RE: In Ry'Kahs Haus - Der Keller - 10

Sie ließ den Kopf einen Moment hängen, nur um daraufhin ihr wieder ins Gesicht zu sehen. "Wenn... wenn du glaubst, ich befriedige hier deine Gier danach, mich am Boden zu sehen... vergiss es..." Ein Ruck ging durch die Halbdrow, der Dolch hatte sich aus der Säule gelöst und Tha'Risha sackte nur wenige Zentimeter weiter nach unten, hing nun nur noch an den Ketten. Ein weiteres Mal stöhnte sie auf vor Schmerz. Dann schloss sie die Augen, ihr Atem ging unregelmäßig.


Jhan'afay sank auf die Knie und lehnte mit dem Kopf gegen die Tür.

Der Puls war langsam und kaum wahrnehmbar, Tha'Risha lächelte nur. Die Augen blieben geschlossen und das keuchen wich einem Rascheln. Sie hatte arge Probleme, in dieser Position zu atmen.
Im Moment wünschte sich die Halbdrow nur einen schnellen Tod, ein Ende der Qual, aber das würde sie zugeben.

Das bekam Tha'Risha allerdings nicht mehr mit. Ihr Körper zahlte der Behandlung Tribut. Leb- und bewusstlos hing sie in den Ketten. Sie atmete nicht und ein Pulsschlag war auch nicht feststellbar.

Bevor die Tür aufging, hatte sich Jhan'afay bereits erhoben und sah an Briz'Shalee vorbei in den Tempel auf die reglose Tha'Risha. Sie fauchte nach den Sargtlinen, die eiligst herbeigerannt kamen.
"Bringt sie weg!"
Die Sargtline traten in den Raum und hoben die Halbdrow auf. So schleiften sie sie zurück in die Zelle, wo sie Tha'Risha einfach in das Stroh auf dem Boden legten.

Jhan'afay hielt sich den Kopf und rieb sich über die Handgelenke. Nichts war dort zu sehen und dennoch tat es weh.

Die Sargtline nickten.

Jhan'afay sah Briz'Shalee nur an. "Xas, und ich würde nur allzu gerne zusehen." Ein widerliches Grinsen formte sich in ihrem Gesicht.

Als sie am nächsten Morgen aufwachte, hatte sie keinerlei Erinnerungen an irgendwelche Träume.
Ein stechender Schmerz im Handgelenk erinnerte sie allerdings lebhaft an die Tortur vergangene Nacht. Ihre Kleidung war blutdurchtränkt und sie fror entsetzlich. Das schlimme war, sie fühlte sich ungemein ausgelaugt, völlig kraftlos.
Leise stöhnend kauerte sie sich in eine Ecke der Zelle, wo sie zitternd versuchte, sich zumindest ein wenig aufzuwärmen. Sie besah sie die Handgelenke und sah die Spuren der Eisen, mit denen man sie fesselte. Trotz und Wut stiegen in ihr hoch.


Jhan'afay hatte schlecht geschlafen und war - wenn das denn überhaupt möglich war - an diesem Moegen noch schlechter gelaunt als sonst. Sie betrat den Keller und sah in den Tempelraum, in dem ein menschlicher Diener damit beschäftigt war, den Boden vom Blut der Halbdrow zu reinigen. Er konnte ja nicht ahnen, dass die Sargtlin dermaßen schlecht gelaunt war.
Der Diener hatte gerade den schlanken Opferdolch in der Hand und reinigte, als Jhan'afay zu ihm trat. Sie fauchte ihn an und vor Schreck ließ er ihn fallen, so dass eines der filigranen Spinnebeine am Knauf des Dolches wegbrach.
Sie gab ihm eine Ohrfeige. "Dafür wirst du büßen!" fauchte sie ihn an. Er war untröstlich und sank auf die Knie. "Säubere den Raum fertig und dann wirst du im Nebenzimmer knieend warten, bis sich die Herrin um dich kümmert, oder du gnädigerweise von mir bestraft wirst."
Mit dieser Drohung ließ sie ihn allein und ging aus dem Raum.

Hätte Ry'Kah von dem Verhalten der Heilerin in dieser Nacht gewusst, Briz'Shalee würde sich anders verhalten haben. So aber ahnte die Priesterin nichts von dem, was vor sich gegangen war.
An diesem Morgen kam sie auf leisen Sohlen die Treppe herunter und sah sich um. Die Wache war aufmerksam und stand an der Tür. Jhan'Afay war nicht zu sehen, aber ein Diener, der in der Folterkammer kniete...
Diesmal jedoch galt ihr erster Gang der Zelle, in der sie Tha'Risha wusste.
Sie ließ die Tür öffnen...

Man öffnete die Tür.

Tha'Risha saß zusammengekauert in der Ecke und versuchte, ein wenig zu schlafen. Sie zitterte am ganzen Leib. Sie bemerkte nicht, dass jemand die Tür öffnete.

Ry'Kah drehte sich auf dem Absatz um. Die Augen blitzten - und ebenso leise wie sie gekommen war, verließ sie die Zelle wieder. Mit einer Geste bedeutete sie, die Tür und das Fensterchen zu schließen.

Als das Geschehen war, donnerte sie die Sargtlinen an:
"Wer ist dafür verantwortlich? Schafft mir die Heilerin her - auf der Stelle!" Die eiseskälte ihrer Stimme und der schneidende Tonfall ließen keinen zweifel an ihrer Meinung über das, was sie gesehen hatte.