Sie war kalt. Nase, Wangen, Stirn... Im Augenblick war Sirgal alles egal und sie ließ Amira machen. Es tat ihr nur leid, mal wieder der Schwachpunkt der Gruppe zu sein. Eigentlich wollte sie nichts davon zeigen. Erst recht nicht Allister. Aber sie konnte einfach nicht mehr.
Amira holt auch noch ihre Decke, um sie der Freundin überzulegen. Anschliessend nimmt sie ihr die Samen wieder ab ud hält sie ihr unter die Nase. "Also ein bisschen helfen musst Du mir schon.", meint sie mit einem schiefen Grinsen und rauher Stimme.
Sie seufzt und schüttelt beinahe unmerklich traurig den Kopf. "Nun gut...dann eben später...Ruh' Dich aus...", findet sie leise und füllt die Kräuter wieder in die Flasche. Dann rückt sie dicht neben die Frau und bleibt bei ihr hocken, während sie die Umgebung im Auge behielt und über sie wachte. Auch Amira kriecht so ganz ohne Mantel und Decke allmählich die Kälte in die Glieder, doch sie ignoriert es. Das Ganze ging auch ihr an die Substanz, doch sie gibt ihr Möglichstes, es nicht zu zeigen. Amira hofft, dass sie bald auf freien Fuss gelassen werden und sich dann drum kümmern konnten wieder an Bord des Luftschiffes zu kommen- dort würden sie alles vorfinden, was sie momentan dringend bräuchten.
Ganz ihrer alten Gewohnheit nachkommend, ändert sich ihre Haltung in etwas Lauerndes, als sich die Tür öffnet und zuerst zwei Wächter den Stall betreten. Als dann die Suppe und der Tee gebracht wird, entspannt Amira sich merklich. Diesmal ist sie es, die das Geschirr der Gruppe zusammensammelt und das Essen holt. Nachdem Viktor, Allister und Kell versorgt sind, holt Amira zwei weitere Portionen Tee und Suppe für sich und Sirgal. Wieder kniet sie sich neben die Frau und berührt sie sacht an der Schulter. "Aufwachen...", fordert sie mit sanfter Stimme, "Es gibt was Warmes..."
Amira erschrickt leicht bei dem krächzenden Geräusch. "Hier.", findet sie freundlich und hält ihr einen dampfenden Becher vor die Nase, "Frischer Tee und Hühnersuppe."
Sirgal greift nach dem Becher und hätte ihn beinah fallen gelassen. "Heiß." Alles, was sie tut ist langsam. Schwerfällig richtet sie sich etwas mehr auf. Dann registriert sie, dass Amira nichts warmes anhatte. "Zieh... Deinen Man...tel wieder an..." Sirgal war die Zunge so schwer. Sie trank vorsichtig von dem Tee, machte lange Pausen dabei.
Nur gut, dass Amira den becher nicht gleich losgelassen hatte...Sie achtet darauf, dass Sirgal auch wirklich trank und löffelt nebenher ihre eigene Schale Suppe leer- den Tee sparte sie sich für hinterher auf. "Das lass' mal meine Sorge sein.", lächelt sie freundlich auf Sirgal's Einwand den Mantel betreffend hin, "...Schön austrinken."
Nach dem Tee kann Sirgal zumindest wieder normal sprechen. "Du.. wirst zu kalt, Amira. Es reicht, wenn ich alle aufhalte. Bitte... hier ist es nicht so kalt." Dann beginnt sie auch die Suppe zu löffeln.
"Das geht schon- noch habe ich keine Eiszapfen an der Nase.", meint sie mit einem schiefen Grinsen und widmet sich nun ihrem Tee, "Keine Sorge, ich hole ihn mir wieder, wenn es morgen weitergeht." Es war zwar sehr lange her, doch gewisse Dinge verlernte sie nicht im Laufe der Zeit. Das Alles hier erinnerte Amira an die Zeit in der Herberge. Wenn es auf dem Heuboden zu kalt wurde, durfte sie im Gästestall bei den Pferden schlafen- ganz ähnlich wie hier. Damals hatte sie auch keinen wirklich warmen Mantel und es dennoch überstanden. Gut, sie riskierte hier gerade eine schwere Erkältung nebst Lungenentzündung, doch noch hatte sie ihre Belastbarkeit in dieser Sache nicht völlig ausgereizt. Ein zwei Nächte würde sie wohl noch durchhalten; doch dann würde Amira sich etwas einfallen lassen müssen...
"Sei nicht dumm, Amira..." doch Sirgals Gegenwehr ist matt. Sie konnte die Freundin nur bitten. Als sie die Schale leergegessen hat, fragt sie: "Wie geht es den anderen?"
Amira sieht sich kurz um. "Kell schläft und Allister döst vor sich hin und Viktor...", Amira's Blick schweift kurz zu dem Gunmage und sie kneift die Augen zusammen, "...Bin gleich zurück." Bevor sie zu dem Mann hinübergeht, dreht sie sich nochmal halb zu Sirgal um. "Schön sitzen bleiben- ruh' Dich bitte aus, solang Du Gelegenheit dazu hast.", bittet sie Sirgal und hockt sich kurz darauf neben Viktor. Amira legt eine Hand auf seinen Arm. "Brauchst Du noch eine Ladung?", fragt sie ihn sanft.
Noch bevor sie fragen kann, was los ist, fallen Sirgal wieder die Augen zu. Ihren Fingern entgleitet die leere Schüssel und sie sinkt im Stroh zur Seite. Das alles so leise, dass kaum ein Geräusch entsteht.