Khyl'Lian nickte. Er verstand es. "Ihr wisst, malla Ilaress, ich stehe hinter Euch. Und vielleicht ist diese Situation auch eine Prüfung für Euch, wenn ich dies sagen darf. Denn die Fäden, welche die malla Valsharess spinnt, gehen selten direkte Wege, wie ich schon feststellen durfte." Seine Stimme klang dunkel und in diesem Moment wirkte er weitaus älter, als er war. "Tha'Risha kann dieses Haus nicht führen. Sie verstößt allein durch ihre Person schon gegen IHRE Regeln. Macht aber nicht gerade auch der Umstand, dass Lloth sich so für Euch und Tha'Risha interessiert, obwohl ihr Blut alles andere als rein ist, sie zu etwas besonderem? Bislang habe ich von Halbdrow nur als Sklaven gehört, oder sie wurden direkt nach der geburt geopfert...."
Er sprach Ry'Kah aus der Seele, auch wenn sie ihn das niemals merken lassen durfte. Sie wagte eine Andeutung: "Weise Worte aus dem Mund eines... Mannes." Es folgte eine Pause, dann erhob Ry'Kah sich und bedeutete so das Ende des Gespräches. "Ich werde dafür sorgen, dass sie zunächst einmal versorgt wird. Dann werden wir weiter sehen."
Khyl'Lian erhob sich ebenfalls und senkte den Blick. "Ihr werdet diese Zeit überstehen. Und sie auch, malla Jabbress." Er machte eine kurze Pause. "In den Heeresschulen gibt es einen Ausspruch: Wer nicht töten will, soll keine Waffe in die Hand nehmen."
Ry'Kahs Augen blitzten auf - aber sie verstand, was er meinte. "Sehr passend..."
Seine Anteilnahme war das, was sie fast ein wenig betroffen machte. In gewisser Hinsicht hatte er ihr freie Hand gelassen, Tha'Risha zur 'Einsicht' zu bringen, und er wusste ganz offensichtlich, wie schwer ihr das fiel. Sie sah ihm in die leuchtenden Augen. 'Er versteht mich bald so gut wie mein Schwertmeister...', dachte sie und warf plötzlich einen etwas anderen Blick auf Khyl'Lian. Bisher war er nur der Mann ihrer Schwester und ein guter militärischer Ratgeber gewesen. Doch das hier ließ einen anderen Blickwinkel zu.
"Xas, in mehrerer Hinsicht." Er lächelte ein wenig, auch wenn sein Herz blutete. "Ich vertraue Euch, malla Ilharess. Und wenn Ihr sie brechen müsst, dann tut dies. Alles andere wäre ein Farce, nicht nur ihr oder Lloth gegenüber." Dann schwieg er.
Ry'Kah schloss einen Augenblick die Augen, dann trat sie auf ihn zu - legte ihm einen Momentlang im Vorbeigehen die Hand auf die Schulter - und kehrte in den Keller zurück.
Diese Geste sprach mehr als tausend Worte. Es war ein Danke ebenso wie eine Umarmung oder ein Kuss - und das Näheste, was Ry'Kah in diesem Augenblick zeigen konnte.
Er verstand die Geste. Nachdem Ry'Kah gegangen war, blieb er noch ein paar Minuten, und verließ anschließend das Haus. Sie würde ihn rufen lassen, wenn er gebraucht werden würde.
Er hatte ihr während dessen er sie her geführt hatte nur den Arm gereicht an dem sie sich halten konnte. ihre Hand zu greifen oder derartiges hätte er sich nicht gewagt. Jetzt da im Arbeitszimmer war er auch ncoh etwas angespannt. es war schließlich ein Dienstliches Gespräch.
