Die Frau die den Operationssaal betrat und im gehen ihre Tunika auszog und zur Seite warf, hatte Tintenflecke an der rechten hand und trug eine alles andere als saubere Reithose... "Ist er Immorier oder von dieser Welt?" war die harte Frage, doch Sirgal zeigte schon ein Blick, dass es egal war. Er stand auf der Schwelle.
Sie holte tief Luft. "Besorgt mir einen Stuhl - irgendwas. Das wird länger dauern." Da legte sie ihm schon die Hände auf Nacken und Rücken, und mit den alten Worten der Macht, unter denen Zim ein eiskalter Schauer über den Rücken lief, versiegte erstes Bluten. "Beth i dîn - firith i nwalme..."
Als Sirgal den OP betrat, könnte sie den hochgewachsenen erschreckend bleichen Mann mit dem dunklen Haar vielleicht erkennen- immerhin hatte er bis vor ein paar Monaten unter dem Schwarzen Schwan noch regelmässig frische 'Strafgefangene' nach Neu Igraine geschafft...
Bei einem genaueren Blick in sein Inneres würde sie mit geübtem Auge schnell erkennen, was man mit ihm angestellt hatte und auch die Folgen dessen sehen...Die Gefässe, welche die Nieren versorgten, waren auf der rechten Seite am stärksten betroffen- das war auch der dumpfe Schmerz, den er verspürt hatte; das austretende Blut hatte sich mit der Zeit gesammelt und auf die Organe gedrückt...Mit jedem Herzschlag war mehr herausgesuppt- einziger Vorteil im Moment war, dass Blake's Herzfrequenz derart abgesunken war, dass da nicht mehr allzuviel passieren konnte...
Sirgal erkannte ihn nicht auf anhieb. Sie sah nur den Patienten - und wieder einmal schlich sich dieser schmerzliche, traurige Gesichtsausdruck in ihre Züge, den viele Schlachte und zu viel Schlachtfelder dort hinterlassen hatten.
Sie hatte keine Zeit für Rücksichtnahme - zumal ihr keiner geantwortet hatte. Erst wollte der Heiler protestieren, doch mit einer geste von Zim, der nah der Tür stehengeblieben war, schwieg der Mann und gab den Tisch frei.
Erst sprach Sirgal nur leise und monoton, doch es war, als würde die Erinnerung an das Gespräch mit Lorrinde ihre Stimme verändern. 'Allein die Sprache des alten Volkes ist schon Gesang...' Die Frau, die mit geschlossenen Augen am Tisch stand, ließ sich mit aller Gewalt in den Mann 'fallen' - und musste schnell handeln, damit mit dem Blut nicht auch sein Leben den Körper verließ. Leiser Gesang, kaum hörbar, füllte den Raum und machte die Herzen sanfter. Unter den Händen entstand ein sanftes, bläuliches Leuchten, als sie wieder und wieder die Worte sprach, die einen Körperheilungszauber bedeuteten.
Sie würde mit der Zeit merken, dass der Körper vor ihr positiv auf ihren Zauber reagierte...Die Blutungen wurden merklich weniger, doch er war sehr schwach- vorbei war es noch lange nicht...
Sirgal sank immer tiefer - bis auf die Zellebene hinab und begann, Gewebe zu aktivieren, sich zusammenzufinden, strich rauhe Stellen glatt und beruhigte die wilde See des Schmerzes, die den Körper peinigen musste.
Unter den Augen der Anwesenden begann sich Gewebe zu regenerieren.
Der Heiler reagierte geistesgegenwärtig und legte Klemmen, Haken und Material weg.
Sirgal stoppte zunächst Das Bluten und regte dann sanft mit einem Streicheln das müde Herz an, ihrer Bitte Folge zu leisten.
Es würde eine ziemliche 'Fummelarbeit' werden- Gefässwände sind sehr fein...Das Herz schlug schwach in dem gebeutelten Körper...Schwach, jedoch hartnäckig- beinahe so, als würde es sich weigern einfach stehen zu bleiben, als dann Sirgal's Hilfestellung dazu kam, wurde es langsam wieder regelmässiger...
Im Außen stand die Frau am Tisch, die in der letzten Zeit so wenig gesprochen hatte - all die Ereignisse der vergangenen Wochen hingen ihr noch sehr nach. Dies war vertrautes Terrain. Auch wenn der Mann eine fremde Struktur hatte, war er doch ein Mensch, und ebenso vertraut wie Allister. Als ihr das klar wurde, bekam die Stimme eine andere Klangfärbung, wurde sanfter, weicher. Nach wie vor sang sie eine endlose wiederholung uralter Worte, die die Luft manchmal greifbar knistern ließen.
