Sie wartete erst gar nicht, bis Wazag reagierte. Schnell war sie bei der Aelkri und schaute sich die Wunde an. Mit wenigen Handbewegungen holte sie ein Tuch hervor, träufelte eine Substanz drauf und begann die Wunde zu säubern.
Kar'Yann hatte die Gegenwart des Anderen bemerkt und dessen energetisches Defizit ebenso aufgenommen, wie die von Rel'Nag. Er hatte den Fluss einfach etwas weiter ausgedehnt, denn darüber musste er nicht nachdenken. Weiter drang er in die verletzen Gewebe des Körpers von Rel'Nag ein und richtete, was zu tun war...
Im Aussen wirkte die Szene gespenstisch ruhig. Ein gelegentlichen Zucken durchlief den Körper des Verletzten, dann lag er wieder Still. Ganz allmählich begann die graue Gesichtsfarbe sich zu verändern. Aber auch das Gesicht des Heilers veränderte sich, es wurde sichtbar schmaler. Kar'Yann setzte alles an Energien ein, was er zur verfügung hatte. Plötzlich gab es ein heftiges Knacken im Bein.
Wazag wollte abwiegeln und knurrte die Heilerin leise an. Als die sich davon nicht beirren ließ, die Tunik aufriß und sich einfach 'bediente', wurde das Knurren lauter. "Lass mich wenigstens hier runter!"
"Warzag" sagte AlyT'riss sanft. "Ruhig...." dann fühlte er mit Erleichterung die Wärme in Rel'Nag zurückkehren. Er schloss die Augen und schickte ein Gebet des Dankes an Lloth.
Die erleichterung kehrte nun auch in in zurück und er entspannte sich etwas, b.z.w. hielt dem Drang stand ihn nocheinmal irgendwo anderst zu berühren als er gerade seine Hand hatte, zumindest bis Kar'Yann fertig war.
Etwas wie eine kleine Bewegung entstand im Körper Rel'Nags, bis sich Kar'Yann dann wieder tiefer in die kleinsten der Strukturen versenkte. Absolute Stille herrschte. Die Gesichtszüge des Schwertmeisters entspannten sich zusehens und das Atmen wurde leichter. Das Geräusch verschwand.
Wazag erhob sich und sprang vom Wagen. Sie ging ein paar Schritte außer Sichtweite und aus der direkten Hörweite von Aly'TRiss. Da ließ sie sich auf einem umgestürzten Baumstamm am Wegrand nieder. Schweigend saß sie da und wartete auf Kharen.
Er hielt weite an Rel'Nags hand fest und beobachtete jede nuance jede kleine Regung und analysiete es. Er hatte schon häufig gesehen wenn jemand die Kräfte wirken ließ und immer wieder war er davon fasziniert udn jetzt sogar dankbar. Seit vielen Jahren hatte er nicht mehr so einen Freund wie Rel'Nag gefunden, vieleicht sogar noch nie. Und er wollte das jetzt nicht verlieren.
Mehr als eine Stunde war vergangen, bis Kar'Yann sich langsam aus der tiefen Konzentration löste. Er bewegte sich anfangs nicht. Dann wanderte eine Hand zum Hals des Schwertmeisters, wo er im Aussen den Puls noch einmal prüfte, der jetzt langsam aber kräftig schlug. Er hätte es nicht zu tun brauchen, denn er hatte tief im Körper des anderen genau diese Lebensfunktionen geregelt - doch der Heiler brauchte diese Geste für seinen eigenen Kopf. Langsam öffnete Kar'Yann die Augen und sah den immernoch ohne Bewußtsein dort liegenden Rel'Nag an. Dann atmete er teif durch und löste die Hände vorsichtig ganz von ihm. "Es hat nicht viel gefehlt..." sagte er erklärend, dann sah er AlyT'Riss an. "Was ist mit Euch?" Ganz Heiler eben.
Er schüttelte den Kopf und strich Rel'Nag einen Strohalm weg und eine Haarsträhne. "Alles in Ordnung," sagte er ohne den Blick von Rel'Nag zu nehmen. "Nichts was sich nicht mit einer Mütze Schlaf wieder biegen ließe." sagte er leise und bettete Rel's Hand, nach dem auch er gefühlt hat das er durch kommt, auf der Brust des Schwertmeißters. Er seufzte, erst jetzt blickte er den Heiler an. Jetzt wo Rel'Nag schlief und keiner von ihm wusste war er wieder der Wildhüter und demenstprechend wartete ob es da irgendwelche Anordnungen gab, aber er war auch ein bischen froh darum. Was jeder ihm ansah, der auch nur einbischen etwas von Medizin verstand, war die Erschöpfung die ihm quer über die Stirn tätowiert stand. Er hatte nun über 24 Stunden lang seinen Job getan und noch darüber hinaus Dinge getan. Sein Tag war lang gewesen. Lang auszehrend udn mit nicht wirklich viel Schlaf gesegnet. Er wollte jetzt nur noch eines wissen. Rel'Nag in einem Richtigen Bett und in sicherheit, nicht hier draußen auf der Straße.
Kar'Yann grinste jungenhaft. "Glaubt ihr wirklich, ich würde das auch so sehen? Meint ihr, einem ... also, mir etwas vormachen zu können? Gebt mir mal eure Hand."
"ich bin nur müde Jabbuck," viel gegenwehr war da nicht in Seinem Blick nur der Wunsch. "das einzige was mich jetzt noch interessiert ist das Rel'Nag endlich in Gulminne in Sicherheit ist. Das ist alles."
"Das will ich Euch gern glauben. Jetzt sollte die Reise gefahrloser gehen. Wir werden mit beiden Fuhrwerken nach Gullminne zurückkehren. Ihr werdet mich und Rel'Nag in dem Gullminner Wagen begleiten." Punktum - er ließ keine Diskussion zu. "Die Aelkri, Mindorl und Faris können den anderen Wagen nutzen, so sie nicht zu reiten wünschen. Aber darum wird Kharen sich kümmern."
Genau in dem Moment traf die andere Kutsche ein. Kar'Yann veranlasste die Verlegung von Rel'Nag und wies dann mit der Hand auf die besser gefederte Kutsche. "Wir sollten aufbrechen."
AlyT'riss lies es sich nicht nehmen ihn selbst zu heben und in die Kutsche zu tragen. Semper fi und das war ihm ernst gewesen. dann stieg er in die Kutsche.
Kar'Yann staunte nicht schlecht über den Alten. Ein guter Freund von Rel'Nag? Aber dann dieser untergebene Ton? Irgendetwas anderes war da. Aber es war Sache der beiden Männer und so hielt er sich heraus. Etwas besseres konnte dem Schwertmeister nicht passieren - seine Tage waren hart gewesen in der letzten Zeit.
Kar'Yann folgte und wies den Fahrer an, zügig nach Gullminne zurückzukehren. Die Frau auf dem Kutschbock nickte und wendete das Fuhrwerk. Sie war nicht das erste Mal für die Heiler unterwegs und wusste, worauf es ankam.
In der Kutsche fand er Rel'Nag gut gebettet und so wandte er sich dem Alten zu. "Mein Name ist Kar'Yann, Heiler im Hause Arab'Ghym in Gullminne. Verzeiht, dass ich mich nicht vorgestellt habe."