Blake nickte andeutungsweise und schwieg wieder. Irgendwo in seinem Hinterkopf machte sich die Idee breit, dass es wohl doch keine so gute Idee war, seiner Verlegung in dieses Haus zuzustimmen, doch diesen Gedanken brachte er schnell wieder zum Schweigen.
Abermals wusste er nicht, was er sagen sollte. Eigentlich wollte er gern aufstehen und Sirgal in den Arm nehmen, doch A) fehlte ihm momentan schlichtweg die Kraft dazu und B) glaubte er, dass sie dies im Moment wohl kaum zulassen würde, wo sie doch gerade sehr unsicher zu sein schien. Er hasste solche Situationen; Situationen, in denen er vollkommen hilflos war und in denen ein einziges falsches Wort- oder auch schlichtes Schweigen genügen konnte-, um alles zu zerstören, was im Grunde noch garnicht richtig da war...
Sirgal hob langsam den Blick und sah Blake mit dunklen Augen offen an. Sie sprach dann das aus, was ihr Herz sagte: "Du bist das, was ich mir oft wünschte, dass er es wäre... Sanft, nah... mehr als das... und Du siehtst nicht nur eine ... Freundin... in mir. Du..." Sie traute sich nicht, zu sagen, dass sie ihn nur zu gern hier hatte.
Schweigend hörte er ihr zu und begegnete dabei ihrem Blick, ohne ihm auszuweichen, als er schliesslich antwortete. Das Feuer zauberte seltsam anmutende Lichtreflexe in die eigentlich hellen Augen, in denen aufgrund der geweiteten Pupillen abermals lediglich ein strahlend Grüner Rand zu erkennen war.
"Ich vertraue Dir...", sagte er leise und wurde beim Weitersprechen wieder eine Spur sanfter, "Und es ist mir eine grosse Ehre, dass Du mir dieses Vertrauen entgegen bringst, mich hier aufnimmst und mir all das erzählst..."
Sirgal schloss fast gequält die Augen. Allister hätte diese Worte nicht klarer so aussprechen können. Wie ähnlich waren sich diese Männer nur? Hatte sie wieder einen gefunden, der sie niemals wirklich berühren würde? War sie dazu verdammt, an jene zu geraten, die sie niemals wirklich ganz lieben konnten?
"Ruh Dich aus", sagte sie dann aber ganz sanft. "Ich habe Dir viel zu viel zugemutet."
Etwas in seinem Blick brach, ehe er langsam die Augen schloss. Sie hatte ihn ihrem Verhalten nach also falsch verstanden. Erst wollte er ihrer Aufforderung nachkommen, doch er entschied sich dagegen...Blake nahm alle verbliebene Kraft zusammen und richtete sich auf...
Er stemmte sich gegen die Berührung und breitete langsam die Arme aus, als er aufrecht sass. Mit ruhigem Blick schaue der Grünäugige sie an. "Darf ich?...", fragte Blake leise.
Mit einiger Anstrengung kam Blake in einer halbwegs geschmeidigen Bewegung aufrecht auf die Knie vor Sirgal und zog sie in eine sanfte Umarmung, wobei er sich ihren Kopf an die Brust holte. Er schloss die Augen und erlaubte sich sein Gesicht ihn ihrem Haar zu vergraben. Warmer Atem, gleichmässiger und kräftiger Herzschlag...
Blake hielt sie sanft bei sich, doch auch jetzt würde sie sich jederzeit von ihm lösen können, wenn sie es denn wollte. Was geschah hier bloss? Der Grünäugige hatte keine klare Antwort darauf, aber das war ihm jetzt in diesem Moment ohnehin völlig egal. Er genoss es, dass sie sich ihm nicht sofort wieder entzog und brannte den Moment tief in sein Gedächtnis, da er nicht zu sagen vermochte, ob dies je wieder geschehen würde...Es würde von ihr abhängen...Er würde warten...
Blake gab ihr grade die Nähe, nach der sie sich so sehr sehnte. Doch war sie Allister untreu? Wollte Allister sie überhaupt? Außer als... Freundin? Wenn sie sich Blake zuwandte - würde sie Allister verletzen, auch wenn der es niemals zugeben würde? Die Unsicherheit zerfraß Sirgal das Gemüt. So oft hatte sie sich ihm sanft genähert... und nie...
Die Legendenweberin verdrängte den Gedanken. Ob Blake wusste, dass sie nicht Lügen konnte? Nicht seit dem sie wieder als das gerufen wurde, was sie schon immer war? Woher sollte er...
Sanft schlossen sich ihre Arme um ihn und unbewußt überwachte sie seinen Körper, verband sich und ließ ihn auf ihre Kraft zugreifen, ohne dass sie es bemerkte.
Er spürte schnell, was sie tat, doch er wagte es nicht nach ihrer Kraft zu greifen, da er nicht wusste, ob er sich hätte stoppen können, wenn er sie einmal aktiv angezapft hätte- auf keinen Fall wollte er ihr Schaden zufügen, denn das war etwas, was er sich nie würde verzeihen können...
Blake wusste praktisch garnichts von der Frau in seinen Armen und doch fühlte er eine gewisse Verbindung zu ihr, welche er zum jetzigen Zeitpunkt nicht genau würde definieren können, ausser dass sie relativ stark zu sein schien...
Es war beinahe so, als könnte er ihre Gedanken lesen, ihre innere Unruhe spüren, auch wenn er im Moment keinen derartigen Kontakt zu ihr hielt. "Nimm' Dir die Zeit, die Du brauchst...", flüstert er kaum hörbar...