Wieder ein heftier Ruck an den Seilen, die nun wieder einschnitten. Sie nimmt nichts mehr um sich herum wahr. Dann kam ihr plötzlich ein Gedanke. Der Frostdrake. Neu Igraine in Trümmern. Sie hatte sich in Allister's 'Träume' einklinken und ihn so finden können, ohne ihn dafür berühren zu müssen. Amira atmet tief durch. Sie wusste nicht, ob es bei Sirgal ebenso funktionieren würde, als sie fieberhaft nach einem Text sucht, der Amira 'zu ihr' bringen könnte. Schliesslich lässt sie den Blick auf ihrer Freundin und lässt sich in Konzentration fallen. Für den Moment sitzt sie wieder still, als ihre Stimme im Wind klingt, man würde sie nicht nur im hier und jetzt wahrnehmen können...
"She dances in the shadows; like a shadow is her hair. Her eyes hold midnight captured, she is perilously fair. A woodlark sing the measures that her flying feet retrace, She dances in the shadows like a dream of darkling grace.
He sings in summer sunlight to the cloudless summer skies; His head is crowned with sunlight and the heavens match his eyes. The wild wood seems to listen to the singer's gladsome voice, He sings in summer sunlight and all who hear rejoice.
She dances in the shadows, for a doom upon her lies; If the sunlight shines upon her the Shadowdancer dies. And upon his line is this curse laid--that once the day is sped, In sleep like death he lies 'til once again the night has fled.
One evening in the twilight that is neither day nor night, The time part bred of shadow, and partly born of light, A trembling Shadowdancer heard the voice of love and doom, That sang a song of sunlight through the gathering evening gloom.
A spell it cast upon her, and she followed in its wake. To where Sunsinger sang it, all unheeding, by her lake. She saw the one that she must love until the day she died - And bitter tears for bitter love the Shadowdancer cried.
He saw her, and he loved her, and he knew his love was vain, For he was born of sunlight and must be the shadow's bane. So e'er the curse could claim him, then, he shed one bitter tear, To know his only love must also be his greatest fear.
So now they meet at twilight, though they only meet to part. Sad meetings, sadder partings, and the breaking of each heart. What blame then, if they pray for time or death to bring a cure? For the sake of bitter loving, nonetheless, they will endure.
Wut und Verzweiflung lassen Sirgal in ihrem Traum aufschreien, als mit dem Geist die Welt um sie herum ihre Form verliert und sie ein einen kalten grauen formlosen Nebel fällt, der kein Oben und kein Unten hat. Sie fällt und fällt, und ihr Schrei verhallt im Nichts.
Das Zittern verebbt und Sirgal liegt still. Nur Tränen laufen ihr über die Wangen.
Sie war sich nicht sicher, ob es funktioniert hatte, als sie erneut einen gequälten Schrei hört. Aber warum in drei Teufels Namen war es mit einem Mal so nebelig? Den Text weiterführend tastet Amira sich vor...
Im Hier und Jetzt sind ihre Fesseln zum Zerreissen gespannt und ihr tiefer- für Unwissende leer erscheinende- Blick ruht auf der im Schlaf weinenden Frau. Amira's Lippen bewegen sich und ein leises Lied schwebt in der Luft, umgibt sie, scheint jedoch nicht von ihr zu kommen...
Keine Konturen, keine Grenzen, keine Orientierung. Nur Traurigkeit und ein Gefühl endloser Leere und des Verlustes. Es gibt nicht einmal ein abbild von Sirgal hier.
Behutsam tastet sie sich voran und versucht etwas Anderes. Irgendwie musste sie Sirgal's Selbst erreichen, also versuchte sie ein Lied, welches sie zweifelsfrei kennen MUSSTE...
In der wirklichen Welt ändert sich ihre Haltung nicht. Starrer, abwesender Blick, gespannte Seile, versteinerte Haltung. Bis auf ihre Lippen bewegt sich nichts- sie blinzelt nichtmal, was der Wache wohl auch auffallen würde, wenn er genau hinsieht. Die einzige Veränderung ist, dass nun ein anderes Lied leise in der Luft klingt...
"Come by the hills to the land where fancy is free. And stand where the peaks meet the sky and the loughs meet the sea, Where the rivers run clear and the bracken is gold in the sun; And the cares of tomorrow can wait till this day is done.
Come by the hills to the land where life is a song. And stand where the birds fill the air with their joy all day long, Where the trees sway in time and even the wind sings in tune; And, the cares of tomorrow can wait till this day is done.
