Einige der Soldaten wurden von ihren Pferden gerissen, sie rannten zurück. Nur zwei blieben liegen. Zwei Späher ritten zurück zu Khyl'Lian. "Es sind recht viele. Wieviele genau, lässt sich nicht ausmachen. Keine Spur von ihr." Er nickte. "Schützen, Brandpfeile. Versucht, das Dorf zu umkreisen. Sargtline, schützt die Armbrustschützen."
Tha'Risha zerrte an den Fesseln. Es brannte ihr in den Augen und sie keuchte. Sie versuchte, wegzukriechen.
Tha'Risha keuchte und krümmte sich hustend zusammen. Die Schützen verteilten sich gemäß Befehl und schossen zwei Salven Brandpfeile in das Dorf. Dann zogen sie sich schnell wieder zurück.
Einer der Pfeile durchschlug das dünne Dach. Es raschelte, dann war ein kurzer Laut zu hören. Die Klinge entfernte sich einen Augenblick von Tha'Rishas Hals, dann knackte es. "Komm", sagte die dunkle Stimme und zog sie auf die Füße. Er brachte sie hinaus - und um sie herum brachen brennend Balken nieder.
Tha'Risha konnte sich nciht wehren, sie sah nichts und ahnte nur, was um sie herum geschah. Das kaputte Knie verhinderte, dass sie richtig laufen konnte. Sie keuchte und hustete.
Khyl'Lian schickte nun den Sargtlin, der seine Uniform trug, geschützt von vier Schildträgern nach vorne, in Rufweite zu dem Dorf. Die Späher saßen noch da, wo sie waren. Der 'Sut'Rinos' rief :"Seid ihr nun bereit zu reden?"
Die vier Schildträger brachten den Pfeil mit den roten Haaren. Khyl'Lian schnaubte vor Wut. "Fünfzehn Sargtline, Trupp zwei. Bewaffnung Axt und Schwert. Schleicht Euch um das Dorf und dringt von mehreren Seiten ein. Ihr bekommt Deckung von vorne. Die Schützen werden ins Dorf hineinschießen. Los!" Gesagt, getan. Die Armbrustschützen suchten sich Deckung und schossen in das Dorf, während die anderen sich ihre Wege suchten. Die Späher dirigierten die Sargtline, wo es denn am günstigsten war.
Tha'Risha lag am Boden, gefesselt, verletzt, erschöpft und um Luft ringend.
Als die Männer kamen, zog der Bewacher Tha'Risha auf die Füße und zu den Pferden. Er hievte sie hinauf - ließ sie aber gefesselt an den Händen und mit dem Strick um den hals. Auch Knebel und Augenbinde blieben. Er nahm sich ein zweites Pferd, Tha'Rishas am Zügel - dann hetzte er die anderen mitten in die Angreifer hinein. Er floh mit der Geisel.
Er war in entgegengesetzter Richtung geflohen, zog das Pferd mit der Geisel hinter sich her. Sein Weg führte ihn nach Norden. Eigentlich war es darum gegangen, den Hirsch zu bekommen - dann, dem vermaledeiten Wildhüter eins auszuwischen. Jetzt hatte er eine der Hüterinnen bei sich... auch gut - und viel Geld wert! Der Bolzen in seinem Rücken schmerzte, auch wenn er durch das Dach und die Rüstung gebremst, nicht weit hatte eindringen können. Sein Plan, als nächstes einen Finger von ihr zu schicken, oder ein Stück verbrannte Haut, konnte er nun nicht umsetzen. Vielleicht ergab sich später noch Gelegenheit. Er ließ die Pferde unter tiefhängenden Ästen hindurchlaufen - wies Tha'Risha an: "Duck dich!" Aber sie lag sowieso mehr auf dem Pferd, als dass sie saß. Sie entgingen den Gullminner Soldaten. Er ahnte nicht, dass er stetig seinem Schicksal entgegenritt. War der Wildhüter diesen Aufwand wert? Marius war ein arroganter Mistkerl gewesen. Vielleicht konnte er aus der Geisel genug Geld schinden, dass er sich zurückziehen konnte. Andere Auftraggeber finden.
