieses Geräusch kannte der Heiler nur zu gut. Er verließ augenblicklich den Raum, ergriff im Vorübergehen die Tasche und fand Tha'Risha. "Malla Jallil - velbol zhah?" Die Bisse waren nicht zu übersehen...
"Die Yathtallar..." kam es gepresst von der Halbdrow. Sie krümmte sich vor Schmerz, Schweiß stand ihr auf der Stirn und ihre Muskeln zuckten unkontrollierbar. "Hilf... Ry'Kah!"
Kar'Yann warf einen Blick in die Altarhalle und nickte. "Trink das hier... ich bin gleich zurück!" Er entkorkte ein Fläschchen mit einer tiefblauen Flüssigkeit und Half Tha'Risha es zu sich zu nehmen. Der Trank würde die Schmerzen lindern und das Gift neutralisieren. Um die vielen kleinen Verletzungen konnte er sich später kümmern.
Sie ließ alles über sich ergehen, sie konnte sich eh nicht wehren. Sorgenvoll sah sie zu Ry'Kah.
Kar'Yann betrat den Raum vorsichtig und verneigte sich gegen den Altar. Dann erst näherte er sich der Priesterin. Er kniete bei ihr nieder - und zuckte zurück, als er die seidigen Spinnfäden berührte. Mit gerunzelter Stirn betrachtete der Heiler seine Hand - sie wies die gleichen Ätzsputen auf, wie die Haut der Yathtallar. Schnell löste er seine Handschuhe vom Gürtel, streifte sie über und befreite Ry'Kah aus dem Gespinst. Dann flöste er ihr den gleichen Trank ein, den er schon Tha'Risha verabreicht hatte - um sich dann an Ort und Stelle um die geschundene Haut zu kümmern. Sacht trug er Salben auf und verband, wo die Verätzungen tiefe Wunden hinterlassen hatten. Es dauerte eine Weile und Kar'Yann registrierte erst jetzt, WIE Ry'Kah vor ihm lag. Diese Gewandung hatte er noch nie gesehen - und nie registriert, dass die Priesterin durchaus eine FRAU war... Er schluckte.
Tha'Risha hatte sich in eine sitzende Position begeben und lehnte an eine Wand im Vorraum. Ihr standen nun schwierige Aufgaben bevor, Aufgaben, die sie schnell hinter sich bringen wollte. Der Preis war hoch, aber dennoch angemessen für das, was sie als Lohn erhalten würde. Lloth war bereit, ihre Gunst Tha'Risha zu verleihen - ihr uns Sel Tac'Zil. Was sie dafür tun musste, gehörte seit Äonen zu den Sitten ihres Volkes. Die Halbdrow war ihrem Ziel einen Schritt näher gekommen. Nun lag es an ihr. Sie war Drow und Lloth war eben ein Teil ihres Lebens - endlich.
Es dauerte nicht allzu lange, bis Ry'Kah wieder zu sich kam. Die Priesterin ließ sich von Kar'Yann aufhelfen und in den Nebenraum bringen - den er aber nicht betreten durfte. Dieser Raum war einzig der Hohepriesterin vorbehalten. Langsam und mit schmerzenden Gliedern legte sie Schmuck und Robe ab, um sich wieder mit der schweren, alles verhüllenden Alltagsrobe zu umgeben. Sie kehrte mit weichen Knien und rasendem Puls in den Altarraum zurück und kam dann in Begleitung Kar'Yanns zur Tür und damit zu Tha'Risha.
Tha'Risha sah Ry'Kah von unten an. Ihr Blick war eine seltsame Mischung aus völliger Fassungslosigkeit, Stolz und Akzeptanz für das, was vor ihr lag. Es war kein Ergeben ins Schicksal, mehr ein motiviertes Vorwärtsgehen. In einem Wort : ein seltsamer Blick.
"Wie geht es Dir, Dalninil?" fragte Ry'kah - und die Stimme verriet keinerlei Schwäche. Vor der Halbdrow stand noch immer die beherrschte Priesterin. Druch die schwere Robe und ein feines schwarzes Halstuch waren keinerlei Verletzungen zu sehen - nur Kar'Yann wusste, wie es darunter aussah. Und Tha'Risha konnte es sich wohl denken...
"Bwael," sagte sie und stand auf. Es sah alles andere als elegant aus, doch sie hielt die Beherrschung aufrecht. Maske konnte auch sie machen. Ry'Kah würde wissen, dass es gelogen war, aber ... ach egal. "Sie hat mir Aufgaben erteilt..."
Die Priesterin nickte nur - und bereute es sofort. "Xas - das war nicht zu überhören... Du solltest das, was sie verlangt hat, bis ins Detail beachten, sonst..." Ry'Kah seufzte. "Das kannst Du Dir sicher denken. Komm, lass uns gehen."
"Keine Sorge, das werde ich." sagte sie und fügte in Gedanken hinzu :'Sonst bin ich tot.' "Nur eine Frage : Wieso straft sie dich, wenn ich es war, die sie erzürnt hat?" Dann trat sie neben Ry'Kah.
Ry'kah führte Tha'Risha und Kar'Yann durch die Barriere zurück in den normalen Tempelbereich.
