Noch mit den Worten "Aber wie?" streckte sie die Hände wieder aus, Nadel und Faden in der Hand. Sie fühlte den Schnitt, wusste was zu tun war. Und als sie die Stiche zu setzen begann, liefen ihr die Tränen über die Wangen. Das hier war das Schlimmste, was er ihr antun konnte. Jeder Schmerz, jedes Versagen in welcher Disziplin auch immer - war nicht so schlimm, wie der Schmerz, der er ihr in dieser Übung, in diesem moment zufügte. Er zwang sie zu etwas, dass ihr zutiefst zuwider war - und sie tat es nur und ausschließlich für ihn.
"Sehr gut." sagte er Konzentriere dich auf die Aufgabe." er wartete bis sie die Ersten Stiche getan hatte und die ersten Knoten gesetzt. "Das reicht." sagte er und nahm ihre Hände in seine. "Du siehst du kannst es!"
Sie sah ihn mit geröteten Augen an, hatte den Kopf noch etwas gesenkt. sie wollte nicht, wollte weg von dieser Situation, nicht mehr darüber nachdenken müssen...
Es lag eine Qual in Faris blick, die er so noch nie gesehen haben sollte. Das hier war einen Schritt zu weit gewesen und tat ihr weh - sehr weh. Sie wusste um die Aufmerkasmkeit der restlichen Schüler, wusste was Wazag da gerade für sie tat. Sie wusste auch, dass Aly'Triss ihr eigentlich helfen wollte... Noch während sie ihm in die augen sah, liefen die Tränen erneut, Ausdruck ihrer Pein.
Er sah sie gelassen und ausdruckslos an. Dann nickte er. "Ihr beiden seit für heute durch." sagte er ruhig und stand auf. "Geht rüber in den Aufenthaltsraum." er holte tief Luft "Wazzag dich werde ich später nochmal brauchen. Nun raus mit Euch beiden."
Er sah ihr nicht nach, sondern setzte seine Aufgabe fort und begutachtete wieder was die anderen erreicht hatten. Hier und da gab s ein Lob oder einen Ratschlag wie er es besser machen konnte. Aber über den Zwischenfall verlor er nichts. So gelangte er auch an Tarkons Seite und beobachtete seine Arbeit. Eine erfahrene Hand. "Bwael." sagte er und klopfte ihm die Schulter.
Tarkon freut sich über das Kompliment und strahlt über das ganze Gesicht. Er war noch recht neu und wollte kene Fehler machen. Zum Glück hat er ein gewisses Händchen, was diesen Heilkundekram angeht.
Wazag hatte Faris hinausgebracht und drückte sie draußen an die kalte Hauswand. "Komm zu dir! Es ist vorbei, hörst Du?"
Faris nickte zwar, rang aber immernoch um ihre Fassung. Schließlich brachte Wazag sie einige Schritte vom Haus weg und runter zum bach. Dort nahm die Aelkri Faris an beiden Schultern und sah sie an. "Danke für das, was Du für mich getan hast, Faris." sagte sie ernst.
Verwirrt sah Faris auf. "Wieso? Was?"
"In meiner Kammer..."
Faris nickte. "War doch selbstverständlich."
Wazag schüttelte den Kopf. "Nau - war es nicht. Du hättest... anders reagieren können."
"Wazag, ich... Aly'Triss ... Rel'nag war nicht da, darum habe ich es Khyl'Lian berichtet. Dass Tha'Risha da war, wusste ich nicht..."
"Der An'kin passt auf, Faris."
"Manchmal nicht. Warum tut er mir das an?" Hilflos richtete sich ihr Blick auf Wazag.
Die Aelkri stand ruhig vor Faris. "Was genau war so schlimm?"
Faris erzählte stockend, was in ihr vorging. "Ich.. kann ihm nicht weh tun. Er ist mir sowoeso noch böse wegen dem Abgreifen vom Pferd. Da haben wir ihn schon verletzt... und.. der Schnitt... ich..." Als sie endlich zu weinen begann, hielt Wazag sie eine Weile fest und wartete, bis sie sich von selbst beruhigte. Dann erst brachte die nur - oder schon? - fünf Jahre alte Aelkri die Soldatin in ihre Räume. Sie gab ihr einen besonderen Kräutertee zum Trinken, der sie zur ruhe bringen würde. "Bleib hier. Es ist gut, Faris." Damit ließ sie die Menschenfrau allein und kehrte zu dem Kurs zurück - allerdings mit ihrer eigenen Tasche. Sie konnte sich denken, warum Aly'Triss sie brauchte.