RE: Die Ausbildung der Sondereinheit - 6

Tha'Risha nahm Aufstellung, zog einen Pfeil auf und schoss. Er traf das Ziel aber nicht mittig. Sie hob die Augenbraue und sah kurz zu AlyT'riss. Gut, minderwertiger Bogen, aber dennoch. Die nächsten drei Pfeile saßen.

Faris tat sich auch nicht schwer, auch wenn sie den Bogen nicht schätzte.
Es dauerte etwas, bis sie mittig traf.

Wazag hingegen fand keinen Bogen in passender Bespannung. Sie waren alle zu 'weich'.
Sie griff schließlich zu einem scheinbar sehr alten, harten, geraden Bogen. Ihre Finger rieben über die Sehne - dann leckte sie die Finger an und strich erneut darüber.
Als sie den Bogen aufzog, knackte er verdächtig...

Es war eine Bewegung. Pfeil aufnehmen, nocken, spannen, zielen und Schuss. Die Halbdrow traf und ihr Gesicht wurde zu einer harten Maske. Er will eine Kriegerin, er soll eine kriegen. Er will keinen Rang, den brauchte sie nicht.
Erinnerungen kamen in ihr hoch:
Eine bedeutend jüngere Tha'Risha stand im Schatten einer großen Eiche. Sie hatte einen aus dunklem Holz gefertigten Bogen in der Hand, die Wurfarme waren reich verziert und das Griffstück mit dunklem Leder bezogen. "Beine weiter auseinander!" knurrte sie eine tiefe Männerstimme an und schon schlug ihr jemand mit einem Stab auf die Waden. "Den Arm nicht ganz ausstrecken! Ja, so ist besser!" Die Halbdrow bemühte sich sichtlich. "Und nun wie ich es dir gezeigt habe!" Tha'Risha schoss und verfehlte das Ziel. Die 'Belohnung' dafür war ein Schlag auf den Rücken. "Nochmal!" Blanker Zorn und unendliche Wut standen ihr im Gesicht, als sie den Bogen erneut spannte. Diesmal streifte sie das Ziel udn wieder erntete sie einen Schlag. "Manchmal glaube ich, es war etwas übereilt, dich aufzunehmen. Lern zu kämpfen und zu schießen, sonst finden wir sicher jemanden, der sich deiner annimmt!"Sie übte den ganzen Tag und die folgende Nacht bis ihre Finger blutig waren. Ihr Rücken schmerzte wegen den ganzen Schlägen, doch sie wurde zusehends besser. Sie hatte ihn gehasst, da er ihr ihr Können einprügelte, doch dieser Hass machte sie stark und unerbittlich. Damals gewöhnte sie sich ein gewisses Verhalten an, dass sie mühsam ablegte. Doch nun gewann es wieder die Oberhand. Es machte sie nicht gleichgültig, aber es schützte sie, auch wenn es einsam machte.
Tha'Risha schoss und traf.
Ihre Gedanken kreisten um so viel, auch um AlyT'riss. Sie mochte ihn nicht. Wenn sie ihn ansah, sah sie keinen Drow-Krieger, sondern jemanden, der krampfhaft versuchte, jedermanns Freund zu sein. Yaru hatte ihr etwas über seine Vergangenheit erzählt, aber das machte es nicht besser. Im Gegenteil...
Für Tha'Risha war er immer zu nah, zu verständnisvoll und allwissend. 'Er will eine Kriegerin, gut, die wird er bekommen,' dachte Tha'Risha. Sie überließ ihren Instinkten alles weitere...

Ihr letzter Pfeil, der noch auf der Sehne lag, bohrte sich wenig später ins Ziel. Tha'Risha nachm den Bogen runter und schaute zu ihm.

Völlig ohne eine emotionale Reaktion stiefelte die Halbdrow los und sammelte ihre Pfeile ein. Sie hatte gut getroffen und ließ sich das Schießergebnis nicht madig machen.
Wieder am Schießpunkt angekommen, tauschte sie ihren Bogen mit dem Sargtlin neben sich, spannte ihn kurz zur Probe und schoß dann zweimal auf das Ziel, wie angeordnet. Die Pfeile waren kaum zehn Zentimeter auseinander.

Tha'Risha nahm den Pfeil auf, beobachtete eine volle Bewegung der Scheibe und schoss. Treffer. Bei jedem Schuß wartete sie, bis die Scheibe eine bestimmte Position eingenommen hatte, so hatte sie immer denselben Ausgangspunkt. Mit drei von vier Pfeilen in der gewünschten anordnung beendete sie die Übung.

Sie wiederholte ihre Leistungen immer wieder. Zwar gehörte der Bogen nicht unbedingt zu ihren bevorzugten Waffen, doch sie hatte den Umgang mit ihm hart trainiert.
Nicht zuletzt hat sein Stock ihr die Lektionen eingebläut

Sie stützte sich sacht auf den Bogen und beobachtete ihren Nachbarn, den Drow-Sargtlin. Nach dem ersten Schuss korrigierte sie seinen Stand, indem sie ihm mit dem Bogen gegen die Schienbeine 'tätschelte'.
Sie beschrieb ihm, wie sie bei beweglichen Zielen vorging, nicht das Ziel verfolgen, sondern einen fixen Punkt ausmachen, wo das Ziel 'vorbeikommt'. "Das ist das erste. Beobachte das Ziel und warte, bis es da ist, wo du es haben willst."