Nach den zwei Tagen Ruhe bekam Tha'Risha den Befehl sich zum Knochenbrecherfeld zu begeben. In voller Ausrüstung mit einer Lanze bewaffnet erreichte sie am frühen Morgen den Ort. Sie schien alleine dort zu sein. Tha'Risha ritt langsam umher und hielt Ausschau nach Rel'Nag oder den anderen.
Tha'Risha ritt vorsichtig zum Rand der Grube. Langsam stieg sie ab und spähte hinein. Ihre Sinne waren auf die gesamt Umgebung fixiert. Sie war vorsichtig, sehr vorsichtig.
Auf der anderen Seite war eine sehr wohl bekannte Gestalt angekettet, die Arme weit auseinandergezogen, die Beine gespreizt, aufrecht stehend. Blut ließ die schwarze Lederrüstung schimmern und bildete Flecke zu seinen Füßen... Khyl'Lian.
Tha'Risha sah rot! Es war eine Bewegung, als sie sich aus dem Sattel gleiten ließ und die Tasche nahm, in der unter anderem auch Verbandsmaterial war. Die Lanze nutzte sie als Stütze beim Abstieg in die Grube, der alles andere als einfach war. Immer wieder sah sie sich um, doch sie wusste, sie musste zu Khyl'Lian.
Als sie nach unten kam, rannte eine Gestalt weg, die ein in ein schwarzes Tuch gewickeltes Bündel im Arm trug... hämisches Lachen erklang. Das Bündel hatte die Form eines Kindes...
Tha'Risha ahnte schlimmes und starrte der Gestalt hinterher. Sollte sie sich entscheiden? "Khyl'Lian!" rief sie. Jetzt wusste wohl jeder, dass sie hier war. Ihr erster Impuls war, der Gestalt zu folgen.
Ein leises 'pisch' etklang, als ein weiterer Tropfen zu Boden fiel. Khyl'Lian antwortete nicht. Eine vermummte Gestalt trat neben ihn, eine blutige Lanze in der Hand. Sie wies auf seine Rippen und berührte die Rüstung. "Keinen Schritt näher, oder das da..." Er deutete auf das Kind, "... wird so aussehen wie er..."
Tha'Risha blieb stehen. Ihr Blick verfinsterte sich und ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Sie spürte, wie etwas in ihr aufstieg. Am liebsten würde sie sofort angreifen, und somit alles verlieren. "Was willst du?" brachte sie mühsam knurrend hervor.
"Hör auf!" knurrte sie die Gestalt an. Tha'Rishas Finger schlossen sich fest um den Schaft der Lanze. Sie trug noch das Schwert auf dem Rücken. Sie musste sich mühsam beherrschen.
Das war zu viel. Eindeutig zu viel. Es galt sich zu entscheiden. Tha'Risha würde niemals ihre Tochter oder ihren Gefährten opfern. Würde sie angreifen, wären Yanni und Khyl'Lian verloren. Sie könnte sich ergeben...
"Warte!" sagte sie schon viel sanfter. "Bitte. Ich lege meine Waffen nieder und dafür lässt du sie gehen."
Wieder lachte er. Ein Wink rief noch eine Gestalt auf den Plan, ebenso verhüllt, wie die ersten Beiden. Der wiederum brachte eine zarte, zerbrechliche, reglose Gestalt und ließ sie zu Boden fallen, wo sie mit zerzausten Federn liegen blieb.
Man konnte zusehen, wie sich ihr Blick veränderte. Kälte, Hass und grimmige Entschlossenheit glommen in ihr auf. Das rationale Denken hörte auf und ließ nur noch Platz für Instinkte und wütendes Reagieren. Was sollt sie tun? Jede Entscheidung wäre fatal, jede Entscheidung würde den Tod bedeuten. Aber so konnte sie zumindest für die, die sie liebte kämpfen. Tha'Risha hatte eine Entscheidung getroffen. Sie holte aus und schleuderte die Lanze auf den, der Khyl'LIan maltretierte. Dann rannte sie los und zog ihre Klinge vom Rücken. Sie hatte nur eins im Sinn und stürmte auf die vermummten Gestalten zu, willens zu töten.