RE: Westlich der Grenzen Sel Tac'Zils, Taverne zum Kupferkessel - 47

"Nein, das müsst ihr nicht, Hrothgar. Aber einen unabhängigen Bürgen zu haben, wäre gut. Schaut nicht mich an, ich bin keine Gute Wahl. Ich bedeute in letzter Zeit nur Ärger." Sie schmunzelte.
"Aber ihr könnt auch an der Grenze um Passage bitten. Gebt nur einen triftigen Grund an."

Hrothgar zog seine linke Augenbraue hoch. "Ihr bedeutet Ärger, Legendenweberin? Das kann ich mir nun so gut wie nicht vorstellen, mit allem Respekt." Er lächelte und verkniff sich eine Bemerkung über die erste Bemerkung mit der Legendenweberin.

"Aber wenn ihr Ärger bedeutet, kann ich euch ja auch nicht als Bürgen angeben. Aber wäre es möglich, euch als triftigen Grund anzugeben? Also einen Besuch in eurem Haus?"

OT: Ich hab leihweise den Lap meiner Schwester hier stehen

"Wie gesagt - ich bin für Sel Tac'Zil wohl grade so etwas wie ein rotes Tuch. Ich sollte mich unauffällig verhalten. Aber wenn ihr mich besuchen wollt... ich fürchte, ihr werdet Euch einiges an Fragen gefallen lassen müssen, wenn ihr zu mir wollt."

Hrothgar war die Enttäuschung an zu sehen. "Sehr schade, ich hätte mir die Stadt gerne angesehen. Oder gibt es jemanden, den ich statt eurer als Bürge angeben kann?"

"Die, die ich kenne, sind weit verstreut. Und ich fürchte, weniger als die Hälfte davon wären in Sel Tac'Zil gern gesehen, wenn die Landesführung davon wüsste."
Ein spitzbübisches Lächeln glitt über Sirgals Gesicht.
"Versucht es einfach. Mehr als Abweisen kann man Euch nicht."

Hrothgar lachte. "Ich kann sehr eigensinnig sein, wenn es darum geht, etwas zu erreichen." Er überlegte.

"Legendenweberin, mein Eidherr verlangt meine Dienste, denn die Sturmzeit ist vorbei. Ich muß also so bald als möglich zum Hafen. Es ist wahrscheinlich, das ich ihn zuerst von Norgay zu seiner Baronie fahren muß. Sollte das der Fall sein, dann wird er dort eine gewisse Zeit verbringen, um alles dort zu regeln."

Hrothgar lehnte sich zurück. "Mein Vorschlag wäre folgender: ich bringe meinen Eidherrn zu seiner Baronie, und segle, seine Erlaubnis voraus gesetzt. wieder zurück. Dann reite ich nach Gullminne. Und glaubt mir, ich werde sehr bald an eure Haustür in Gulminne klopfen." Das berüchtigte Grinsen, das Sirgal schon von ihrer ersten Unterhaltung kannte, blitzte auf.

"Da ich keinerlei Ahnung davon habe, das ihr im Moment in wenig in Ungenade gefallen seid, werde ich ausgesprochen überrascht tun, und mich als unwissender Händler ausgeben, der euch eine Lieferung seltener Tinten überbringt. Was haltet ihr davon?"

"Norgay?" fragte sie zunächst nach.
"Der nächste Hafen ist S'Gravenhage - oder Hamaria im Norden..."

"Norgay" bestätigte Hrothgar lächelnd. "Aber ihr seid noch nie mit mir gefahren, geschweige den mit der "Des Roten Atem". Es ist eins der schnellsten Boote, die ich je die Ehre hatte zu führen. Und meine Mannschaft ... " Hrothgar lächelte verschmitzt.

"Von hier aus wäre ich in etwas mehr als zwei Tagen auf meinem Boot. Es müßte voll ausgerüstet sein, dann wäre ich ... " Hrothgar schaute in sein Log, und rechnete in Gedanken "... 10 Tagen wieder zurück."

