Aun`Nar kam an den Ort, dem man ihm für die nächste Prüfung nannte. Es wurde ihm nichts gesagt, was die letzten drei Tage passierte, noch was seine Aufgabe sein würde.
So kam er, offen aber wachsam zu dem Platz der wohl seine härtesten Prüfung.
Rel'nag hatte alle bereits geprüften zum Schweigen verdonnert. Keine Prüfung war wie die andere - doch alle, die aus den Prüfungen kamen, landeten zuerst im Haus der Heilung und waren hinterher noch ziemlich lange sehr nachdenklich.
Aun'Nar war ebenfalls zum Knochenbrecherfeld bestellt worden. Er hatte - wie die anderen auch - keinen Befehl erhalten und war auf sich allein gestellt.
Eine Spur und ein paar tropfen Blut führten in Richtung der Senke...
Aun´Nar sah das Blut und wurde sofort wachsam. Seine Hand wanderte sofort an seinen Rücken zu den Wurfnadeln. Sein Schwert ließ er erst einmal in der Scheide. Er ging in die Hocke und suchte die Umgebung nach verdächtigen Spuren ab. Als er nichts verdächtiges in seinere Umgebung sah, machte er sich daran der Spur vorsichtig zu folgen.
Vor ihm tat sich die Senke auf, in der vor einiger zeit Rel'Nag und sein Trupp verschüttet worden war, und Triss sich ihrer angenommen hatte. Vom oberen Rand aus war nicht alles einzusehen. Die Spur führte weiter hinunter und die Tropfen wurden größer.
Aun´Nar war angespannt. Diese Grube hatte schon Leben gekostet. Seine Aufmerksamkeit galt dem Untergrund genauso wie seiner Umgebung.
Er nahm in jede Hand je zwei Wurfnadeln. Er wollte beweglich sein. Vorsichtig folgte er der Tropf-Spur. Nicht ein Laut kam über seine Lipppen. Er wollte sich nicht verraten. Er versuchte außergewöhnliche Geräusche aus der Umgebung herauszufinden.
Sofort als Aun´Nar bemerkte das der Boden unter ihm wegrutschte, versuchte er nach hinten zu springen. Aber genau das war sein Fehler. Durch die Verlagerung seines Gewichtes verlor er vollständig den Halt. Er fluchte als der Boden ihn mitriss. Um nicht vollständig zugeschüttet zu werden, fing er an mit einer Art Schwimmbewegung. Er hoffte, das er nicht allzu tief verschüttet sein würde.
Aun´Nar wurde mehrfach umgeworfen. Seine Kleidung wurde an vielen Stellen aufgerissen. Seine Haut hatte mehrere zum Teil tiefe Wunden erlitten. Sein Kopf dröhnte leicht, von mehrenen Aufschlägen. Mit Glück hatte er sich nichts gebrochen. Er wartete, bis er nicht mehr rutschte und kein weiteres Material mehr von oben nachrutschte. Erst dann versuchte er unter Schmerzen Überblick über seine Lage zu gelangen.
Mit verschwommenem Blick sah er seine Angreifer. Er versuchte in Kampfstellung zu gehen, aber die Verletzungen zwangen ihn, sich anders als gewohnt zu bewegen. Er versuchte es mit eher ziellosen Schlägen, um die Schemen, die seine Angreifer waren, von sich fern zu halten. Doch er verlor. Ihm blieb nichts anderes übrig, als die ankommenden Schläge soweit es ging abzubremsen, oder umzulenken. Aber er verlor. Nicht nur diesen Kampf, sondern auch sein Bewusstsein.
Auf ein winziges Handzeichen zogen sie sich zurück und verschwanden ebenso unsichtbar, wie sie gekommen waren. Sie ließen den verletzten Aun'Nar liegen. Solange er bewußtlos war, verschaffte sich ein heiler schnell einen Überblick, nickte Rel'Nag zu und verschwand ebenfalls wieder. Ein weiterer Wink rief zwei Männer auf den Plan, die aus Menkelbach stammten. Menschen, Bauern. Eher grobschlächtig, einer davon Viehdoktor.
Mit Schmerzen und schummrigen Blick wachte Aun´Nar auf. Sein Kopf dröhnte, seine Rippen, schmerzten und waren gebrochen. Seine linke Hand war verdreht. Die Schmerzen raubten ihm fast wieder die Sinne, aber er hielt sich eisern bei Bewusstsein. Plötzlich hörte er Stimmen. Menschen! Er nahm alle Kraft zusammen. "Rivvil!" rief er mit aller ihm verfügbaren Kraft.