Xun'afein entglitten bei der Aussage des gardisten sämtliche Gesichtszüge udn seine linke Hand fing an zu zittern. Idhren merkte das, kletterte aus der Tasche sein gewand hoch und kneifte ihn ins Ohr. Daraufhin sammelte er sich und versuchte stolz und selbstbewusst zu wirken.
"Bitte erfragt bei der malla Ilharess, ob die Möglichkeit zu einer Audienz bestehen würde."
Xun'afein sammelte merklich all seinen Mut, ging in das Zimmer der Ilharess, verneigte sich höflich und hielt dabei seinen Blick stets gesenkt auf den Boden gerichtet. Kein Wort kam über seine Lippen, denn über die Jahrzehnte hinweg wurde ihm regelrecht eingeprügelt, dass er gegenüber den adligen Weibchen nicht ungefragt sprechen durfte - und genau diese Erziehung lässt sich in Xun'afein wiedererkennen: ein getretener kleiner Hund, der nach außen Stolz udn Stark tun muss, um zu überleben.
"Du hattest eine Frage an mich?" Ry'Kah stand noch am Fenster und drehte sich jetzt halb zu Xun'afein um. Damit wurde sehr deutlich, wie weit die Schwangerschaft schon fortgeschritten war.
Xun'afein ging direkt auf die Knie, als er angesprochen wurde und hielt seinen Blick gesenkt.
"Malla Jabress Ry'kah, Ilharess del Que'llar Arab'Ghym, Yathallar de Sel Tac'Zil, trotz meiner Unfähigkeit, die eben durch den malla Faern offenbart wurde, bin ich noch am Leben. Bitte verzeiht mein Inkompetenz, aber ich bin nicht so weiße und intelligent wie ein weibchen und verstehe die momentane Situation nicht. Bitte erlaubt mir euch zu fragen, was nun mit mir geschehen wird?"
Ry'Kah seufzte. Diesen Tonfall hatte sie schon so lange nicht mehr gehört... und er war etwas, dass in Sel Tac'Zil auch niemand sprach, denn es gab niemanden, der es lehren konnte... Doch! Gab es! Ihre Augen blitzten auf.
"Xun'afein, mein Bester... ich habe zwei Dinge für Dich zu tun. Zum Einen wirst Du ab sofort die allergrößten Mühen in deine weitere magische Ausbildung stecken, denn das Potential, dass in Dir schlummert, will ich haben. Kommst Du an einem Punkt nicht weiter, wirst Du Meister Kahlek fragen. Zu einem späteren Zeitpunkt wird sich Szor Deiner annehmen. Und ich habe noch eine Aufgabe für Dich! Lehre die Drow in Sel Tac'Zil Demut. Lehre sie den richtigen Umgangston, der hier an der Obverfläche so in Vergessenheit geraten ist! Lehre sie, sich einer Königín gegenüber korrekt zu verhalten!"
Ihr Blick ruhte auf ihm, neugierig, sanft, interessiert - wie der einer Mutter, die ihren Sohn betrachtet.
"Xun'afein machte große Augen vor Verblüffung. Nur ein scharfer Blick hätte das erkennen können.
"Ha-abt dank für euer mehr als großzügiges Angebot, ich werde mein Bestes geben, um mich weiter zu entwickeln und euch mit meiner Zauberkunst zu unterstützen. ich werde euren befehlen folge leisten. ... A-aber malla Ilharess, ich möchte alles andere als ungehorsam euch gegenüber sein und euch zu widersprechen schmerzt mir jetzt schon in der Seele. Ich bin weder Mitglied eurers Hauses noch mit einem so umfangreichen Intellekt und einer solchen Macht bestückt, wie ihr oder euer Adel. Wie könnte ich es mir anmaßen, eure Diener zu erziehen. Bitte straft mich für mein Fehlverhalten! Ich bin nicht würdig mit meiner Unzulänglichkeit euch zu dienen, Mutter Oberin des ehrenwerten hauses Arab'Ghym."
Er senkte seinen Kopf zu Boden und erwartete die ersten Schläge der Peitsche.
Ry'Kah machte etwas anderes. Aus einer laune heraus ließ sie sich direkt vor ihm auf dem Boden auf die Knie nieder, beugte sich vor, stützte sich mit einer hand auf dem Boden ab und hob mit dem Zeigefinger der anderen hand sein Kinn an. "Weißt Du - das hier ist mir einfach zu unbequem..."
Xun'afein guckte Ry'kah total erschrocken und ziemlich verwirrt an. So eine Reaktion hatte er jetzt nicht erwartet - eher 88 Peitschenhiebe.
"A-aber malla Jabress, bitte verzeiht meine Inkompetenz dass ich das Ganze hier nicht verstehe und meine Dummheit, dass ich eure Schritte nicht vorhergesehen und euch solchen Unbehagen verursacht habe. N-nur..."
Ry'Kah stützte die Ellenbogen auf den Boden, faltete die Hände und stützte das Kinn darauf. Sie musterte Xun'afein. "Gut - dann eben anders. Erheb dich, Xun'afein. Hilf mir auf und geleite mich zu meinem Sessel. Dann wirst Du bei mir platz nehmen und mir berichten, wie Du den Auftrag umzusetzen gedenkst." Sie richtete sich auf und hob eine hand...
Xun'afein eilte hastig auf und versuchte Ry'kah so gut wie möglich zu helfen - den Blick jedoch stets zu Boden berichtet. Er half ihr sich in den Sessel zu setzen und nahm wie gewünscht neben ihrem Sessel Platz und kniete sich hin.
"Malla Ilharess, da ihr wünscht, dass ich den Nesst 'Sitte und Anstand' näher bringen soll, werde ich dies natürlich wunschgemäß erledigen. Wie - das ist mir in meinem begrenzten Fassungsvermögen noch nicht klar, malla Jabress, aber ich werde mein Bestes geben, um euch, wenn auch sicherlich nur ansatzweise, zu befriedigen."
Xun'afein machte große Augen. Er stand auf und ging vorsichtig zum Sessel, wo er sich niederließ, auf eine Falle achtend.
"Vö-vö-völlig freie Hand, malla Ilahress? Das liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft, malla Jabress. ich denke, ich würde jedes vergehen sühnen, mit Strafe und Lehre. Und ich würde dem Adel empfehlen..."
Seien Stimme bebte bei dem Satz.
"...als gutes beispiel voran zugehen. Wobei ich mir keinesfalls anmaßen möchte, dass der Adel fehler begeht. Bitte verzeiht meine minderwertige Wortwahl, malla Jabress."