Sirgal hatte beide Hände auf der obersten Zaunlatte liegen und hielt sie umklammert. Die beiden würden sich nicht einigen. Besorgt sah sie zu. Die Stute war ein sturer Esel, wenn sie wollte...
Und genauso benahm sie sich. Beim zweiten mal abdrängen hatte sie das durchschaut und sprang ganz gezielt mit ihren rund dreihundert Kilo gegen die Frau.
sie war sehr mit der Stute beschäftigt und damit sie vom Hals ezu halten, dann ließ sie sie in einer von ihr weg drängenden Bewegung los und machte zwei schritte zurück.
Sie stand direkt an seiner Flanke. Dunkle Augen maßen sie, schätzten sie ein. Weiße Zähne blitzten im nicht ganz geschlossenen Maul.
Die Rote Stute kam der Frau nach...
Dann ging etwas plötzlich sehr schnell.
Der Hals des Dunklen schoß vor und seine Zähne verbissen sich tief in der Schulter der Roten, wobei er die zierliche Frau mit seinem Körper deckte. Die Stute schrie regelrecht auf, und als sie sich losriß, ließ sie ihm Haut und Haare da.
Jetzt, wo er sich umgedreht hatte, sah man eine breite, glatte Narbe über seine Schulter laufen, auf der kein einziges Haar wuchs. Die Haut war tiefschwarz und seidig weich, gut gepflegt und elastisch. Seine breite Brust hatte kräftige Muskeln und die Gelenke waren stark. Ein Ohr war tief gekerbt und die gesamte linke Körperseite wies diverse Narben auf, die aber keineswegs von Bissen stammten. Immernoch grollend zog er sich wieder in Richtung des Zaunes zurück.
Der Rest der Pferde hatte sich zu einem Knäuel zusammengatan und stand in sicherer Entfernung.
Sie blickte von der Rasselbande zu dem Windfarbenen, das war nun interessant. Ein wenig schwerer im Gang ging sie im Bogen ein gutes Stück vor ihn und hockte sich gegen einen Zaunpfahl. ihn nicht ansehend, aber dennoch im Augebehaltend blieb sie da hocken und seufzte einmal tief.
Die Ohren wandten sich wieder ab und er fiel wieder in diese angebliche unbeteiligte Haltung zurück. Das ganze Pferd bestand aus gebändigter Kraft, die jederzeit explodieren konnte. Keines der anderen Pferde wagte sich näher an sie heran. ER war zu nah.
Alle lauschten, kamen ein wenig näher... Er nicht. Mit hängendem Kopf, die lange Mähne bis an die Vorderfußwurzel reichend, stand er da, die Augen halb geschlossen. Gelegentlich drehte er ihr träge ein Ohr etwas zu... mehr nicht.
Er legte die Ohren an und das Maul bekam Spannung, fast als wolle er die Zähne blecken.
Sirgal wusste, so wurde das nichts. Sie hatte es tagelang versucht - das interessierte ihn einfach nicht, er empfang es als Belästigung. Dennoch beobachtete sie ruhig weiter. Vielleicht was das die Chance, dass er jemanden fand, den er mögen konnte... Die Botin würde Aiwe später seine Geschichte erzählen.