Im Dorf: Die letzten vier überlebenden Wilderer kamen mit erhobenen Händen, hustend, zum Teil verletzt aus den Hütten, die nun allesamt lichterloh brannten. Dann geschah das unfassbare. ER kam zurück. Gestört durch die Schlacht und das Feuer kam er aus den Tiefen der Stollen an die Oberfläche und erhob sich in einer dunklen Wolke über dem Ort. Riesig, in schwarzer Robe, mit vom Tod gezeichnetem Gesicht, jener mächtige Schwarzmagier, der willentlich sein leben aufgab, um sich noch intensiver dem Studium der schwaren Magie widmen zu können... der Lich war zurück. Er hob die knochige Hand mit knotigen Fingern und sprach eine dunkle Formel der Furcht über die Menschen, Aelkri und Drow. Geschrei erhob sich über der kämpfenden Menge... Dann raste vernichtend dunkles Feuer herab - klebrig wie Pech und heiß wie die Hölle. Was noch nicht brannte, musste brennen. Die Illusion war perfekt. Es war kein reales Feuer - doch der Wille und die Kraft des Galubens vernichteten die Betroffenen. ER lachte. Sie würden ihn nicht noch einmal stören... und was waren das dort hinten für Würmer, die sich etwas abseits hielten und beobachteten, was geschah? Würden sie freiwillig gehen, oder musste er auch bei ihnen nachhelfen? Wieder hob er die hände, schien weiter zu wachsen...
Einer der Späher sah, wie eine Person mit der Gefangenen floh, in Richtung Norden. Schnell gab er seine Position auf und eilte zu Khyl'Lian, ihm Bericht erstattend. Der brüllte seine Leute zusammen. "Alles, was nichts zu tun hat folgt mir. Kar'Yann, du auch. Die anderen machen hier weiter. Versorgt die Verletzten. Wer noch reiten und kämpfen kann, soll dann nachkommen, Richtung Nor...." Dann unterbrach sich Khyl'Lian und traute seinen Augen nicht. "Was zum Henker...Weg hier! Schnell." Wenn das das war, was er dachte, das es war, dann konnten sie nicht viel ausrichten. "Beeilung!"
Tha'Risha stöhnte vor Schmerz und versuchte nicht aus dem Sattel zu rutschen.
Die Sargtline beeilten sich, wie noch nie zuvor in ihrem Leben und nur wenige bekamen überhaupt etwas ab. Sie ritten, was das Zeug hielt und kamen kurz hinter Schnepfenbach wieder zusammen. Khyl'Lian fluchte und fauchte einen Sargtlin an :"Reite nach Gullminne und gib Meldung, der Lich ist zurück."
Tha'Risha hatte erhebliche Mühe, sich im Sattel zu halten. Ihre Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Vor allem wollte sie es ihm so schwer wie möglich machen. Sie kannte das Gelände einigermaßen und wusste um die Bodenbeschaffenheit. Hier war alles Schiefer, also scharfkantig. Ein Sturz würde sehr weh tun. Aber er würde den anderen womöglich Zeit zum Aufschließen geben. Die Halbdrow wusste nichts, vom Auftauchen des Lichs. Sie zählte innerlich bis drei und hoffte auf ihr Glück. Sie ließ sich vom Pferd rutschen und schlug hart auf. Schnell rieb sie mit dem Kopf über den Boden, und "wischte" sich so die Augenbinde vom Kopf. Von unten sah sie auf ihren Entführer.
Kar'Yann keuchte. Er ritt die Reihe der verbliebenen Handvoll Männer ab und fragte nach Verletzungen. Es waren nicht viele... Khyl'Lian, Mindorl. Sechs Aelkri, fünf Soldaten - und er selbst.