Jhan'afay hatte ihren Dienst zur Mittagszeit begonnen und war zunächst in den Kellergewölben nach dem Rechten sehen. Da dort nichts ungewöhnliches war, kehrte sie in die oberen Geschosse des Anwesens ihrer Herrin zurück. Sie bat um eine Audienz bei Ry'Kah, um von den nächtlichen Ereignissen zu berichten. Eine Bedienstete wies darauf hin, dass die werte Ry'Kah noch in ihren privaten Gemächern verweilte. Jhan'afay solle doch im Arbeitszimmer warten. Die Sargtlin war etwas ungehalten, dennoch nickte sie und betrat das Arbeitszimmer Ry'Kahs. Damit man ihr nicht vorwerfen konnte, sie habe gekramt oder gar privates angesehen, ließ sie die Türe offen und kniete sich vor den Arbeitstisch. So wartete sie auf Ry'Kah, während die Bedienstete die Ilharess informieren ging.
Jhan'afay schaute augenblicklich wieder zum Boden. "Die Wunden der Gefangenen sind von Briz'Shalee versorgt worden. Sie hat sich gewehrt und wir haben entsprechende Maßnahmen ergriffen. Ansonsten war sie die ganze Nacht ruhig. Keine weiteren Zwischenfälle."
"Briz'Shalee konnte sie so nicht behandeln. Ich habe sie niederschlagen lassen - aber sie hat keine Folgeschäden davongetragen, malla Ilharess." Jhan'afay sprach leise. "Uns blieb keine andere Wahl."
'Niedergeschlagen?' dachte Ry'Kah und erhob sich langsam. 'Das war eine Maßnahme zu viel.' Ruhig sagte sie: "Komm mit mir." Und ohne weitere Worte zu verlieren ging sie voran und in den Keller.
Ry'Kah ging Khyl'Lian voran, als sie mit ihm das Arbeitszimmer betrat. "Setz Dich." Sie wies auf einen bequemen Sessel. Sie kamen aus dem unteren Keller, wo Khyl'Lian eben seine Treue der Ilharess des Hauses Arab'Ghym geschworen hatte. Er hatte um ein persönliches Gespräch gebeten...
"Du weißt, dass ich schon immer große Stücke auf Deinen Rat und deine Gegenwart gegeben habe, Khyl'Lian." Ry'Kah ging um den Tisch herum und ließ sich ebenfalls in einem Sessel nieder. Sie sah Khyl'Lian an und wählte ihre Worte sorgfältig: "Ich wünsche nicht, dass Teile unseres Gespräches außerhalb dieser Wände bekannt werden... Ja, sicher muss Tha'Risha das Knie beugen - und wie Du ihre Treue schwören. Ein Haus kann nur von Einer geführt werden. Alles andere hat keinen Wert und funktioniert nicht. Tha'Risha hat mehr als einmal nicht nur meinen, sondern auch den Langmut der Göttin strapaziert. Jetzt muß sie mit den Konsequenzen leben. Du verstehst, was ich meine?"
"Xas," er musste nicht nachdenken. "Sie ist oft ihre eigenen Wege gegangen, ohne an das Reich zu denken. Ich verstehe, was ihr meint, malla Ilharess. Und um ehrlich zu sein, die große Göttin ist nicht für ihre Gnädigkeit bekannt. Sie wird ihr Knie beugen, da bin ich mir sicher. Es gibt keine Alternative!" Es klang fast entschlossen, als er den letzten Satz formulierte.