Zephron beugte sich tief zu ihr herunter. Er flüsterte leise in ihr Ohr. "Malla Yathrin. Nehmt von mir Energie, wenn ihr sie braucht. Ich stehe euch zur Verfügung. Wir haben beide das gleiche Ziel. Wir haben nur unterschiedliche Wege. Lasst mich den euren mitgehen, dann werden wir es geneinsam schaffen. Ich verate auch niemanden das ein Man euch geholfen hat." Bei den letzten Worten musste Zephron lächeln, selbst Khaßless spürte es an den Ohren.
Ein feiner, leichter Duft ging von der Haut der Drow aus... Sie war - ob sie es wahrhaben wollte oder nicht - einer Elfenrasse entsprungen und wies daher die gleiche samtweiche Haut auf, die alle Wesen dieser Gattungen hatten... warm, fein, weich...
Sie blieb ohne Bewußtsein. Sie selbst konnte die Kraft nicht nehmen...
Zephron war klar, das es jetzt schnell gehen musste. Den Duft ignorierend den von Kha`less ausging fing er an seine letzten Reserven zu geben. Er behielt gerade noch soviel Magie übrig um selbst nicht umzufallen. Er kniete sich hinter Kha´Less und nahm ihren Kopf auf seinen Schoß. Seine Hände berührten jeweils ihr Schläfen. "Götter des Chaos, steht mir bei. Khorne, gewähre mir das Durchhaltevermögen, Nurgle, beschütze mich weiterhin vor diesem Gift, Slaneesh, erfülle mich mit Freude, Tzeentch, gewähre mir die Magie, die mir zusteht. Lasst mich das Gefäß eurer Macht sein." Zephron fing an die ungenutze Magie der Umgebung in sich zu sammeln und langsam und dosiert durch seine Arme an Kha´Less weiter zu geben.
Noch immer lief ein wenig Blut aus einem klaffenden Schnitt an Kha'Less handgelenk und speiste den Zauber mit Energie. Sie hatte sich in ein Ritual eingebunden, dass sie mit ihrer eigenen Lebensenergie speiste... als jetzt die Kraftquelle Zephron auftauchte, entstand ein Sog, der so machtvoll war, dass der Hexer mühe haben würde, sich davon zu lösen... SIE riß förmlich die Lebensenergie aus dem Körper des Mutierten, willig die Quelle annehmend. Es war klar, dass hier nicht allein Kha'Less am Werk war - und das letzte Bild, dass Zephron sehen würde, war der Geist der großen Spinne, der sich in eine wunderschöne Drow verwandelte, deren Gesicht in Zephrons erlöschendem Bewußtsein etwas von den Zügen Ry'Kahs hatte.
Der Nebel wandelte sich von gelb ins Grüne, dann wurde er lichter und immer weniger... bis er schließlich verschwand. Zephron hatte es geschafft.
Zephron wurde in diese Welt gerissen. Er war unfähig sich von diesem Strudel zu lösen. Erspürte und er sah das Bild der großen Spinne. Er wusste es. Die große Mutter aller Drow war hier. Sie war in RyKah. Ihr Bild erschien kurz vor seinen Augen, dann folgte Schwärze. Er stand kurz davor in Ohnmacht zu fallen, da schrie er allen Schmerz und alle Verzweiflung heraus. Mit seinem Schrei auf den Lippen bäumte er sich ein letztes mal auf und riss alle Verbindungen zur Magie in seiner Nähe ab. Verschwommen sah er das der Nebel sich lichtete. Er sah eine Gestalt vor sich liegen. Er sah Schwärze. Aller Kraft beraubt, magisch wie körperlich, fiel er neben Kah´less zu Boden.
Kha'Less lag bewußtlos und ausgebrannt auf dem kalten Steinboden - neben sich den Chaoshexer, den die Mutter ebenfalls seiner Kräfte beraubt hatte. Sie würden Hilfe von Außerhalb brauchen...
Es war Akor'rar, der zuerst in den Tempel zurückkehrte und die Beiden fand. Da er von der Yathtallar mit einem entsprechenden Stein ausgerüstet war, konnte er den Flur queren, ohne durch die Fallen in Bedrängnis zu geraten. Er kniete bei Kha'Less nieder und untersuchte sie kurz, dann hob er sie auf und brachte sie hinaus und durch den Tempel in das Haus der Yathtallar. Dort legte er sie nieder und sorgte für etwas zum Trinken und essen, bevor er dann zurückkehrte und sich Zephron zuwandte. Zuerst nahm er dem Hexer den Stein wieder ab - dann brachte er ihm mit ein paar kräftigen Ohrfeigen bei, dass es ein Leben ausserhalb des Schlafes gab. "Steh auf! Los..." Er griff an dessen Arm und zog ihn hoch.
