RE: Zeitreisen I - STZ, Ende Mai 710-1 - 10

Wesentlich mehr war es auch nicht. Von drinnen kam ein spitzer aber leiser Aufschrei, dann polterte es heftig und jemand schien irgend etwas zu tun.
Es kam doch niemals jemand her...

Es war sehr dunkel in dem Verschlag, der nur aus einem großen Raum bestand. Er war über und über voller Schriften und Pergamente, Bilder und Bücher, Wachskerzen und Laternen. Tintenfässer, Farbkästen, Blattgold und Silber lagen herum und verwehten, als die Tür geöffnet wurde. Ein aufgeschlagenes dickes Buch mit einer wechselnden handschrift lag aufgeschlagen auf einem Brett und ganz offensichtlich wurde daran geschrieben, denn eine Kerze stand daneben und ein Federkiel lag dabei.
Es gab ein völlig zugestelltes Fenster, das fast völlig von einer Rankenden Pflanze verschlossen war.
Eine Gestalt, unförmig und in ein Sackartiges Gewand aus einem undefinierbaren graubraunen Stoff gehüllt, drückte sich in eine Ecke.

Sie wimmerte, stieß ein Fässchen goldener Flüssigkeit um, dass sich über ein Bild der alten Burg auf der Kuppe ergoß - so wie sie einst ausgesehen haben musste - als sie sich weiter in die Ecke verdrückte.
Der mann vor ihr war riesig... was wollte der Fremde?
Sie hatte angst.

So schwieg sie denn - er war ja stehen geblieben. Außerdem redete er vernünftig mit ihr - nicht wie die anderen...
Ganz langsam beruhigte sie sich und schlug schließlich die Kapuze zurück.
Hellgoldene Locken fluteten ihr über den Rücken und fast bis zur Taille. Sie hatte sie mit einer kleinen Spange auf dem Oberkopf gebändigt, so dass sie ihr beim Schreiben nicht ins Gesicht fielen.
Augen von fast dunklem Violett sahen den Fremden an und musterten ihn jetzt aufmerksam. Ihre Haut war weiß wie Schnee und makellos.
"Was wollt ihr hier?" fragte sie schließlich mit glockenheller Stimme.

"Reden? Worüber? Warum seid ihr hier?"
Sie kam auf die Beine und humpelte näher. Der Rücken war seitlich schief und ein Bein scheinbar viel zu kurz, so dass sie einen sonderbar wiegenden Gang hatte.

"Was ist das? Warum summt es?"

Das Mädchen ist eigentlich eine junge Frau und sollte das zwanzigste Lebensjahr durchaus erreicht haben.
Sie runzelte ein wenig die Stirn, dann sah sie den Fremden an.
"Sprecht wahr, Alexis, denn sonst könntet ihr gleich wieder gehen."