"So geschwächt, wie ihr derzeit seid, wohl in zehn Minuten. Wie gesagt, es wird Euch nicht umhauen, sondern nur einfacher einschlafen lassen und den aufgewühlten Geist etwas besänftigen. Damit kreisen die Gedanken nicht so. Normalerweise braucht es eine viertel Stunde bis zwanzig Minuten. Es belastet den Körper nicht so." Wieder sah sie ihn an. "Es gibt auch eine andere Möglichkeit, doch dazu müsstet ihr euch von mir anfassen lassen."
Auch Sirgal hob die Brauen bei der Frage und schmunzelte. "Jedenfalls nicht euch das Fell über die Ohren ziehen..." sie lachte leise. "Nein, im ernst. Mit ein paar simplen Ausstreichungen und warmen Händen kann man viel erreichen, um Spannung abzubauen."
Abermals zögerte Blake einen Moment lang. Sollte er sich in ihre Hände begeben, oder besser nicht? Obwohl, im Grunde hatte er das bereits- gut, er war in dem Moment dabei den OP zu 'überschwemmen' und nicht wirklich ansprechbar, aber na ja... "...Was soll ich tun?", fragte er schliesslich leise.
"Schießeisen unter dem Kopfkissen, hm?" Sie lachte wieder. "Ich hab für gewöhnlich Dolch oder Reitermesser dabei." Sirgal trat an Blakes rechte Seite und drehte ihn so, dass er die Wand im Rücken und die Tür im Auge hätte. Aus dem Stiefel holte sie ein gut ausgewogenes Wurfmesser und gab es ihm. "Mehr kann ich nciht anbieten. Behaltet es vorerst - ich komme es morgen abholen."
Nun war es an ihm leise zu lachen. "...Man wird unter gewissen Umständen mit der Zeit vorsichtiger...", meint er mit einem leichten Grinsen, nimmt das Messer von Sirgal und betrachtet es eingehend. Es wurde schnell offensichtlich, dass hier ein kundiges Auge die Klinge betrachete, ehe er es in der hohlen Hand verschwinden liess. "...Ich werde gut...darauf Acht geben...", versprach er. Blake wollte ihr beim Umdrehen helfen, konnte sich jedoch aus eigener Kraft kaum rühren...
Es war eben jener Dolch, den sie im Fühjahr in einer Wahnsinnstat Inat Laronn in den hals gerammt hatte. Jeder normale mensch wäre binnen Sekunden verblutet. Ein Halbdrache jedoch nicht. Es war schon ein Wunder, dass die Klinge unbeschädigt geblieben war. Sirgal hatte ihn gesäubert, die Klinge war frisch abgezogen und sehr scharf. Der Griff war ganz mit schwarzem Stoff gewickelt.
Sie nahm wieder die Deckenrolle und gab sie Blake so vor den Körper, dass er das obere Knie darauf ablegen konnte, ebenso den oben liegenden Arm. Dann deckte sie ihn bis an die Schultern zu und blieb hinter ihm stehen. "Nicht erschrecken", sagte sie leise und legte ihm die Hände auf die Schulter und in den Nacken.
Blake wusste nicht, was es mit der Vergangenheit dieser Klinge speziell auf sich hatte- woher auch? Doch sie fühlte sich gut an in seiner Hand und gab ihm etwas mehr Sicherheit.
Er blieb ganz ruhig liegen, als Sirgal ihm die warmen Hände in den Nacken und auf die Schulter legte- nur der Hauch einer Gänsehaut verriet den Grünäugigen. Spuren von Krieg waren auf seinem Rücken zu finden- etwas, was ihr vielleicht nicht aufgefallen war, als er blutend auf dem Tisch gelegen hatte...
Sirgal hatte ihm ein leichtes Hemd anziehen lassen, ebenso trug er eine weiche hose. Sie hatte schon so viele Männer mit Narben, die bis in die Seele reichten, in den Händen gehabt, dass sie es nur am Rande registrierte.
Sir griff nach oben in seinen Haaransatz, staunte wieder einmal über seidenweiches Haar bei einem Mann und strich erst einmal mit leichtem Druck wie bei einer vorsichtigen massage seinen Nacken und die Schultern aus. Nach und nach wurde sie sanfter - ließ immer wieder eine hand einfach liegen. Unter der wurde es dann sehr warm. Schließlich legte sie ihm die Hände einfach nur noch auf. Die Wärme durchdrang alles. Kleidung, Haut, Muskeln... manch einem war diese Nähe bis in die Seele gedrungen, und oft hatte sie schon denjenigen dann weinend im Arm gehabt, weil sich Blockaden lösten.
Als Sirgal nach oben griff, neigte er den Kopf ein wenig, damit sie mehr Platz hatte. Seine Haare waren nahezu Schwarz und lang genug, um hineingreifen zu können. Bereits nach wenigen Momenten hatte Blake die Grünen Augen geschlossen und liess sich völlig fallen- ein ziemlicher Vertrauensbeweis. Sirgal würde schnell merken, wie er allmählich sein angespanntes Wesen von vorhin verlor. Angenehme Schauer jagdten hin und wieder durch den geschwächten Körper, wobei sein Gesicht nach kurzer Zeit ein ungewohnt sanftes Lächeln zeigte. Tatsächlich rannen Blake irgendwann ungewollt einzelne Tränen aus den geschlossenen Augen, doch weder sein Atem, noch sein Herzschalg verrieten, dass diese Behandlung ihn mit der Zeit sehr tief berührte...
Sirgal erwartete, dass die anderen irgendwann zurückkamen, doch sie blieb dicht bei Blake. Als sie mit den Händen langsam weiter über seinen Rücken wanderte, setzte sie sich in die Beuge seiner Beine und ließ eine Hand auf dem Rücken, die andere legte sie ihm auf das Sonnegeflecht und verweilte so. Es war ein Griff, den sie oft bei Verletzten anwandte, die zutiefst erschrocken oder geschockt waren. Zuletzt hatte sie Allister so gehalten, als der Geist ihn zusammengeschossen hatte. Sie strahle eine sehr große Ruhe aus, und die Wärme sollte auch Herz und Seele erreichen.
Es kribbelte ungewohnt, fühlte sich jedoch nicht schlecht an. Nun kam Blake's Atem doch einen Moment lang zitternd, als sich das Gefühl von Wärme und Sicherheit in ihm ausbreitete, der Grünäugige schluckte schwer...