Die Drow wurden in den Gang gebracht, von den Priesterinnen geleitet. Sie querten den Altarraum und traten zu einer scheinbar massiven Felswand, die aus Bruchsteinen errichtet war - und mittels einer Geste und einem gesungenen Ton konnten sie auf die Wand zutreten und sie durchqueren. Ein raffinierter Mechanismus und die Täuschung zweier dicht aneinander liegender Mauern machte durch die Verstärkung eines Zaubers die Illusion einer scheinbar massiven Wand perfekt. In Wirklichkeit verbarg sich hier einfach ein Gang, der gut ausgeleuchtet war, so dass es scheinbar nur EINE Wand war. Die Öffnung war nicht sichtbar und durch Magie wohl geschützt. Die Fallen, die den Gang so tödlich machten, waren nur für ein geübtes Auge, das wusste, wo und wonach es suchen musste, zu entdecken. Ry'Kah und Kha'Less führten sie den Gang entlang zu einer eisenbeschlagenen Tür, die geräuschlos nach innen schwang, als die Gruppe sich näherte. Sie betraten den Vorraum des Heiligtums. Hinter den offiziellen Tempelräumen war ein weiterer Tempel entstanden - der so ganz anders war, als das, was die Besucher zu sehen bekamen. Dieser Teil war ausschließlich den Drow vorbehalten. Boden und Wände bestanden aus poliertem Schiefer und schwarzem Marmor. Rubine, manche Faustgroß, waren in Säulen und Bögen eingelassen. In dunklem Blau und Gold schimmerte eine riesige Spinne als Einlegearbeit im Fußboden und ein Altar, der von einer Spinnenskulptur überschattet wurde, beherrschte die Stirnseite des Raumes. Direkt daneben befand sich ein Sitz - ein Thron. Seine Rückenlehne war eine Spinne, deren Beine sich in die Armlehnen fortsetzten. Ein weiches, weißes Fell bedeckte den Sitz, auf den Ry'Kah zuging. Sie wies auf eine Gruppe von weiteren Stühlen, die dem ersten zwar ähnlich, wenngleich wesentlich schlichter waren. Doch auch sie wiesen Muster und Verzeirungen in Form von Spinnenornamenten auf. Die Gruppe sollte dort platz nehmen - AlyT'Riss jedoch wurde von Kha'Less zum Altar gebracht. Ry'Kah selbst ließ sich nicht auf dem Sitz der Hohepriesterin nieder, sondern ging an ihm vorbei in die nebenliegende Kammer. Dort entledigte sie sich der schweren Robe und kam verändert zurück... Hochgeschlitzter Stoff ließ seitlich den Blick auf ihre langen Beine zu und eine eng anliegende Korsage verriet mehr von ihren weiblichen Formen. Silberner Schmuck aus ineinanderverschlungenen Spinnen glitzerte an ihrem Hals... ein Anblick, den niemand außer den Ilithirien Sel Tac'Zils jemals zu Gesicht bekommen würde. Ein Diadem in Form einer mächtigen aber filigranen Spinne schimmerte in ihren offenen weißen Haaren... So kehrte sie in den Tempel der großen Mutter zurück und trat vor den Altar und AlyT'Riss.
All diese Eindrücke preschten auf den alten Drow ein, soetwas kannte er nicht. Allein schon die Zeremonie im öffentlichen Thempel hatte er stillschweigend verfolgt, jedes Wort aufgenommen und danach gelauscht. Und nun? Stand er hier und vor ihr eine Matrone, keine Geist-Matrone, nein vor Ihr! Sie war Wirklichkeit und er kam freiwillig. Er nahm die Haltung ein die seinem Rang gebührte. In tiefster Demütigkeit harrte er der Dinge die geschehen würden und die er tun musste. Er war vor ihr abgekniet und hatte das Haupt gesenkt in Erwartung dessen was sie befehlen würde. Unter all dem raste sein Herz und er suchte es ruhig zu halten, doch die Aufruhr seines Pulses kam von der Unsicherheit her das er hier und jetzt nicht fehl gehen wollte, weil er es einfach nicht kannte. Er lauschte, ließ seine Sinne die geringste Bewegung wahrnehmen und horchte was geschehen würde. Einen Blick zu Rel'Nag zu werfen würde ihm hier und jetzt nicht weiter bringen, er war auf sich allein gestellt und er war darin fest entschlossen diese Prüfung, wie auch immer sie aussehen mag, zu bestehen.
Er hatte sich darauf vorbereitet, hatte die Nacht durch in stiller Meditation verbracht um jede Faser seines Selsbt darauf auszurichten diesen Schwur zu leißten. Ry'Kah gegenüber und Lloth gegenüber. Er machte sich frei im Geiste, bereit dafür sich der Aufgabe zu stellen.