Hrothgar lächelte Sirgal an. "Also ehrenwerte und hochwürdige Legendenweberin Sirgal, Scriptorin des Herrn des Wissens und der Zeit, darf ich euch in 12 Tagen in Gulminne besuchen?"

"Ihr ... ja, warum nicht."

"Gut, dann ist das abgemacht. Und nun werde ich mich zurückziehen, und vor dem Aufbruch noch ein wenig schlafen." Hrothgar stand auf und verbeugte sich tief vor der Legendenweberin. "Erlaubt mir bitte, das ich die Rechnung für euch begleiche beim Wirt." Dann drehte er sich um und ging in der Abenddämmerung zum Eingang der Taverne.

Er drehte sich nochmals um. "Wißt ihr eigentlich, welche Ehre es mir ist, das ich euch kennen darf?" fragte er nochmals lächelnd, und verschwand im Eingang.

Sirgal lachte daraufhin nur leise.
Sollte er versuchen, bei Mika etwas zu bezahlen für sie - er würde es ohnehin nicht nehmen. Wenn Hrothgar wüsste... Es war Sirgal, die einen Teil dieser Taverne unterhielt.

Die Tür der Taverne „Zum Kupferkessel“ schwang langsam auf. Ein Mann trat ein, schloss die Tür und sah sich langsam im Schankraum um. Dann trat er zu dem Gastwirt Mika, und sprach ihn an: „Der Blaue zum Gruße Meister Mika, ich suche Sirgal, die Legendenweberin.“

Mika betrachtete den Mann, der ihn so gegrüßt hatte. Sein Gesicht kam ihm bekannt vor, allerdings wirkte er jetzt vollkommen anders, was wohl auch zum Teil an der Kleidung lag, die er trug. Ein langer, dunkelblauer Mantel, der Ähnlichkeit mit einem Militärmantel hatte, schwarze Stulpenstiefel, eine dunkle Hose, ein weißes Rüschenhemd, darüber eine Weste, ebenfalls dunkelblau. Neben einem Bandana trug er einen Hut, der mit Federn geschmückt war. Auch waren die Waffen andere, als Mika diesen Mann zum ersten Mal gesehen hatte. Ein schweres Rapier an der rechten Seite, dessen Griffkorb dunkelblau schimmerte, ein Gurt mit Wurfmessern, ein Parierdolch waren sichtbar.

„Verzeiht Herr, aber seid ihr nicht dieser Bootsmeister ….?“ Der Mann hob die Hand, lächelte, und antwortete: „Hrothgar Olafson, Käptn und Eigner der ‚Blaue Schwinge’ aye, das bin ich.“

Mika nickte. Der Mann war ihm vertraut, aber auf der anderen Seite so fremd, das er sich wunderte wie ein Mensch sich derartig verwandeln konnte. „Die Legendenweberin ist nicht da, aber ich kann ihr eine Nachricht zukommen lassen, wenn ihr dies wünscht.“ Hrothgar nickte. „Tut das bitte, ich muß mit Sirgal reden, und zwar dringend.“ Hrothgar beugte sich vor, und sprach mit leiser Stimme weiter: „Sagt ihr in der Nachricht, es ginge um Mae.“

"Es wird ein paar Tage dauern." gab Mika zu bedenken.

Dennoch entsandte er wenig später eine Taube, die nach Osten flog.

Hrothgar nickte. "Das war mir klar, ich hoffe, ihr habt noch ein Zimmer frei, möglichst mit einem Schreibtisch, ich werde solange warten und einiges aufarbeiten."

"Schreibtisch nicht direkt, aber einen guten Tisch hat jedes Zimmer." Er wies dem Mann einen Weg nach oben und gab ihm einen Schlüssel mit.

Hrothgar würde am Ende des Flures einen hellen Raum mit Bett, kommode, Waschtisch und einem Tisch unter dem Fenster mir zwei Stühlen finden.