RE: In Ry'Kahs Haus - Das Arbeitszimmer - 4

Ry'Kah lehnte sich nach vorn, stützte die Ellenbogen auf die polierte Holzplatte des Schreibtisches und stützte die Stirn in die Hände, strich sich mit den Fingern durch das Gesicht. Sie dachte nach.
Die Ärmel der weichen Tunika waren etwas heruntergerutscht, gaben den Blick auf den Übergang der weißen Hand frei - und auf viele, winzig kleine Narben.
Es hatte einen völlig anderen Grund, weshalb sie sich so gut auskannte - und zwar weder die Tatsache, dass man sie zu allem möglichen gezwungen hatte, noch, dass sie selbst gelegentlich zu diesen Methoden griff. Aber das konnte er nicht wissen.
"Wir haben damals im Tempel einen ähnlichen unklaren Fall gehabt", sagte sie leise...

Ry'Kah wurde von der Wucht der Vision ebenso erschüttert. Sie umklammerte die Tischkante, spürte den Schmerz der jungen Frau im Nebenzimmer. Unwillkürlich war sie auf die Beine gekommen, stand am Tisch. Sie schloss die Augen krampfhaft, schnappte nach Luft und legte eine Hand auf ihr Herz...
Im Geiste jedoch auf das Herz des Kindes, dass sie zur Ruhe zwang...
Sie schwankte einen Moment, konnte in der Konzentration den eigenen Körper nicht vollkommen kontrollieren.

Ry'Kah konnte im Moment nicht sprechen. Als er sie stützte, öffnete sie ihren Geist weit und ließ das Bild Ril'Afays zu...
Noch immer damit beschäftigt, dem Mädchen Ruhe und Kraft zu geben, krallten sich die Finger Ry'Kahs in den Stoff der Tunika von AlyT'Riss.
Schweiß perlte auf ihrer Stirn von der Anstrengung...

Ry'Kah gaben fast die Knie nach. Nur durch eisernen Willen und all das, was sie bereits erlebt hatte, schaffte sie es, auf den Beinen zu bleiben.
Langsam hob sie die Lider und sah Triss an.
"Khyl'Lian. Sie haben einen Hinterhalt im Waldstück kurz vor der Stadt der hundert Türme gelegt... Bogenschützen..." Sie konnte kaum sprechen.

Mit Ril'afays Beherrschung kehrte auch etwas der Kraft zu Ry'Kah zurück.
Sie stand sicherer, ließ langsam die Tunika von Triss los und entspannte die Finger.

Die zwei gardisten kamen augenblicklich in den Raum.
"Velbol zhah?" sie hatten beide die Klingen gezogen...

Ry'Kah ließ nicht zu, dass die Gardisten sie berührten.
"Ril'afay - im Wohnzimmer. Geht hinüber. Schnell..." Sie würde langsamer nachkommen.
Die Gardicten rannten...

Es waren einige Tage vergangen, seitdem Tha'Risha diese folgenschwere Entscheidung getroffen hatte. Es hatte sich vieles mit einem Schlag geändert und es standen viele Gespräche aus, die wohl übel werden könnten.
Die Halbdrow konnte aber nicht länger warten, sie wollte nicht, dass unausgesprochene Dinge zwischen ihr und ... ihrer Dalninil standen. Sie hatten beide zusammen zu viel erlebt und überstanden, als dass es so enden sollte.
Sie trat an die Wache heran, der sie bis ins Innere des Hauses begleitete. Vor dem Arbeitszimmer verschwand der Sargtlin und Tha'Risha klopfte zaghaft.

Die Stimme, die antwortete war leise - und der Sargtlin hatte sich aus gutem Grund entfernt. Ry'Kah hatte sich seit dem Tag im Tempel nicht mehr gezeigt. Niemand in Gullminne hatte sie gesehen.

"Velbol zhah?"