"So kniest Du also hier - im Angesicht der Göttin, in einem Reich, dem du Treue geschworen hast..." begann Ry'Kah. "Wir werden also die große Mutter befragen, ob sie teilhaben will und etwas dazu zu sagen wünscht! Lasst uns beginnen, den Mann zu prüfen, der zu uns kam, den, der vieles hinter sich ließ." Sie gab Kha'Less einen Wink, damit sie den Alten auf die Beine brachte.
Die Priesterin tat es - grob und unfreundlich. Kha'Less war gehasst unter den Ilythirien Sel Tac'Zils.
Der geringste Druck reichte und er war auf den Beinen, innerlich war er etwas verwundert ob der Art und weise wie die Ilythirien Kha'Les in anpackte, erinnerte sich jedoch an den peitschenschlag in Khyl'Lians Gesicht und akzeptierte es. Hier ging es um mehr als nur die Tatsache da eine Pristerin ihm gepackt hatte, er war hier derjenige den es zu Prüfen gald und das war Teil davon. Er wehrte sich nicht, sondern fügte sich einfach und hielt den Blick gesenkt.
Auf dem Boden um den Altar war ein eingelegter Kreis aus feinstem Sodalith. Messingringe umschlossen ihn und gaben ihm Form... ein Ritualkreis, der bereits geweiht war.
Kha'Less scheuchte AlyT'riss direkt zum Altar und zwang ihn dort wieder auf die Knie mit dem Gesicht zum Bildnis der Spinne.
Ry'Kah unterdessen war an den Kreis getreten - sie stand schräg links vor dem Alten.
Sie begann zunächst den Kreis zu stärken... "Lil anth del kyon vrine'winith riluss, veluss kor lil dalharen del Sel Tac'Zil. Usstan veir lil anth xuil ussta vlos..."
Dunkles Blut tropfte aus der weißen Hand zu Boden und schien sich mit dem Kreis zu verbinden...
"Usstan belbau in'loil del ussta faswshka wun nindol anth!"
Für einen Moment sah es aus, als würden ihr die Knie nachgeben, und das Gesicht verzerrte sich - doch es war so schnell wieder vorbei, wie der Gedanke daran.
Sie weihte den Kreis mit ihrem Blut und siegelte ihn mit ihrer Lebenskraft.
* Der Ring des Schutzes bedeute ein jedem Einhalt, der den Kindern Sel Tac'Zils Schaden zufügen will! Ich siegele den Kreis mit meinem Blut. Ich übertrage einen teil meiner Kraft in diesen Kreis! Den Kreis, in dem Schutz finden wird, wer darum bittet. Den kreis, in dem Wissen finden wird, der danach sucht. Den Kreis, in dem heilung erfahren wird, wer ihrer bedarf. Den Kreis, in dem Gande erfahren wird, wer ihrer würdig ist. Den Kreis, in dem gestraft werden wird, wer den Kindern des hauses Arab'Ghym schaden will. Möge mein Blut als Siegel dienen und etwas meiner Lebenskraft Teil des Opfers sein.Dafür stehe ich - Ry'Kah ...
Er ging wie ihm befohlen wurde dort auf die Knie, der Kopf leicht geneigt der Blick gesenkt, aber der Rest seiner Haltung veriet Stärke. Er wollte das hier schaffen und so lauschte er den Worten Ry'Kahs und zwang sich in der Demutshaltung zu bleiben, als sie kurz schwächelte. ein fast nicht wahrnehmbares zucken der Nackenmuskulatur war das einzige anzeichen dafür. Er atmete schnell und harrte weiterhin dessen was da kommen wird.
Erst als der Kreis gesiegelt war - Kha'Less hatte ihn verlassen, und so stand Ry'Kah mit AlyT'Riss allein darin - sprach sie die Worte der Anrufung. "Ghil usstan fre'sla - wun lil kaas del Lloth - ilta Yathtallar lil Ilharess del Quellar Arab'Ghym. Usstan lar udossta zhennu ilhar, l'ultrine valsharess d'orbben - Lloth!*"
Mit jedem Wort verdichtete sich die Energie im Raum.
* hier stehe ich - im namen Lloth - ihre Hohepriesterin und Ilharess des hauses Arab'Ghym. Ich rufe unsere große Mutter, die mächtige Königin der Spinnen - Lloth!
Er blieb dort, reglos, lauschend und spührte das sich etwas tat, aber zuordnen konnte er es nicht. Er kannte es nicht! Ihm blieb nur die Wachsamkeit undie Feste entschlossenheit das zu bestehen das da kommt.
Noch immer fiel gelegentlich ein Tropfen ihres Blutes in den Kreis und mit jedem schien er sich mehr zu verändern. Die weißen Finger hatten sich rot verfärbt.