RE: Sirgals Pferdekoppel - 19

Der Windfarbene bleckte die Zähne und legte drogend die Ohren an.
Mit einem Satz war er zwischen Donnerhall, Aly'Triss und Sirgal.
"BARAN CÓL! Schluss!"
Sie hielt sich den Kopf, aber das Pferd wich zurück.
Sirgal griff mit Links nach dem Kandarenzügel und hielt ihn fest.
"Wo kommst Du denn schon wieder her?" fragte sie mit einer sonderbaren Gefühlsmischung, aber so leise, dass wirklich nur er sie hören würde.
"Sie ist nicht mit ihm zurechtgekommen und abgesprungen..." grollte Sirgal, stöhnte dann aber leise.
'Verdammte Kopfschmerzen', dachte sie und versuchte das Hämmern zu unterdrücken, das ihr eine gepflegte Nackensteife machte.

Der Knochen Ardanwens schien nicht verletzt, aber die Schulter war heiß und hart, die Vorderfußwurzel komplett ohne Fell und mit einem deutlichen, blutigen loch versehen.

"Sie kam zu mir, weil sie ein Pferd sucht..." Sirgal senkte die Stimme.
"Ich bin mir nicht sicher. Elfen sind selten in Sel Tac'Zil."
Mehr sagte sie nicht.
Der Windfarbene drohte zwar immer wieder, blieb aber hinter Sirgal und verhielt sich ansonsten ruhig.
"Was ist mit Deinem Knie?"
Die Finger der rechten Hand waren inzwischen fast steif.

Es war nur ein unerfreulich aufgeschürfter Ellenbogen, eine bis dato blaue hand und die Beule - sonst nichts.
"Nau - mach kein Theater. Was ist mit der Stute? Und war ER das etwa mit Deinem Knie?"
Sie deutete auf den Windfarbenen.

"Aiwe, komm her und halt den Braunen. Ich will mir das selbst ansehen."
Sirgal kam auf die Füße und erwiderte den Blick von Aly'Triss nur kurz.

Als der Windfarbene noch einmal in Richtung Aly'Triss drohte, fing er sich eine massive Schelle von Sirgals flacher Hand aufs Maul.
"Lass das! Der ist tabu!"
Der Kopf des Pferdes flog hoch, sie hielt an dem Kandarenzügel gegen und es gab einen kurzen Ruck, dann stand er völlig still.
Sirgals Augen waren dunkel und sehr weit geworden... sie hatte mit rechts zugeschlagen.

Sirgal drückte ihr den geflochtenen Zügel in die hand.
"Sei nicht so zimperlich, Du weißt, dass er Dir nichts tut", grollte sie.

Sie ging zu Ardanwen, die mit hängendem Kopf stand und Sirgal regelrecht zerknirscht entgegensah.
"Ist gut, Mädchen", sagte Sirgal leise und hielt ihr die Hände hin, in die die Stute ihre Nase versenkte und sanft hineinpustete.
Dann strich Sirgal ihr über die Schulter, hob das Vorderbein an und prüfte dessen Beweglichkeit.
Was folgte, war eine kurze Qual für Pferd und Reiterin, aber das Ergebnis war eine auf vier Füßen stehende Stute und eine vor Übelkeit und schmerzen in der Hand fast erbrechende Sirgal.
Sie hatte die Schulter aufgedehnt und die Spannung aus der verkrampften Muskulatur gezogen. Das loch in Fell und haut war nicht weiter schlimm.

Die Botin hielt sich am Sattel fest und stand nach vorn gebeugt mit geschlossenen Augen den Brechreiz unterdrückend neben der Schwarzen. Aly'Triss und der Nyss den Rücken zugewandt.

Nein, nichts war in Ordnung. Sie atmete schwer.
Er sollte es nicht sehen. Nicht mitbekommen.
'Richte dich auf! Los! Verdammt - Du hast es Dir geschworen!'
Sie kam langsam hoch.
"Es geht schon."

Sirgal nahm den Zügel Ardanwens Auf und ging langsam los - so weit waren sie nicht von der Koppel entfernt. Es konnte nicht mehr als ein kilometer sein, denn die Koppel lag gleich hinter der Kuppe.
Sie ging voraus, die zwar lahme, aber laufende Stute neben sich.
Aiwe würde den Windfarbenen mitbringen - und wehe wenn nicht.