Ein paar Tage später passierte der Überfall im Tempel. Druchii hatten eine giftige Nachricht hinterlassen...
Zephron, der sich zu nah an die magische Barriere herangewagt hatte, wurde in dem Energiefeld gefangen. Es war nur die erste und harmloseste aller Fallen, die auf ihn warteten. Wie in einer zähen, klebrigen Masse gefangen, war er irgendwie Teil der Wand - andererseits aber auch nicht. Die Wand schien nach seiner Seele zu greifen und löste einen Reflex von Panik aus...
Wenn er sich aus der Falle lösen könnte, würde er sehen, dass er auf dem richtigen Weg war. Dort lag eine vertraute Gestalt im Schatten am Ende des Ganges - eine große Drow mit langen weißen Haaren in einer schwarzen, samtigen Robe, deren einer Ärmel mit Kristallen in Flammenform bestickt war, und in deren hinterem Rockteil dunkelrote Stoffeinsätze waren...
Zephron hielt inne. Er stockte. Blieb er in dieser Wand hängen? Das konnte nicht sein. Zephron stemmte sich mit aller Macht gegen dieses Gebilde. "Nicht jetzt! Ich werde nicht versagen. Diese Sicherung hält mich nicht auf." Zephron versuchte mit aller Kraft weiter nach vorne zu kommen. "Wenn diese Drucchi hier durch gekommen sind, so werde ich es ebenfalls schaffen."
Je mehr er sich bewegte, desto 'klebriger' wurde seine Umgebung und desto weniger Spielraum für Bewegungen blieb ihm - und desto machtvoller 'griff' die Panik nach seinem Innersten...
Zephron hielt inne. Er wollte sich nicht weiter in diesem Gebilde verfangen. Zephron drehte sich leicht um. Er würde es probieren. Er würde mit einem Windstoß auf sich versuchen, dort heraus zu kommen. "Winde der Magie steht mir bei und sendet mir einen Windstoß." Er hoffte, das ihn dieser Zauber näher an die Priesterin heranbringen würde.
Die Anwendung der Magie wandte sich gegen ihn und erzeugte in der Falle einen so hohen Druck, dass Zephron der Atem ausging... Der Windstoß blieb innerhalb der Barriere und vervielfachte sich - wurde mehr und mehr und letztlich passierte... nichts.
Zephron musste tief Luft holen und laut husten. Er hatte es versucht. Aber nun blieb er ruhig. Er zwang die Panik so gut er konnte herunter. Er fixierte die Drow vor ihm. "Malla Yathrin. Könnt ihr mich hören?" Zephron blieb nicht mehr viel Zeit, nachdem der Zauber ihm missglückte.
Seine Stimme dröhnte in seinen Ohren... und nirgendwo sonst. Die barriere verhinderte es...
Die Gestalt im Flur lag reglos.
Eine schimmernde, gelbe Kugel war im Flur zu sehen, aus der nur noch wenig nebliges hervordrang und nach und nach völlig erstarb. Dann zerfiel die Kugel zu Staub. Der Nebel trieb weiterhin auf dem Boden wie ein waberndes Meer - aber dort, wo die Priesterin lag - Ry'Kah? - war der Nebel grün verfärbt.
Zephron hielt inne. Seine Zauber wanden dich gegen ihn, seine Stimme dröhnte ihn seinen Ohren. Was er nach außen gab ging schief, also wand er sich nach innen. Seine Gedanken gingen in ihn hinein. oOIch will hier durch.Oo Er überlegte, was würde RyKah tun um den Durchgang zu durchschreiten.
Zephron versuchte sich zu beruhigen. Er atmete tief ein und sein Puls sank. Er spürte das nachgeben der Barriere. Er wartete schrecklich lange Sekunden, bis er sich sicher war keinen Widerstand mehr zu spüren. Er tat einen Schritt nach vorn, auf dir Drow am Boden zu.
Zephron blieb sofort wieder ruhig. Er hatte endlich die volle Natur der Falle verstanden. Er beruhigte sich wieder. Sein Atem und sein Puls fielen wieder. Er machte sehr langsame Bewegungen um aus der Falle heraus. Sobald er Widerstand spürte wurde er wieder langsamer.
Solange er sich imZeitlupentempo bewegte, war alles gut - zwar hinderten die zähen Fasern ihn am Fortkommen, aber er kam vorwärts.
Wenn er die Falle verlassen hatte, lag ihm zur Linken ein langer gang, an dessen Ende der reglose Körper lag. Zwischen dem Hexer und der Priesterin lagen rund zwölf Meter...
[Du befindest Dich am oberen Rand der Zeichnung, am Durchgang in den Flur...]
"Ihr Götter des Chaos, habt Dank für euren Beistand." Zephron war frei. Er schaute sich den langen Gang an. Er hatte nun mehr als genug Fallen ausgelöst. Er wurde sehr vorsichtig. Zephron suchte die Wand die Decke und den Fußboden nach Löchern ab. Er versuchte gespannte Schnüre zu erkennen und er tippte mit seinem Stab jedesmal auf den Boden bevor er auftrat. Er versuchte zu der Yathrin zu kommen.