Lange Minuten vergingen, bis sich auch einfaches Fleisch anzunähern schien. Kaum sichtbar wob sich ein feines Netz und zog das, was der heiler aufgeschnitten hatte, ebenso mit sich zusammen...
Mit dem Fortschreiten des Zaubers, wurden Puls und Atmung wieder deutlich regelmässiger und unwesentlich kräftiger...Blake war nach wie vor durch den massiven Blutverlust ziemlich geschwächt, doch er war sehr zäh...
Als Zim sah, was passierte, verließ er leise den Saal und lehnte sich draußen neben der Tür einen Augenblick an die Wand. Sein Blick ging für Momente ins Leere, als er seine Gedanken sortierte.
Sirgal kämpfte um das Leben und die Kraft des Mannes auf dem Tisch. Sie würde ihn halten können, würde die Wunden heilen. Doch er würde Zeit brauchen, um sich davon zu erholen. Die Frau, die den Zauber wob, zog sich etwas zurück, als das Gewebe sich schloss. Doch sie verweilte so weit in ihm, um einige Bereiche anzuregen, neues Blut zu bilden, und Aufgaben wieder selbst zu übernehmen... Sie brauchte nun schon mehr als eine Stunde.
Der Grünäugige gab nicht auf und das half eine ganze Menge...
Währenddessen wurden Pip und Charly fast wahnsinnig. Weder liess man sie in den Operationsbereich- was ja noch nachvollziehbar war-, noch gab man ihnen aktuelle Informationen- was die beiden nur noch mehr beunruhigte. "Ich geh' nochmal los- irgendwer MUSS doch was rausrücken!", kam es mit einer Mischung aus Nervosität und Sorge von Pip, während er im Zimmer auf- und abtiegerte. Charly sass auf einem Stuhl neben Fox Bett und versuchte zu begreifen, was hier gerade passierte. Blake sollte im Sterben liegen? Das konnte unmöglich stimmen...
Pip kam mit strammem Schritt aus dem Zimmer und sah Zim an der Wand neben dem Saal lehnen. Der Longgunnerkam direkt auf ihn zu und salutierte ordnugnsgemäss vor dem Höherrangigen. "Sir. Gibt es etwas Neues von Ltd. Masterson?", fragte er mit fester Stimme und gefasster Miene...
Zim blinzelte und der Moment, den es eigentlich gar nicht gab, war vorbei.
"Es geht ihm besser. Ich meine, er wird es schaffen." sagte er dann kühl und beherrscht wie immer.
Sirgal wurde unterdessen leiser. Ein gutes Ohr würde sie dennoch gehört haben. Eineinhalb Stunden nach den sie Blake berührt hatte, erlosch das Schimmern und sie schwankte. Nach dem Tisch greifend, suchte sie kurz halt. "Bringt ihn in ein Bett, wo er grade und flach auf dem Rücken liegen kann." wies sie dann ruhig an.
Pip's Miene hellte sich sichtlich auf, als er das hörte. "Danke Sir!", entgegnet er ehrlich, "Das sind sehr gute Nachrichten!" Abermals salutierte er und machte dann auf dem Absatz kehrt, um rasch wieder zu Fox und Charly zu gelangen- die letzten Schritte rannte er schon beinahe, etwas, was man wohl auch im Zimmer hören würde; dann öffnete er die Tür...
Blake lag noch immer reglos da, doch im Gegensatz zu vorher, sah er nun schon wesentlich besser aus und hatte sogar wieder ein klein wenig Farbe im Gesicht...
"Lieutenant Jenkins und Carter, so viel ich weiß."
"Wissen sie bescheid?"
"Carter ist selbst in Behandlung und Jenkins ist hier."
"Gut - bringt ihn dort hin, wo er Vertraute um sich hat." Sie blieb dabei, als man ihn umbettete und dann mit einer Trage genau dorthin brachte, wo sich der Aufruhr grad befand.
Pip schloss die Tür wieder hinter sich, nicht ahnend, dass man gerade dabei war, Blake darauf vorzubereiten, in eben dieses Zimmer zu verlegen. Er wendet sich zu seiner Liebsten und seinem Freund um und lächelt. "Es geht ihm besser.", kam es erleichtert von Pip und blickte in die Gesichter der beiden, "Ich habe eben mit Zim gesprochen, er meinte, Blake wird es wohl schaffen."