Sie fand sie und dann war das Wasserkochen auch schnell erledigt, zumal es einen richtigen Herd gab und nicht nur eine offene Feuerstelle. Lukarde brachte zwei einfache Becher, die sie gefunden hatte. "Da geht mehr rein", lächelte sie.
Calimar vertiefte sich dann wieder ind ie Schriften und versuchte anhand der bisherigen Erkenntnisse weitere Buchstaben zu enträtzeln. Vor allem konzentrierte er sich auf wörter welche bis auf ein oder zwei buchstaben schon übersetzt waren um so den Schlüssel zu verfollständigen.
Lukarde brachte erst die Becher, dann rumorte sie noch ein wenig in der Küche und suchte eine kleinigkeit zum Naschen zusammen, was sie auf einen Teller tat und mitbrachte. Sie hatte etwas Obst gefunden und zubereitet. Schließlich goß sie Calimar und sich von dem - vorgesüßten - Tee ein, die Becher aber auf einem Beistelltisch platzierend.
Lukarde nahm ihren Becher und das Blatt, auf dem sie geschrieben hatte und sah aber irgendwie durch das Blatt hindurch. "Warum ist mir das so vertraut?" fragte sie, ohne zu merken, dass sie es ausgesprochen hatte.
Calimar würde nach einer Weile den Anfang der Schriftrolle übersetzen können: Lange ist es her, dass man von dem Kelch hoerte. Schon vor vielen Jahrzehnten, als ich selbst noch Novize war, galt er als eine Legende. Viele haben sich auf die Suche nach dem Kelch gemacht, und Spuren fuehrten in aller Herren Laender. Ebenso Viele fanden den Tod auf der Suche nach dem Kelch und seiner Wahrheit... Man sagt, der Kelch sei so alt, wie das Leben selbst, aber das halte ich fuer einen Mythos. Ich lebe nun schon seit mehr als einem Menschenleben hier oben in den Bergen und habe die Suche zu Gunsten meiner Seele auf sich beruhen lassen. Dennoch will ich niederschreiben, was man mir ueber diesen Kelch sagte, und was ich herausfinden konnte, um das Wissen zu bewahren. Und wer weiss – vielleicht findet er sich in irgend einer fernen Zukunft ja wirklich in irgend einem entlegenen Winkel dieser Welt.
Diesmal antwortete Lukarde nicht. sie starrtte auf die Schriftrolle und sah doch durch sie hindurch, den Tee vergessen in der Hand.
Die aeltesten Schriften, die heute lange zerfallen und zu Staub geworden sind, berichteten von einer Glaubensgemeinschaft, die sich ganz dem Schutz des Kelches verschrieben hatte. Sie dienten dem Wissen um den Kelch, aber auch der Heilkunde und dem uralten Wissen um die Kraeuter, deren Anbau und Verwendung. Sie waren ein Orden, der mit dem Schwert umzugehen wusste, um den Kelch und sein Geheimnis zu schuetzen, und viele Mysterien gesammelt hatte, die ihm zu einer grossen weltlichen und mystischen Macht verhalfen. Sie waren die Hueter des Kelches.
Man sagt, der Kelch habe Wunderkraefte. Man sagt, er wuerde jenen, die leidend im Sterben liegen, den Weg erleichtern und jenen, die zu unrecht den Tod fanden, das Leben wiedergeben. Man sagt aber auch, dass seine Macht toedlich sei...