Come by the hills to the land where legend remains. The stories of old, fill the heart and may yet come again, Where the past has been lost and the future is still to be won; And, the cares of tomorrow can wait till this day is done. And, the cares of tomorrow can wait till this day is done."
Ganz langsam ändert sich die Umgebung. Es wird heller. Eine weite unberührte Schneefläche wird sichtbar, zur Linken Wald, zur rechten eine ansteigende weiße Fläche, die im Hintergrund von Bergen begrenzt wird. Der Himmel ist grau...
"Bingo!", denkt sie sich, sendet den Gedanken jedoch nicht aus.
Langsam, dabei den Text beendent, macht sie sich auf in Richtung des Waldes. Sie geht behutsam vor, wie sie es schonmal getan hatte. Amira ändert ihren Schritt und bewegt sich nun geschmeidiger, als sie einen neuen Text anstimmt- sie weiss nicht wieso, doch diese Dinge fielen ihr mit Gesang wesentlich leichter...
"Kak uzor na okne. Snova proshloe rjadom. Kto-to pel pesnju mne. V zimniy vecher kogda-to.
Slovno v proshlom ozhilo. Ch'ikh-to bereznhykh ruk teplo. Vals izyskannykh gostey. I beg lihikh konei.
Val's kruzhil I njos menja. Slovno v skazku svoju manja. Pervyj bal I pervyj val's. Svuchat vo mne sejchas.
Zerkala v jantare. Moj vostorg otrazhajut. Kto-to pel na zAre. Dom rodnoj pokidaja.
Budesh' ty v dekabre.
Vnov' so mnoj, dorogaja."
Auch in der wirklichen Welt ist die Kraft zu spüren, die Amira in diese Worte legte...
Der Schnee war völlig unberührt. Hier war niemand gewesen. Kein Schatten trübte die Fläche. Nicht mal eine Tierspur war zu sehen. Es war aber an genau diesem Ort gewesen, als Sirgal das Lied das erste mal sang.
Weiterhin vor sich hinsingend, das Lied wiederholend, bewegt sie sich zwischen den ersten Bäumen hindurch und lässt aufmerksam ihren Blick schweifen. Amira musste nah dran sein- zumindest sprach die Veränderung der Umgebung dafür...
Sie folgt dem Pfad und wird stuzig, als sie den Schatten erblickt. Zögernd bleibt sie stehen, singt jedoch weiter...
"The stars are very beautiful, above the palace walls, They shine with equal splendour, still above far humbler halls. I watch them from my window, but their bright entrancing glow, Reminds me of the freedom I gave up so long ago.
The royal circlet of bright gold rests lightly on my brow, I once thought only of the rights this circlet would endow. But once I took the crown to which I had been schooled and bred, I found it heavy on the heart, though light upon the head.
Although I am the head of state, in truth I am the least, The true Queen knows her people fed, before she sits to feast. The good Queen knows her people safe, before she takes her rest, Thinks twice and thrice and yet again, before she makes request.
For they are all my children, all, that I swore to defend, It is my duty to become both Queen and trusted friend— And of my children high and low, from beggar to above, The dearest are my Heralds, who return my care with love.
The dearest are my Heralds, swift to spring to my command. Who give me aid and fellowship, who always understand That land and people first have needs that I may not deny— So I must send my dearest friends to danger—and to die.
A friend, a love, a child—it matters not, I know indeed, That I must sacrifice them all if there should be the need. They know, and they forgive me—doing more than I require, With willing minds and loving hearts go straight to grasp the fire.
These tears that burn my eyes are all the tears the Queen can't shed, The tears I weep in silence as I mourn my Heralds dead. Oh gods that dwell beyond the stars, if you can hear my cry— Amd if you have compassion—let me send no more to die! "
Der Schlag trifft sie hart, doch ihre Haltung bzw. Verhalten ändert sich nicht, ausser dass durch die schnelle Bewegung ein Ruck durch die Seile geht und ihre Wange sich unter der Blutkruste ordentlich rötet. Der Wächter hingegen würde- trotz der kurzen Berührung- eine gewisse Taubheit in seiner Hand und Unterarm spüren. Amira's Tun erfordert eine Menge Energie und die zog sie instinktiv nicht nur aus ihrem Körper, wenn sich eine andere Möglichkeit auftat...
Ihre geistige Form in der Schneelandschaft taumelt einmal kurz, als Amira der Schlag in der wirklichen Welt trifft, bricht jedoch nicht den Gesang ab und lässt auch nicht den Schatten aus den Augen...