"Jetzt kenne ich endlich Euren Namen. Wir haben uns gelegentlich gesehen..." Dann kam der heiler zur Sache. "Lehnt Euch zurück. Ich will mir Euer Knie ansehen..." Sie waren unter sich. Oh ja, Kar'Yann hatte ein feines Gespür für manche Dinge. Hier gab es niemanden außer Rel'Nag, dem der Alte ganz offensichtlich vertraute, und dem Heiler.
Er lächelte. "Ich habe es schon Warzag zu erklären versucht. Die alte Verletzung kriegt niemand mehr hin....altes Knie, alter Mann, alte Knochen...." er zuckte mit der Schulter und seufzte 'leider' dachte er und. "Das legt sich wieder." sagte er.
"Davon möchte ich mich dann doch selbst überzeugen." Ohne noch zu warten legte er dem Älteren die Hände auf das Knie. Er senkte den Kopf ein wenig und schloß die Augen. Eigentlich war das Knie nur ein Vorwand, aber egal. Er besah sich die Strukturen, die vor sehr langer Zeit zerstört worden waren und in einem Zustand, der wirklich nicht mehr viel hergab. Aber etwas anderes konnte Kar'Yann tun. Wärme breitete sich aus und Entspannung entstand in verkrampfter Muskulatur...
'oh ihr Jungen Drow, warum hört ihr nicht auf einen...' aber weiter dachte er nicht. AlyT'riss hatte sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen. Auch wenn er es sich nicht erlaubte zu schlafen er war fertig mit der Welt. 'Wenn du glücklich wirst....' meinte er und ließ Kar'Yann gewähren.
Kar'Yann spürte das Nachgeben. Gut so. Dann konnte er endlich beginnen. Es war wie das Streichen von Fingern über den verletzten Strukturen. Gelegentlich ein Ziehen, leichter Druck. Dann wie Nadelstiche, als er die verklebten Fascien löste. Ja, es tat weh. Aber immer wieder war da eine beschwichtigende Hand, die rauhes glättete und Unebenheiten ausglich. Kar'Yann würde das Knie nicht wieder herstellen können. Dazu war die Verletzung zu schwer gewesen und viel zu alt. Aber er konnte dafür sorgen, dass der Alte nicht so schnell wieder Schmerzen bekam.
Der Heiler regte die Schleimhäute im Gelenk an, damit es sich wieder leichter bewegen ließ. Das Lösen der Verklebungen und Verwachsungen der Narben würde das Seine dazu tun. Dann zog er sich davon zurück und weitete das 'Bewußtsein' auf den restlichen Körper des Alten aus. Er fand noch ein paar Dinge, durch deren Beseitigung er es ihm leichter machen konnte. Schließlich tat er etwas, dass er selten anwandte... Der heiler projezierte etwas seiner eigenen Energie in den Körper von AlyT'Riss. Es war ein sanfter aber reiner Energieschub, mit dem er den Alten versah.
Eine knappe halbe Stunde später löste er sacht die Hände von AlyT'Riss. Das Gefühl der Berührung blieb noch für ein paar Minuten. Kar'Yann setzte sich zurück und warf einen kurzen Blick zu Rel'Nag, schmunzelte - dann sah er den Alten an.
Er öffnete die Augen einen Spalt weit. "Und Jabbuck Kar'Yann?" er verkniff sich ein 'so sieht ein altes Knie aus' Kommentar. Schweißperlen standen auf seiner Stirne. Die Schmerzen hatte er gespührt aber unterdrückt. Nicht nur der Schwertmeißter konnte sich Schmerz verkneifen. Er auch. "Was habt ihr richten können?" fragte er und zog eine Augenbraue hoch.
Ein weiteres Paar tiefblauer Augen sah den Alten unter halbgeschlossenen Lidern an. Auch wenn Rel'Nag unendlich müde war, er war bei Bewußtsein und nahm seine Umgebung wahr...
"Genug, um den Ärger etwas weniger stark zurückkommen zu lassen." meinte der Heiler ruhig. "Und hört auf, mich Jabbuk zu nennen... das ist etwas für die Jüngeren oder das Militär."
Er lisnte zu Rel'Nag. Schloss die Augen kurz und nickte, bevor er ihm kurz auf die Schulter Klopfte. Er schiweg und blieb an die Wand angelehnt. Das kurze lächeln das seine Lippen umspielte bevor er Kar'Yann ansah galt Rel. "Danke."
Mit einem leichten Lächeln meinte der Heiler: "Sturköpfe. Alle Beide!"
Dann legte Kar'Yann Rel'Nag noch einmal die Hand zur Kontrolle auf die Brust und schloß kurz die Augen - ja, es war alles in Ordnung. Er brauchte jetzt Ruhe und etwas Zeit.
Kar'Yann lehnte sich kurz aus dem Fenster und wies nach oben an: "Nicht ins Haus der Heilung, sondern ins Haus der Yathtallar." Die Öffentlichkeit brauchte nichts hiervon zu wissen.
In der Zwischenzeit hatte auch die andere Gruppe sich auf den Rückweg gemacht. Wazag hatte Kharen nichts anderes als einen Verband anlegen lassen - den Rest konnte man später machen. Die Aelkri wollte nicht warten oder sich vor Ort den Bolzen aus der Schulter basteln lassen. Sie sah sich immernoch als Schutz von Rel'Nag und AlyT'Riss - und es passte ihr gar nicht, dass die schon voraus waren. Knurrend hockte sie auf dem Fuhrwerk und starrte hinaus.
AlyT'riss grinst ob der Bemerkung. "Na dann passen wir ja gut zusammen" murmelte er und kicherte. Zwischendurch schielte er nach draußen um zu erkennen wo sie inzwischen waren.
Wenige Minuten später bog das Fuhrwerk auf die Hauptstraße nach Gullminne ein. Die Verwüstungen waren nicht zu übersehen und die noch heiße Asche der Scheiterhaufen, auf denen man die Toten verbrannt hatte, wurde von einer einzelnen Windboe aufgewirbelt. Ringsum waren noch immer vereinzelte Aufräumarbeiten in Gange. Die Kutsche durchfuhr das Tor und wurde von den Wachen nicht aufgehalten, man wusste, wer dort gebracht wurde. Die Nachricht hatte sich verbreitet wie ein Lauffeuer.
Faris war mit dem zweiten Fuhrwerk angekommen und mit den anderen gemeinsam nun auf dem Rückweg nach Gullminne. Sie war ebenso missmutig wie Wazag, aber aus anderen Gründen... Ihr Gesicht schwoll an und das eine Auge langsam zu - und Kopfschmerzen hatte sie auch wieder. Blöde Klopperei...
Die drei Aelkri und sie saßen hinten auf dem Wagen, Mindorl vorn beim Kutscher. Faris hatte die Knie angezogen, die Arme überkreuzt und die Stirn daraufgelegt.
Die Soldaten und Kharen begleiteten den Wagen zu Pferd, als sie dann endlich nach Gullminne zurückkehrten.