"Der Betreiber wurde hingerichtet," verkündete er ersteinmal ruhig, bevor er weiter ausholte. "Das Sägewerk wurde gründlichst von oben au f den Kopf gestellt Wiederstand entsprechend geahndet. letztendlich wurde die Gesammte Belegschaft des Rivvin vor dem Sägewerk aufgehängt, bis auf die Gefangenen aus dem Keller, bis auf eine." er wurde etwas weicher dafür aber ernster. "Wir haben hinter einer Tür einen weiteren verborgenen Keller gefunden. Dort unten wurden Experimente durchgeführt. Die Bücher weisen auf Experimente mit Krankheiten wie Pest und Colera hin. Wir haben den Betreiber dahingehend Befragt, aber er war nicht zum Reden zu bringen."
Ry'Kahs Gesicht wurde schlagartig noch ernster, als es ohnehin schon war. "Experimente? Pest?" sie atmete schwer. 'Nicht auch das noch' stand ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Es wäre genau der tropfen, der das Fass zu Überlaufen bringen würde. Die Heiler waren am Ende ihrer Kräfte, die Bevölkerung verunsichert. Eine Seuche wäre das, was dem Land den Todesstoß versetzen würde. Sie erinnerte sich plötzlich an etwas, dass Faris ihr erzählt hatte... "Taucht irgendwo in den Aufzeichnungen der Name Tristan, Tristan Blutschwinge aus Niewinter auf?"
"Wir haben die Unterlagen mit gebracht, so das ein Fachkundiger vieleicht eher rekonstruieren kann was dort geschehen ist." er bedauerte es derat schlechte Nachrichten zu bringen. "Der Betreiber meinte er würde dort für Heilmittel experimentieren, war aber mit nichten gewillt den Namen des Alchemisten herraus zu rücken. Aber zumindest wissen wir wie es möglich war Ril'afay ungesehen in das Land zu schmuggeln. Entsprechende Maßnahmen müssen diesbezüglich noch getroffen werden."
"Das ist ja zumindest eine gute Nachricht", sagte Ry'Kah leise. Sie sah AlyT'Riss an. "Wie ich von Rel'Nag hörte, habt ihr..." sie seufzte. Diese höfischen Förmlichkeiten mochte sie nicht besonders. Dennoch setzte sie dann den Satz fort: "...gewisse Erfahrungen mit Substanzen, die für die verschiedensten Zwecke genutzt werden können. Ich hätte gern eine Einschätzung aus Eurer Sicht, AlyT'Riss. Wie effektiv konnte dieses Labor arbeiten? Geht eine Bedrohung davon aus?"
Aly'Triss seufzte und dachte nach. Er schloss kurz die Augen und rief sich den Raum in Erinnerung, ging durch was er gesehen und gelesne hatte und was alles so an Büchern da gewesen war. Nachdenklich spitzte er die Lippen und rieb sich das Kinn. Dann sah er Ry'Kah an. "Tja. Das Labor wäre durchaus dazu in der Lage gewesen alles Mögliche an Experimenten durch zuführen und die benötigten Substanzen herzustellen oder auch zu vervielfältigen. Grob überschlagen jedoch hatte ich keine direkt gelagerten Behältnisse mit Erregern und dergleichen gefunden. Direkte Hinweise in Richtung Krankheiten ziehe ich aus dem Buchbestand der dort zu finden war. Was nur merkwürdig war ist die Frau die wir halb tot gefunden hatten. Sie war vergiftet worden, man konnte sie nicht retten."
"Warum sollte jemand eine einfache Frau vergiften? Auch ein Experiment? Oder eine Wissende, die man zum Schweigen bringen wollte? Gab es Anzeichen von Folterspuren oder anderen Misshandlungszeichen?" Ry'Kah war ernst. Dies war ein gebiet, auf dem sie sich leider sehr gut auskannte. Sie fragte gezielter: "Handgelenke, Knöchel - Fesselspuren? Striemen einer Peitsche oder kleine Narben an Händen oder Unterarmen, wie ..." Sie brach ab. Beinah hätte sie ihm ihre Hände hingehalten. "... wie von kleinen Messerschnitten? Spuren von - Gewalt, um sie zu liebesdiensten zu zwingen?"