Das, was Ry'Kah dieser Schritt Tha'Rishas 'angetan' hatte, war nur zu deutlich zu sehen - und spätestens jetzt sollte Khalek klar sein, warum Ry'Kah so elend aussah. Der Magus wusste ja um die enge Verbindung zwischen den beiden Frauen.
"Xas", war die leise Antwort Ry'Kahs, aber sie sah nicht auf und vermied es eine Weile, Khalek anzusehen.
Ein Moment der Stille trat ein. Erst nach einier Zeit des Bedenkns eröffnete Khalek wieder das Wort.
"Und wie gedenkst du nun dagegen vorzugehen, Ry'kah? Soll ich meinen Lehrauftrag entzogen bekommen? Oder soll ich sie nach der Manier der Chaosmagier trainieren? Oder wünscht, dass ich auf sie Einfluss nehme? Was willst du? Ich diene zwar dem Land Sel Tac'Zil und dem Que'llar Arab'ghym, aber zu aller erst diene ich DIR."
Ganz langsam hob Ry'kah den Blick. Diese Worte waren wie sanfte Streicheleinheiten gewesen - und sie war sich nicht sicher, ob Khalek sie auch so meinte.
Sie brauchte einige Zeit, bis sie überhaupt fähig war, zu antworten, und dann war ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern: "Halte die Erinnerung in ihr wach, Khalek. Sorge dafür, dass sie uns nicht vergisst. Unterrichte sie, aber so, wie DU es meinst - nicht nach den Prinzipien des Chaos. Dass, was Du in ihr berühren kannst, ihre Seele, wird man an anderer Stelle noch früh genug beeinflussen."
ZitatUnterrichte sie, aber so, wie DU es meinst - nicht nach den Prinzipien des Chaos.
Was waren denn genau seine Unterrichtsmethoden?
'Lernen durch Schmerzen!'
Diesen Grundsatz hatte er vor Jahren selbst übernommen - und zwar aus dem Chaoskult, dem er einst diente! Diese Vergangenheit, die er vergessen wollte, lebte wieder in ihm auf. Seine damalige Zeit im Chaoskult auf Mythodea. Knapp über einem Jahr lang hat er Tzeentch gedient und ihm dann den Rücken zugewandt.
Und dann holt es einen doch wieder ein...
Nur sein zweiter Grundsatz hat ihm bisher geholfen, nicht wieder dem Chaos und besonders Tzeentch mit seiner verlockenden Macht anheim zu fallen:
'Geduld und Disziplin!'
Tzeentch-Hexer respektierten nicht die Magie - sie benutzten sie nur! Und aus diesem fehler hatte Khalek gelernt. Wenn man nicht diszipliniert genug war, verschlang einen die magie irgendwann, wenn man einen Fehler begangen hatte - und Fehler passieren dann ohne den nötigen Respekt sehr sehr schnell.
Aber unterschied sich somit seine Lehrmethode so grundlegend von der des Chaos? Eher nicht. Zuviel vom Chaotischen, zuviel von Tzeentch, zuviel des Warp steckten noch in ihm. Er durfte seine Vergangenheit nicht vergessen. Sie war ein Mahnmal!
Orcus, sein neuer Herr, nahm ihn das Zeichen des Tzeentch, welches er durch die damlige Weihe bekam und brannte stattdessen seine eigene Rune auf Khalek. War das jetzt soviel besser? oder ist er von einem Tyrannen zum Nächsten gesprungen?
Alte Erinnerungen wurden wach und Khalek dachte eine sehr lange Zeit über alles in Ruhe nach.
Ry'Kah brauchte genau diese Zeit, um sich zu sammeln und wieder fassen zu können. Sie war wieder so nah am Zusammenbruch, dass sie jetzt eine Mauer aufzog, damit es sie nicht noch mehr verletzen konnte. Ihr Gesicht wurde zu einer Maske von kühler Unnahbarkeit. Einzig der Schmerz in ihren Augen verriet, was wirklich in ihr vorging.
Khalek schüttelte leicht seinen Kopf und erwachte wieder aus seiner Trance.
"Ähm ... ja ... wie du meinst. Natürlich!"
Er trank wieder ein Schluck von seinem Tee und befand, dass er was stärkeres brauchte. Er stand aus seinem Sessel auf, ging zu einer der Vertäfelungen, betätigte sie und der Meschanismus, der durch den Druck ausgeübt wurde, trieb die Zahnräder und Gegengewichte an, die eine versteckte Luke offenbarte.
"Willst du auch etwas Stärkeres trinken, Ry'kah?"
Er nahm zwei Gläser und einer Flasche mit der Aufschrift "Xarianischer Kartoffelschnaps". Er Ging zurück zu seinem Sessel, setzte sich, stellte die beiden Gläser auf den Schrebtisch, öffnete die Flasche und goß in beide Gläser etwas von der klaren Flüssigkeit ein.
Khalek zuckte mit den Schultern, nahm die Kanne mit Tee und schenkte Ry'kah eine weitere Tasse mit dem Kräutertee ein. Dann nimmt er sein Glas, erhebt es zum Wohle und schluckt es mit einem Male weg. Eine wohltuende Wärme macht sich in seinem körper breit.
Das habe ich jetzt gebraucht!
"Gut, ich werde wie immer mein Bestes geben. Und kann ich dir auch etwas Gutes tun? Bitte sag es mir!"
Sämtliche gesichtszüge entglitten Khalek. Seine Antwort daraufhin bestand nur, dass er Ry'kahs Glas mit dem Kartoffelschnapps nahm und es mit einem Schluck hinunterwürgte.
Khalek sah sich die Flasche genau an, goß sich nochmals, brachte dann die Flasche weg udn betätigte den Mechanismus zum verschließen der Luke. Dann setzte er sich wieder hin, nahm das Glas und sah mti ernstem Blick Ry'kah an.
"Willst du mir noch eine vergleichbare Botschaft mitteilen? Was soll ich denn mit Tha'risha anfangen? Ich kann nur noch Theorie lehren. Wie weit ist sie denn? Un dwie schaut es dnen bei dir so aus?"
"Tha'Risha beherrscht einige grundlegende Zauber und interessiert sich viel für Ritualkunde. Nebenbei - das Tor zum Reich der Toten öffnet sie mit Bravur! Außerdem ist sie in vielen Magietheorien bewandert..."
"Naja, mal sehen. Erstmal wird viel Theorie kommen und wenn Zauber, dann keine Gefährlichen. Außerdem muss ich erstmal in Ruhe ein Ernstes Wort mit ihr und ihrem Weg reden. denn mich trifft es so gesehen auch, als ihr Lehrmeister - oder sollte ich eher sagen, als sekundärer Lehrmeister? Yaru wird sie sicherlich unterrichten und um ehrlich zu sein, ist ihre Loyalität nicht mehr gewährt. Es klingt hart, aber sie dient nun einem Gott, der nicht ohne Grund als der 'große Intrigant' bekannt ist."
Khaleks Worte waren mit vollem Ernst ausgesprochen worden.