"...Für mich nicht, danke.", kam es von Amira, die ein wenig von dem Eis von der Wand gekratzt hatte, um sich zumindest das Blut aus dem Gesicht zu entfernen. Bis auf den Husten und den versteckten Schmerz in den Augen, machte sie einen recht guten Eindruck.
Als sie mit ihrer 'Reinigungsaktion' fertig ist, hockt auch sie sich nah an das keine Feuerchen und starrt in die Flammen, was ihren Augen einen seltsamen Glanz verleiht. Augenscheinlich macht die Kälte ihr nicht viel aus. "...Geht es ein wenig besser?", fragt sie schliesslich leise in Sirgal's Richtung.
Amira nickt beinahe unmerklich und greift in einen Gürtelbeutel. Nach einigem herumwühlen, fördert sie ein paar weiche, warme Lederhandschuhe zu Tage und reicht sie Sirgal unauffällig. "Gib' sie mir zurück, wenn wir wieder an Bord sind.", raunt sie kaum hörbar.
"Es wird vergehen.", entgegnet Amira leise, "Ou...Zuber- das wär jetzt schön...Und anschliessend eine entspannende Massage und ein warmes Bett..." Sie seufzt versonnen. Dann kommt der Befehl zum Aufbruch. Nur knapp verkneift sie sich ein Grummeln und hustet stattdessen kräftig in ihr Tuch, ehe sie sich steif auf die Beine stellt. Sie reicht Sirgal eine Hand. "Na komm- ich denke, wir wollen die Herren lieber nicht warten lassen..."
Sirgal nimmt die hand nicht an - es würde zu weh tun. Mühsam kommt sie wieder auf die Füße und rollt die Decke zusammen, um sie Amira zurückzugeben. "Darf ich dir den wieder wegnehmen?" fragt sie Allister und erbittet ihren Mantel zurück. Als sie ihn warm wiederbekommt und anzieht, bleibt ihr Blick ein weiteres Mal lange an ihm hängen, bevor sie sich irritiert abwendet. Diese Wärme... so vertraut...
Viktor erwachte eigentlich ziehmlich ausgeruht, aber hungerig. Ers tbegrüsste er Sirgal, Amira Allister und Kell: "Morgen", dann schlang er das Frühstück runter wie eine verhungernder Wolf. Er steht nach dem essen auf und hilft wo er kann und es nötig ist um auch dem Rest der "Reisegruppe" auf die Beine zu helfen. Und wartet zusammen mit den Anderen dann an dem Tor darauf weiterzuziehn. Alles in allem tut er sein Bestes ungefährlich und dienstbeflissen zu wirken.
Der Tag ließ sich an, wie der Vorige - ein steter, langer Marsch eingekreist von den Soldaten. Eine kurze rast am frühen Nachmittag und dann erneutes weitermarschieren, wobei es stetig abwärts geht. Die Wege sind unter dem Schnee vereist und so mancher Sturz kommt vor. Von dem verletzten Hauptmann ist eine ganze Weile nichts zu sehen, doch es gibt verschneite Spuren eines Fuhrwerks, denen sie den ganzen Tag folgen. Am späten Nachmittag beginnt es wieder heftig zu schneien, so dass man bald nicht mehr die Hand vor Augen sehen kann und alle nur noch wandelnde weiße Gestalten sind.
Sirgal ist inzwischen immer mal wieder am Husten. Die kalte Luft schmerzt in den Atemwegen und macht das Laufen schwer. Sie trottet Allisters Gestalt nach, stets hinter seiner linken Schulter. Bei Einbruch der nacht erreichen sie erst einen anderen Hof, wo man sie in Stallungen unterbringt.
Hier gibt es zumindest eine gewisse Matte aus Stroh, die die Kälte von unten abhält. Die Tiere sind in einem Teil des Laufstalles zusammengetrieben, so dass Platz für die Gefangenen ist. Feuer würden sie hier nicht machen können. In den Abteilungen des Stalles finden sich kleine Gruppen zusammen - so wie sie auch schon in der letzten Nacht gelagert hatten.
Sirgal geht noch ein paar Schritte, lässt sich dann an einer der Trennwände in das Stroh sinken und bleibt dort einfach hocken. Solche Gewaltmärsche war sie nicht mehr gewöhnt.
Amira hatte sich- wie am Abend zuvor- einen Moment lang mit geschlossenen Augen an die Stallwand gelehnt und ihre Sinne wandern lassen. Na ja, es roch zwar strenger- zumindest für Amira's empfindlichen Geruchsinn-, aber wenigstens war es hier drin um Einiges wärmer, als in der zugigen Scheune von der letzten Nacht. Mit Sorge hatte sie Sirgals Husten beobachtet- die selbst röchelte zwar auch noch von Zeit zu Zeit alles andere als gesund klingend, doch das lag an dem Restblut in ihrer Lunge. Amira hoffte, dass bald alles raus war. Auf eine Lungenentzündung war sie nicht wirklich scharf, zumal ihr der Brustkorb vom ewigen Krampfen eh schon wehtat; von den Oberschenkeln einmal ganz zu schweigen, da es ja den ganzen Tag praktisch bergab ging. Irgendwann krabbelt sie zu ihrem Rucksack und sucht ein kleines Glasfläschchen heraus. Damit bewaffnet, setzt sie sich zu Sirgal. Wortlos nimmt sie deren Hand und leert ein paar der länglichen, grünen Samen in die Handfläche. "Fenchel.", meint sie leise, "Langsam kauen- ist gut für den Hals und beruhigt." Sie hätte ihr lieber einen vernünftigen Tee gegeben- die Zutaten hätte sie da-, doch auf warmes Wasser würde sie hier vergeblich hoffen... Schon den ganzen Tag über hatte sie im Grunde garnicht gesprochen.
Sirgal sagt nichts, dazu tut ihr das Atmen zu weh. Sie hat den Kopf seitlich an das Holz der Trennwand gelehnt. Die Legendenweberin hebt die Hand nciht aml an, um die Samen entgegenzunehmen, sondern dreht nur die Handfläche nach oben. Anstatt sie in den Mund zu nehmen, bleibt sie sitzen und schließt die Augen wieder.
Kurzerhand zieht Amira ihren Mantel und Schal aus und wickelt Sirgal behutsam darin ein. Sie berührt sacht ihre Hand, in die sie die Samen gelegt hatte. "Na komm...runter damit- das hilft.", meint sie und fühlt sicherheitshalber Sirgal's Stirn, ob sie Fieber bekam...